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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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selten mit ihm, doch wenn ich es tat, dann spürte ich immer, dass ich ein Genie neben mir hatte – ein etwas heikles, unberechenbares Genie, aber immerhin.
    Dave und ich wurden Verbündete, als er mich in einem Pub in der Nähe des Senders dabei erwischte, wie ich Würstchen mit Kartoffelbrei in mich hineinschlang, weil es mir zu peinlich war, das in Gegenwart meiner mageren, knallharten, Salat essenden Kolleginnen zu tun. Er war hergekommen, um nach einem besonders grauenvollen Tag an einem Mordschauplatz ein Pint Stella zu kippen. »So, so. Ein weitere r Verstoßener. Willkommen in meinem Ein-Mann-Team«, begrüßte er mich.
    Ich lief rot an, peinlich berührt, während Dave sich sein Bier vornahm, es leerte wie ein Glas Fruchtschorle und anschließend einen lang gezogenen, satten Rülpser von sich gab. »’tschuldigung. Ist mir so rausgerutscht. Es ist einfach nett, jemanden zu sehen, der ein bisschen weniger … ein bisschen weniger angepasst ist«, sagte er und rülpste wieder. Ich lächelte verschämt und kam mir gleich nicht mehr ganz so dämlich vor.
    Meistens – es sei denn, er hatte Ärger mit seiner Freundin – schloss sich Dave an den Gin-Donnerstagen Leonie und mir an. Wir hatten diesen Tag im zarten Alter von fünfzehn Jahren eingeführt. Die Hauptregel für einen Gin-Donnerstag war es, sich donnerstags mit Gin zu betrinken. Zehn Jahre später wurden die Gin-Donnerstage im Three Kings in Clerkenwell abgehalten, nicht weit von der Arbeit entfernt. Wir tranken jede Menge Gin (Dave schüttete ihn in sein Guinness), und Leonie verdrückte sich für gewöhnlich mit einem heißen Rechtsanwalt, während Dave mich ermutigte, dasselbe zu tun, was ich stets verweigerte. »Ich bin auf etwas Spezielleres aus als auf einen One-Night-Stand mit einem Mann in einem Nadelstreifenanzug«, hatte ich leichthin verkündet, ein paar Monate, nachdem wir uns kennengelernt hatten.
    »Unsinn«, hatte Dave erwidert. »Du bist bloß verdammt schlecht im Abschleppen, hab ich recht?«
    »Ja«, gab ich kleinlaut zu.
    Er lächelte und zauste mein Haar. »Das dachte ich mir. Egal. Ich bin mir sicher, irgendein Strolch wird dich schon bald aus den Socken hebeln«, erklärte er freundlich.
    »Von wegen! Das letzte Mal, als ich versucht habe, hier drinnen jemand anzubaggern, habe ich mit einem Zyperngriechen Mambo getanzt und ihn anschließend gebeten, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen und mit Halloumi zu füttern.«
    Dave brüllte vor Lachen. »Oh, du verrücktes Huhn«, rief er. »Das ist echt zum Schreien!«
    Das einzige Mal, dass ich Daves Gesellschaft nicht genoss, war, als seine Freundin Freya auf ein schnelles Glas vorbeischaute. Nicht, dass sie nicht nett gewesen wäre, daran lag es nicht, doch sie war so attraktiv, dass ich mir in ihrer Gegenwart vorkam wie eine Müllhalde auf zwei Beinen. Es war absurd: Sobald sie in einen Pub hineinspazierte, verstummten sämtliche Gespräche, alle starrten sie nur an. Freya war schlank und entsetzlich gesund, hatte einen schönen Pfirsichteint und sanft gewelltes Haar. Zudem trug sie Leinenkleidung und duftete stets umwerfend.
    Ich hatte erwartet, wir würden wunderbare Kumpel werden, doch nach ein paar Monaten gestelzter Konversation musste ich mich geschlagen geben. Ich hätte gern ihr die Schuld dafür in die Schuhe geschoben, aber tief im Innern wusste ich, dass es an mir lag: Sie war ruhig, vergeistigt und sanft; ich war laut, unbeholfen und dumm. Ich spielte nicht in ihrer Liga. Nichtsdestotrotz tolerierte sie Leonie und mich – und unsere derben studentischen Saufgelage – mit bemerkenswerter Geduld. Einmal, als er dachte, ich würde nicht hinschauen, sah ich, wie Dave einen sanften Kuss auf ihre sommerlich bloße Schulter drückte. Ich war neidisch. Ich hätte sie auch gern geküsst.
    Nach drei Jahren niederer Tätigkeiten in der Unterhaltung- und-Kultur-Redaktion fantasierte ich täglich davon, zur furchtlosen Korrespondentin mit einer schusssicheren Weste und einer Reihe von exotischen Verehrern aufzusteigen. »Was denkst du, wie stehen meine Chancen, eine Stelle im Auslandsressort zu ergattern?«, fragte ich daher eines Tages Hugh Gormley, den stellvertretenden Programmredakteur.
    Er schaute kurz von seinem Computer auf. »Gleich null«, sagte er und vertiefte sich wieder in seine Arbeit.
    Ich rackerte mich weiterhin ab, und endlich kam Hugh aus der Reserve. Im Februar 2008 zitierte er mich in seine Glasfestung am hinteren Ende der Redaktionsetage. Er teilte mir mit, ich

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