Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
und war weinend aufgewacht, fest entschlossen, den Kurs abzusagen. Fest entschlossen, ihn verdammt noch mal anzurufen und herauszufinden, was um alles in der Welt eigentlich los war.
Doch als ich das Telefon zur Hand genommen hatte, war ich wie erstarrt gewesen.
Stefania summte vor sich hin. Ihre Augen leuchteten, und sie hatte ihren üblichen Kleidungsstil, der stets an einen Autounfall erinnerte, radikal geändert. Jetzt trug sie ein schlichtes Rohseidenkleid, das Mum ihr vor ein paar Jahren geschenkt hatte. Es stand ihr hervorragend und ließ sie eindeutig weniger durchgeknallt aussehen. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte sie sich die Wimpern getuscht, ihr Haar sah frisch gewaschen aus und glänzte. Als sie eine kleine Buddha-Statue vor mich auf den Tisch stellte, marschierte ich zu ihr und umarmte sie fest. »Vielen Dank, dass du das für mich tust, Stefania«, murmelte ich ihr ins Haar.
Sie lachte, überrascht und erfreut, dann zog sie mich zurück und sah mir prüfend ins Gesicht. »Ist schon okay!«, sagte sie schließlich. »Das ist ein wundärrvoller Tag für mich! Warum bedankst du dich bei mir?«
»Einfach so. Du bist eine wirklich gute Freundin, Stefania.« Wie eine Mutter ,dachte ich und verspürte einen Anflug von Traurigkeit.
»Schsch, du kleiner Kohlkopf. Du gehst morgen zu einer Verabräddung, und das ist alles, was für mich zählt. Wie dem auch sei! Die Frauen werden gleich hier sein! Ich kann ihre Aurora spüren!«
»Aura«, korrigierte ich sie und zündete eine Kerze an. »Und denk dran, Stefania, ich habe den Kurs nicht organisiert. Ich möchte die Stunde lediglich genießen und Mitglied werden, klar?«
»Kein Problämm!«, erwiderte sie zackig und salutierte.
Nach und nach tröpfelten die Frauen ein – ein überspannter, aggressiver Haufen. »Hallo, Fran«, schrillte Mona Carringtons Stimme zu mir herüber. Sie kam hereinmarschiert … mit einem Mann. Einem außergewöhnlich attraktiven Mann. Aber nichtsdestotrotz einem Mann. Das hier war ein Kurs für Medien- und Werbetussis, nicht für attraktive Männer !
Ich trat auf ihn zu, um ihn zum Gehen aufzufordern, doch Stefania war schneller und hieß ihn mit einem buddhistischen Gruß – die Handflächen mit den Fingerspitzen nach oben gegeneinandergedrückt – willkommen. Ich blieb stehen. Wenn sie glücklich war, einen Mann hierzuhaben – warum nicht? Ich zuckte die Achseln. Vielleicht würden Nellie und er Gefallen aneinander finden, und dann würde sie Michael verlassen.
Fünf Minuten später, als die Damen ihre teuren Schuhe auszogen und ihre schicken Handtaschen im hinteren Teil des Raumes abstellten, fehlten nur noch zwei: Freya und Nellie Daniels. Als stattdessen urplötzlich Dave hereingeschlurft kam, eine Selbstgedrehte hinter dem Ohr, laut in seine schmutzige Hand hustend, war ich entsetzt. »Ähm … Dave?«, zischte ich. »Wo ist Freya?«
Dave machte keinerlei Anstalten, die Stimme zu senken. »Okay, Fran. Das ist echt der Wahnsinn, Mädchen! Ich habe beschlossen, selbst vorbeizukommen und mir diesen Zen-Scheiß zu geben.«
Ich starrte ihn zornig an. »Dave, das ist ein Meditationskurs für Frauen! Himmelherrgott!«
Dave lachte, zog seinen riesigen Armeemantel aus und warf ihn auf den Fußboden neben eine Schale mit Rosenblättern, die sich durch den Luftzug prompt im ganzen Raum verteilten. »Ach, Fran, ich brauche ein wenig innere Ruhe. Das passt schon! Außerdem ist ja noch ein anderer Mann da. Also, was soll der Aufruhr?«
Stefania war zu uns getreten.
»Na, Stefania, was macht die Kunst?«, fragte Dave im Plauderton, während er seine groben Stiefel auszog.
Stefania lächelte geziert. »Es ist wundärrvoll, dich zu sähen, Dave, wie immer. Ich freue mich, einen Mann in meinem Kurs zu haben. Männer machen wundärrvolle Ärrfahrungen beim Mäditieren! Du bist härrzlich willkommen!«
Dave strahlte sie an und drehte sich dann zu mir um. »Siehst du?«
Ich machte mich gerade zu einem stummen Wutanfall bereit, als sich die Tür öffnete und Nellie hereinspaziert kam. Mit einer Hand stellte sie ihr BlackBerry aus, mit der anderen zog sie an ihrem Haarband … und da war sie: die perfekte Mähne. Ich starrte sie an, plötzlich atemlos. Sie war, wenn überhaupt möglich, noch makelloser als die porzellangesichtige Rolex-Trägerin auf dem Foto. Sie war ein gutes Stück größer als ich, bestimmt eins fünfundsiebzig, und hatte die Figur einer Gazelle: endlos lange Beine, die in teuren Nahtstrümpfen steckten,
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