Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
er zornig an die Decke, dann setzte er sich plötzlich auf den Fußboden und legte den Kopf in die Hände. »Es tut mir so leid, Franny. Ich bin verrückt. Bitte, bitte, verzeih mir. Ich hatte einen wirklich schrecklichen Tag bei der Arbeit und hätte gestern Abend gern mit dir geredet.«
Mich überkamen Gewissensbisse, und ich quälte mich aus dem Bett, um ihn zu trösten. Ich schwänzte die Arbeit und machte ihm ein Mittagessen aus Tesco-Sandwiches und Mini-Schoko-Trifles, dazu gab es eine Rückenmassage und Kater-Sex, wonach ich mich noch elender fühlte.
Nach diesem Vorfall hing er noch mehr an mir. Wir wussten immer, wo der andere war, und mir gefiel es so: Michael war mein Schatten. Mein besser aussehender Schatten. Ich fühlte mich sicher, geborgen und war mir seiner Gefühle für mich absolut gewiss.
Wie zum Teufel war es ihm also gelungen, eine Affäre mit Nellie Daniels anzufangen? Wie hatte mir das entgehen können? Glaubte ich doch, über jede Minute, die er verbrachte, Bescheid zu wissen. Und warum war ich von dem »Wertvollsten, was er hatte« zu »nicht gut genug« degradiert worden?
Noch drei Tage bis zum Meditationskurs.
Kapitel achtzehn
FRAN, DU HAST EINE NEUE NACHRICHT VON ANDREW !
HIER IST DAS, WAS ER DIR ZU SAGEN HAT!
Großartig! Ja, Donnerstag habe ich Zeit. Soho? Wenn du in der Medienbranche arbeitest, fühlst du dich dort vermutlich zu Hause. Ich liebe es, all die frustrierten Medienfuzzis mit ihren Edelstahlrandbrillen, den gestreiften Pullis und ihren sinnlosen Einmal-die-Woche-Yoga-Gepflogenheiten zu beobachten. Passt es dir um 20 Uhr Ecke Frith Street/Old Compton Street? A x
»Klingt großartig, Frances, du kannst auf mich zählen.«
Das war Mona Carrington, Leiterin der Abteilung für Neue Medien bei ITN , die sich für meinen Meditationskurs heute Abend anmeldete. Stefania Mirovas Meditationskurs, wie ich behauptete. (Stefanias Nachnamen kannte ich nicht, aber er passte irgendwie zu ihr.) Ich hatte Stefania eingeschärft, mich wie alle anderen Kursteilnehmerinnen zu behandeln. Noch hegte sie keinerlei Verdacht.
Ich musste nur noch eine einzige Medientussi an der Nase herumführen, dann hatte ich es geschafft. »Ich bin Frances O’Callaghan, und ich bin ein ganz schöner Dummschwätzer«, sagte ich zu meinem Spiegelbild auf der ITN -Toilette. Ich zog einen Schmollmund, erfreute mich an meinem gepflegten Konterfei und stolzierte hinaus.
Zurück an meinem Schreibtisch tat ich so, als würde ich einen Bericht über die Brit Awards anschauen, während ich mir überlegte, wie ich meine letzte »erfolgreiche Führungskraft« rekrutieren sollte. Meiner Meinung nach gab es zwei Sorten von Menschen, die Meditation betrieben: Zur ersten zählten überzeugte, Karotten mümmelnde, Sprossen züchtende Träger von aus recycelter Wolle gefertigten, im fairen Handel erworbenen Strickjacken, während es sich bei der zweiten um wohlhabende Angehörige der Mittelklasse handelte, die in Wirklichkeit einen Scheißdreck auf Meditation, Yoga oder alternative Wellness-Methoden gaben, doch nichtsdestotrotz glaubten, dadurch anderen gegenüber im Vorteil zu sein.
Es waren diese egozentrischen Typen, die ich in meinem Kurs haben wollte. Ich wusste, dass Nellie zu ihnen zählen würde. Ich wusste es, weil sie eine persönliche Assistentin namens Tara und eine Rolex und Haare wie Cheryl Cole hatte.
Eine Nachricht von Mona Carrington traf in meinem Postfach ein: Hi, Fran. Ich würde heute Abend gern noch jemand mitbringen. Ist das okay?
Ich lehnte mich zurück und rieb mir die Hände. Meine Quote an Miststücken war erreicht: Es konnte losgehen!
Das einzige Problem war, dass ich Stefania belogen hatte. Dieser Teil war weniger erheiternd.
Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Es waren nur noch neun Stunden, bis ich Nellie begegnen würde, und die Spannung war kaum zu ertragen. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt noch so lange würde warten können. Entschlossen stand ich auf und verließ meinen Schreibtisch, um mir eine Tüte Monster Munch mit Roastbeef-Geschmack zu kaufen, die mir über die nächsten Stunden hinweghelfen sollte.
An jenem Abend, als ich Stefania dabei half, ihre sorgfältig zubereiteten gesunden Leckerbissen zu drapieren, fühlte ich mich vor Angst wie gelähmt. Gleich würde ich der Frau gegenüberstehen, die jetzt mit meinem Mann ins Bett ging. Letzte Nacht hatte ich geträumt, wie sie mit ausdruckslosem, kaltem Gesicht auf Michaels Hintern starrte, während er schlief,
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