Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Nell. Ich liebe dich. Küsse, Michael
Das BlackBerry wanderte schnell in die Manteltasche zurück. Mir war schwindelig. Das war’s also. Morgen würde ich Sex mit Andrew aus dem Internet haben, selbst wenn er sich als schielender Nazi mit faulen Zähnen und Mundgeruch entpuppte.
»Jätzt solltet ihr euch in einem Zustand sälliger Ruhe befinden. Alles, worauf ihr euch konzentriert, ist das Atmen … ein und aus … ein und aus …«, schnurrte Stefania.
Panik durchflutete mich, und ich grub meine Nägel in die Handflächen, fest entschlossen, nicht zu weinen, bevor ich zu Hause war. Was für ein Dummkopf ich doch war! Ich sah wieder zu Dave hinüber in der Hoffnung, dass sein Zustand seliger Ruhe auf mich abfärbte. Doch statt seiner zotteligen Mähne blickte ich in zwei von Knitterfältchen umgebene blaue Augen. Zwei blaue Augen, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrten.
Er hatte alles mitbekommen.
Am Ende der Stunde drehte eine freudestrahlende Stefania mit Tabletts voller gesunder Leckereien ihre Runde bei den Medientussis. Dave war unmittelbar nach dem Kurs gegangen. Ich hatte es nicht geschafft, ihm in die Augen zu blicken. Zweifelsohne würde er seiner schönen Freundin erzählen, was für ein verkorkstes Miststück ich war. Nicht dass er ihr das extra hätte sagen müssen.
Ich ergriff die Gelegenheit, mit Nellie über Spikey PR zu plaudern. Offenbar kam ihr nicht in den Sinn, dass ich nur höflich sein wollte, denn sie ließ sich lang und breit und voller Enthusiasmus über ihren neuesten Klienten aus: einen trendy Privatclub für todschicke junge Mütter in Chelsea. Für mich klang das wie die absolute Hölle: eine Phalanx von Range Rovers voller grauenhafter Frauen mit schlampig gebundenen Pferdeschwänzen, die Babys namens Claudia oder Archie auf dem Arm trugen, Designer-Kaffee schlürften und Bio-Kuchen in sich hineinstopften, während sie sich gegenseitig durch die verheerenden Nöte der Mutterschaft halfen.
»Das ist ein so reizendes kleines Projekt«, schwärmte sie. »Das haben wirklich – wiiirklich – talentierte Leute auf die Beine gestellt, musst du wissen. Sie verstehen etwas von der Materie. Sie wissen einfach, wie schwer es diese Frauen haben, wenn sie ein Kind bekommen. Frauen, die immer so erfolgreich waren, und plötzlich sind sie fix und fertig und den ganzen Tag allein. Der Club möchte sie unterstützen, eine Basis für Freundschaften bieten.«
Ich nickte begeistert. »Ja, das klingt wunderbar «, trällerte ich. Nellie warf einen Blick auf ihre Rolex, und ich spürte, wie Panik in mir aufstieg. Ich brauchte mehr. Mehr Crack. »Tja, also ich arbeite für die Achtzehn-Uhr-dreißig-Nachrichten auf ITN «, plapperte ich. »In den kommenden Wochen bringen wir eine ganze Reihe von Berichten über die Auswirkungen des Konjunkturrückgangs … und dabei schauen wir natürlich auch darauf, inwiefern Privatclubs, Fitnessstudios und was weiß ich nicht alles betroffen sind. Wie wär’s, wenn wir mal vorbeischauen und ein Feature über diese Leute machen, deren Unternehmen trotz wirtschaftlicher Flaute boomt?«
Nellie überlegte kurz, dann rief sie: »Nun, ja! Das klingt großartig !«
Ich zögerte, als ich ihr meine Nummer gab, und versprach, sie in den nächsten Tagen anzurufen. Was würde passieren, wenn Michael sie entdeckte? Aber warum nicht? Warum sollte ich seine neue Flamme nicht bei einem Meditationskurs kennengelernt und ihr ein Feature vorgeschlagen haben?
Stefania traf mit einem Tablett voll Rohschokoladen-Toffees bei uns ein und bot uns davon an. »Ähm, vielen Dank«, sagte Nellie zweifelnd. »Inwiefern ist das roh? Ich verstehe nicht …« Ihre Stimme klang vornehm und rauchig. Am liebsten hätte ich sie mit ihrem Patrick-Cox-Schuh erstochen.
»Viele Läbbensmittel wärrden dadurch zerstört, dass man sie kocht«, erklärte Stefania. »Dabei ist es oftmals möglich, sie keimen zu lassen oder zu rehydrieren, um ihnen dieselbe Täxxtur zu verleihen wie gekochten Läbbensmitteln, ohne ihre Nährwärte kaputtzumachen.«
Nellie schmunzelte. »Warum sollte man sich deswegen Gedanken machen? Ich meine, wenn man Schokolade isst, ist man hinterher ohnehin die Angeschmierte!«
Das ging mir schon sehr gegen den Strich. So durfte Nellie nicht mit Stefania reden, sie kannte sie doch nicht mal! Diese Wahnsinnsarroganz!
Stefania lachte. »Du bist nicht die Angeschmierte, wenn du davon isst«, sagte sie. »Hier, probier! Es schmäckt köstlich!«
Ich verspürte einen
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