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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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es, schließlich war ich nicht hier, um Frauen zu treffen. Doch dann hielten die High Heels an meinem Tisch an, und eine männliche Stimme sagte: »Hi, du musst Frances sein.«
    Es war James mit den buschigen Augenbrauen. Ich scannte ihn blitzschnell auf einen riesigen Hintern – den er nicht hatte –, und dabei entdeckte ich die Quelle des High-Heels-Geklackers: James trug Cowboy-Stiefel. Aber das war noch nicht alles. Er trug nicht nur Cowboy-Stiefel, er hatte auch noch seine schwarzen Jeans hineingesteckt. Dazu kombinierte er ein Pink-Floyd-T-Shirt und eine Lederjacke. Keine hübsche Retro-Lederjacke oder wenigstens eine lässige Akademiker-Lederjacke – nein, eine Jacke für einen Mann mit einer Harley Davidson und einem Hörnerhelm. Ach ja, außerdem hatte er irgendwann zwischen dem Entstehen des Fotos und jetzt seine Haare platinblond gefärbt und zu einem Seitenscheitel gekämmt. Im Grunde waren unsere Frisuren sehr ähnlich.
    »Oh, hallo«, sagte ich strahlend und stand auf, um ihn auf die Wange zu küssen.
    Er streckte die Hand aus und lehnte sich zurück, weg von mir. »Ähm, fangen wir mit einem Handschlag an, okay? Ich verstehe nicht, warum sich Leute küssen, die sich gerade erst kennengelernt haben.«
    Ach du Schande, er hatte Koteletten. Gebleichte.
    »Tut mir leid!«, sagte ich verlegen. »Ich weiß, was du meinst. Das ist genauso wie die Küsse unter den E-Mails und SMS . Lauter xxx. Warum tun die Leute das?«
    James zögerte einen Augenblick. »Ja, stimmt. Ich denke, das zeigt ein trauriges Bedürfnis nach Intimität.«
    Aha! Das war meine Chance, einen Kracher zu landen. »Tja«, sagte ich, ganz die zerstreute Akademikerin. »Ich nehme mal an, dass dieses Bedürfnis in unserem gottlosen Kierkegaard-Universum unvermeidbar ist.«
    James zog eine Augenbraue hoch. »Das klingt in meinen Ohren ziemlich nach Wikipedia, Fran. Warum machen Frauen das, warum gehen sie auf Wikipedia, bevor sie sich mit mir treffen? Kierkegaard-Universum, also wirklich!« Er lächelte ungnädig. »Was trinkst du?«
    Ich war sprachlos. Am liebsten hätte ich James gesagt, er solle sich seinen Drink in seinen philosophischen Anus schieben. Doch ich blieb sitzen, bat höflich um einen Gin mit kalorienarmem Tonic, weil ich schwach und außerdem ein Volltrottel war.
    Im Pub waren lauter Typen vom Experimentellen Theater, die Pints voll Continental Lager kippten, bevor sie nach oben gingen, um sich eine Performance mit dem Titel Schmerz, Sex, Geburt anzusehen. Ich nahm an, es ginge um einen Tag im Leben einer Vagina, und fragte mich, ob ich James bitten sollte, uns Tickets zu besorgen. Das hätte mit Sicherheit ausgereicht, diesem höllischen Rendezvous ein Ende zu setzen. Ich blickte auf mein Handy, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass Michael mir wieder eine SMS geschickt hatte.
    Meine Freunde hatten mir strikt untersagt, ihm zu antworten, und ich hatte – zu meiner absoluten Verblüffung – tatsächlich auf sie gehört. Bis jetzt. Ihre Begründung war die, dass ich mich an ihren albernen Deal halten, ihren dämlichen Plan ausführen müsse, bevor ich ihn kontaktierte; meine war, dass die Neuigkeit, ich würde mich mit anderen Männern treffen, ihn eifersüchtig gemacht hatte, und wenn Eifersucht ein Mittel zum Zweck war, würde ich es gern verwenden. Hier rumzusitzen und darauf zu warten, dass ein Mega-Arschloch in Cowboy-Stiefeln von der Bar zurückkehrte, machte mir nur noch deutlicher, wie sehr ich Michael zurückhaben wollte.
    »Also, warum bist du bei einer Singlebörse im Internet?«, fragte James, als er mit den Getränken an unseren Tisch trat. Er strich sich seine bizarr blonden Haare hinters Ohr und sah aus, als wäre ihm meine Antwort komplett egal.
    Ich dachte über seine Frage nach. Am liebsten hätte ich gesagt: Ich mache Online-Dating, weil die Liebe meines Lebens eine dreimonatige Trennung von mir verlangt und meine Freunde es so wollen. Und meine Freunde möchte ich glücklich und ihn eifersüchtig machen, weil mich ja sonst keiner haben will. Willst du mich lieben, James, willst du das ?, doch stattdessen murmelte ich etwas Abgedroschenes wie: »Nun, ich bin Single, weil ich mit niemandem ausgehe.«
    »Ich lebe, also bin ich«, sagte er und nickte weise.
    »Ja!«, kicherte ich verzweifelt. Warum saß ich hier rum mit diesem vertrockneten Saftsack? Ich stürzte meinen Gin hinunter und versuchte, einen kleinen Rülpser auszustoßen in der Hoffnung, ihn auf diese Weise schneller loszuwerden.
    Er zuckte

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