Happy End fuer drei
legte den Kopf schräg. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihn gerne wieder verheiratet sähen.“
„Aber doch nicht auf diese Weise!“
„Vielleicht ist ihnen die Art der Verbindung egal. Seine verstorbene Frau hat er jedenfalls über alles geliebt.“
Alexis kannte dieses Gefühl. Genauso hatte sie ihrem verstorbenen Mann gegenüber empfunden. Sie schluckte hart und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und das moralische Problem, das in gewisser Weise zu ihrem geworden war. „Das hat er mir erzählt.“
Ihre Chefin zögerte kurz, ehe sie fortfuhr: „Ich habe Sie ausgesucht, Alexis, weil ich glaube, dass Sie Gradys Beweggründe besser verstehen können als Ihre Kollegen.“
Ja und nein, überlegte Alexis.
Verständnisvoll beugte Holly Anne sich vor. „Ich weiß, dass es ein ziemlich schwieriger Auftrag ist, aber Sie sind genau die Richtige für diesen Job. Es sei denn, Sie sind nicht mit ganzem Herzen dabei.“
Das hatte Alexis sich in letzter Zeit schon öfters gefragt. Arbeitete sie schon zu lange in diesem Gewerbe? Hatte sie ihren Idealismus verloren? Oder war das nur die übliche Melancholie, die sie in der ersten Juniwoche immer überfiel, wenn sie sich all ihren schmerzlichen Erinnerungen stellen musste? Sie sah ihre Vorgesetzte gerade an. „Glauben Sie das? Haben Sie das Gefühl, dass ich ausgebrannt bin?“
„Denken Sie an Ihre Beförderung. Wenn Sie nicht nur Grady McCabe, sondern auch seine Tochter glücklich machen können, stehen Sie ganz oben auf der Liste der Anwärterinnen für die Leitung der neuen Filiale in Galveston.“ Holly Anne machte eine Pause. „Ein Umzug an die Küste wäre für Sie ein Neuanfang. Und die Gehaltserhöhung ist auch nicht zu verachten.“
Geld wäre schon wichtig, um endlich die Schulden bezahlen zu können, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und sich eine größere Wohnung leisten zu können. Das winzige Apartment in dieser unattraktiven Gegend war wirklich nichts auf Dauer, fand Alexis. Außerdem hatte Holly recht. Im Mittelpunkt dieses merkwürdigen Auftrags stand ein kleines Mädchen, das seine Mutter nie richtig kennengelernt hatte und das sich, wie jedes Kind, nichts sehnlicher wünschte als eine liebevolle Mom. Wenn Alexis die passende Kandidatin finden könnte, käme irgendwann vielleicht sogar wahre Liebe ins Spiel. Grady McCabe könnte mehr bekommen, als er erwartete. Er könnte das Gleiche tun, was sie derzeit selbst versuchte – wieder ins Leben zurückzukehren.
Alexis lächelte. „Dann werde ich mich anstrengen.“ Und Grady McCabe vielleicht davon überzeugen, dass es verrückt war, auf die Liebe zu verzichten.
Grady wunderte sich, warum die schulischen Leistungen seiner Tochter in den vergangenen zwei Monaten so dramatisch nachgelassen hatten. Sie erledigte kaum noch ihre Hausaufgaben. Auf die wurde in „Miss Chiltons Vorschule für kleine Mädchen“, einem angesehenen Institut für die höheren Töchter der Stadt, großer Wert gelegt.
Ein intelligentes Mädchen wie Savannah hätte sie eigentlich im Handumdrehen erledigen können.
Stattdessen lümmelte sie sich auf dem Ledersofa in seinem Arbeitszimmer – das typische Bild einer schmollenden Fünfjährigen. „Daddy, ich habe keine Lust, meine Hausaufgaben zu machen.“
Grady musste sich zusammennehmen. „Darüber diskutieren wir nicht, Savannah“, wies er sie freundlich zurecht.
„Ich möchte im Garten schaukeln“, maulte sie.
„Sobald du deine Hausaufgaben gemacht hast“, versprach er.
Savannah zog eine Schnute. Tränen traten ihr in die Augen.
Es läutete an der Tür.
Seufzend verließ Grady das Zimmer.
Alexis Graham stand auf der Schwelle. Sie sah genauso umwerfend aus wie ein paar Tage zuvor in seinem Büro. Die Aktentasche in ihrer Hand verlieh ihr ein sehr geschäftsmäßiges Aussehen. „Kommen Sie herein.“ Er trat beiseite. „Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.“
Doch als er in sein Arbeitszimmer zurückkehrte, war seine Tochter verschwunden. „Savannah!“, rief er streng. Er schaute hinter dem Sofa und dem Schreibtisch nach und in den Wandschrank.
Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Das Hausaufgabenheft lag auf ihrem Arbeitstisch, der Stuhl war halb zurückgeschoben. Grady wusste natürlich, wohin sie gegangen war. „Sie werden sie draußen antreffen“, brummte er.
Fragend zog Alexis die Augenbrauen hoch.
„Savannah muss mit der Frau, die ich heirate, einverstanden sein“, erklärte er, während er sie durch das
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