Happy End fuer Harriet
saß, Justin sicher in den Armen haltend.
In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich nicht vorgestellt, dass sie jemals über den Anblick von Lord Ashby erfreut sein würde. Doch in diesem Moment kam er ihr wie ein rettender Engel vor.
Er stellte Justin auf den Boden, trieb seinen Hengst ins Wasser, und innerhalb weniger Minuten hatte er Adam an das rettende Ufer gebracht und kehrte zu Harriet zurück. “Was für ein idyllisches Plätzchen”, sagte er mit der Ironie, die sie so hassenswert fand. “Und wie Sie da so kauern, erinnern Sie mich an … ich weiß nicht, war es Aphrodite, die den Fluten entstieg? Ach, egal, Sie sehen wie eine kleine Venus aus.” In einer kraftvollen, fließenden Bewegung hatte er sie vor sich in den Sattel gehoben und brachte sie ebenfalls ans Ufer.
Harriet war sich bewusst, dass ihr dünnes nasses Musselinkleid ihren Körper wie eine zweite Haut umgab und mehr enthüllte, als es verbarg. Wütend registrierte sie, dass Hugh amüsiert vor sich hin lächelte.
“Sie mögen das alles ja sehr komisch finden, Sir”, stieß sie heftig hervor. “Aber mir ist nicht zum Lachen zumute. Wir hätten ertrinken können.”
“Wohl kaum. Ein kleines Stückchen weiter unten ist bereits eine seichte Stelle”, gab er ungerührt zurück. Damit schürte er Harriets Unmut noch.
“Es wundert mich, dass Sie das nicht wussten”, fuhr er fort. “Ich hätte geglaubt, dass Sie Ihre Fürsorge für die Jungen ernster nehmen.”
Harriet spürte, wie sich Schuldgefühle in ihr ausbreiteten. Sie hatte einen großen Fehler gemacht, indem sie nicht erst das Gelände erkundet hatte, bevor sie ihre kleinen Brüder an den Flusslauf führte.
Lord Ashby hob gerade Justin zu sich hoch und streckte dann Adam eine Hand entgegen, damit der Junge sich hinter ihm in den Sattel schwingen konnte.
“Wo bringen Sie uns hin?” wollte Harriet alarmiert wissen, denn sie schlugen nicht den Weg zurück zum Haus ein.
“Mein Anwesen ist näher”, erklärte Hugh kurz. “Dort können Sie und die Jungen sich aufwärmen und Ihre Kleider trocknen lassen. Sie wollen doch gewiss nicht, dass Ihre Schwester Sie in diesem aufgelösten Zustand sieht, oder?”
“Vielen Dank für das reizende Kompliment”, versetzte Harriet mit beißendem Spott. Sie brauchte fürwahr keine Erinnerung daran, dass ihre weiblichen Rundungen klar und deutlich zu erkennen waren und ihr die Haare wie angeklatscht am Kopf klebten. Sie bot zweifellos einen schockierenden Anblick, und Lord Ashby schien ihr Unbehagen in vollen Zügen zu genießen.
Sie verabscheute ihn einmal mehr aus tiefster Seele.
“Dieses waren die Gemächer meiner Mutter”, erklärte Hugh, nachdem er Harriet die Treppen hinauf getragen hatte und sie vor einer Tür absetzte, dicht gefolgt von Justin und Adam.
Sie befanden sich nach einem kurzen Ritt in seinem Haus, wo er den herbeieilenden Dienstboten Anweisung erteilt hatte, umgehend die Haushälterin zu ihm zu schicken.
“Mrs Catesby wird Ihnen zu Diensten sein”, erklärte er, als eine gedrungene, etwas pummelige Frau erschien.
“Miss Woodthorpe hatte so etwas wie einen kleinen Unfall”, wandte er sich an seine Haushälterin. “Würden Sie sich bitte um ihre Kleider kümmern? Ich werde derweil sehen, was wir für diese beiden Burschen hier tun können.”
“Sehr wohl, Mylord”, antwortete Jenny und deutete auf Adam. “Dieser junge Mann sieht aus, als könnte er einen Becher von meinem Johannisbeersaft vertragen.”
“Welch eine Ehre! Adam, du hast ja keine Ahnung, was dieses Angebot bedeutet. Mrs Catesbys Saft wird schärfer bewacht als der teuerste Brandy.” Hugh grinste seine Haushälterin liebevoll an, nahm die beiden Kinder dann an die Hand und verließ den Raum.
Kurze Zeit später hatte Harriet sich ihrer nassen Kleider entledigt und sich in einen dunkelgrünen Hausmantel aus feinstem seidigen Brokat gehüllt, der augenscheinlich Lord Ashby gehörte. Zuerst wehrte sie sich gegen Mrs Catesbys Aufforderung, doch diese duldete keinen Widerspruch.
“Also, Miss, nun ziehen Sie das Ding schon an”, forderte sie burschikos. “Sie gehen ja nirgendwo hin, solange Ihre Kleider noch nicht wieder trocken sind. Nebenan ist ein kleiner Salon, den Sie gern nutzen können.”
Und nun saß sie, in Hughs Morgenmantel eingehüllt, auf einem Sofa und fühlte sich miserabel. Wenn doch bloß nicht ausgerechnet Lord Ashby als hilfreicher Geist aufgetaucht wäre! Er würde in Zukunft keine Gelegenheit versäumen, sie auf ihr
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