Happy End fuer Harriet
nichts. Aber ich glaube, Adams Stiefel sind noch feucht. Er sollte sich auf der Stelle umziehen.” Harriet ergriff ihren Bruder bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Sie brachte es nicht über sich, Hugh anzusehen.
“Mylord, Sie haben sich außerordentlich freundlich verhalten.” Elizabeth bedachte ihn mit einem betörenden Lächeln.
“Ganz im Gegenteil, Lady Swanbourne. Ich hätte vielmehr einen Boten schicken sollen, um sie zu beruhigen.”
“Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Wir hatten lediglich gedacht, Harriet wäre weiter fort gegangen, als sie geplant hatte. Ich hoffe, Sie bleiben zum Lunch, Sir.”
Harriet, die am Fuße der Treppe stehen geblieben war, ärgerte sich über die Wärme in der Stimme ihrer Schwester. Wenn Elizabeth wüsste, wie unmöglich sich Lord Ashby benommen hatte, würde sie ihm nicht mehr so freundlich begegnen. Sie hatte ihn offensichtlich ins Herz geschlossen, und es stand zu befürchten, dass er dadurch zu einem ständigen Gast ihrer Familie würde.
Das konnte und wollte Harriet nicht zulassen. Sie hatte gehofft, ihrer Schwester nicht erzählen zu müssen, dass Lord Ashby in Wahrheit ein Frauenheld war. Doch nun blieb ihr nichts anderes übrig.
Während des leichten Mahls, bestehend aus Bratenaufschnitt, frischem Brot, Butter und Käse, hüllte sich Harriet in Schweigen. Elizabeth schien daran keinen Anstoß zu nehmen, sondern unterhielt sich angeregt mit Lord Ashby. In dessen Gegenwart verlor sie jegliche Schüchternheit. Und als auch Lavinia und Piers erschienen, herrschte alsbald eine fröhliche, ungezwungene Atmosphäre.
Harriet atmete erleichtert auf, als sich die Gesellschaft endlich auflöste, und ging langsam die Treppe hinauf in ihr Schlafgemach. Ihr war eine Idee gekommen, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien konnte. Doch als Elizabeth zu ihr ins Zimmer trat, fiel es ihr schwer, darüber zu sprechen.
“Lizzie, meine Liebe.” Sie wollte es hinter sich bringen. “Würde es dir sehr missfallen, wenn ich mit den Jungen nach London fahre? Wir könnten bei Vaters Schwester wohnen.”
Ungläubig schaute Elizabeth sie an. “Aber warum denn? Wir sind doch gerade erst hier angekommen. Man würde einen solchen Schritt als Beleidigung auffassen, und George würde sich ebenfalls sehr wundern. Du hast sicher einen Schock erlitten, als Adam ins Wasser fiel. Wenn du dich erst ein wenig ausgeruht hast, wirst du dich gleich viel besser fühlen.”
“Ich habe gründlich darüber nachgedacht. Es ist der einzige Ausweg, denn hier kann ich keinesfalls bleiben.”
“Was ist denn geschehen?” Elizabeth rang verzweifelt die Hände. “Lady Brandon ist fort. Der Duke hat dich bereits ins Herz geschlossen. Er hat heute Morgen nur von dir gesprochen. Warum willst du mich verlassen? Ist irgendetwas geschehen, das dich von hier vertreibt?”
Harriet hätte ihrer empfindsamen Schwester gern die Wahrheit über Hugh erspart, doch nun blieb ihr keine Wahl mehr. “Ich wollte es dir nicht sagen, aber ich möchte Lord Ashby aus dem Wege gehen. Er hat mich geküsst, zweimal sogar.”
Elizabeth lachte und klatschte vergnügt in die Hände. “Und das ist alles? Er hat sich bestimmt nichts dabei gedacht, zumal er ja sozusagen ein Verwandter ist.”
“Er ist dein angeheirateter Cousin, aber mit mir hat er keinerlei verwandtschaftliche Bande”, stellte Harriet klar.
Elizabeth bemühte sich nach Kräften, ihre Schwester umzustimmen, doch Harriet blieb bei ihrem Entschluss. Sie erschrak zutiefst, als Lizzie plötzlich in Tränen ausbrach.
“Ich wünschte so sehr, du würdest hierbleiben”, schluchzte diese. “Schon seit einigen Wochen hatte ich den Verdacht … Nun, ich glaube, ich bin guter Hoffnung, und Kathie ist sich dessen absolut sicher.”
Jeder Gedanke an Lord Ashby verblasste, und Harriet nahm ihre Schwester liebevoll in die Arme. “Das ist ja eine wundervolle Nachricht. George wird überglücklich sein, und unsere Eltern werden sich ebenfalls sehr freuen. Weiß der Duke es schon?”
“Ja, heute Vormittag habe ich es ihm erzählt. Er schien sehr zufrieden zu sein.”
“Das kann ich mir lebhaft vorstellen”, erwiderte Harriet. “Das gibt seinem Leben gewiss eine neue Bedeutung. Du musst dich jetzt sehr schonen. Fühlst du dich gut?”
“Ich bin oft müde und leide in der Frühe manchmal unter einem Übelkeitsgefühl. Aber das macht nichts. Ich bin ja so aufgeregt!”
“Das ist die aufregendste Sache auf der Welt”, bekräftigte
Weitere Kostenlose Bücher