Happy End fuer Harriet
Auch Lord Ashbys intensiver Blick, mit dem er jede ihrer Bewegungen zu beobachten schien, änderte daran nichts. Die Freude darüber, dass sie bald Tante werden würde, überlagerte für den Moment jegliche Gedanken an die Probleme, die ihr noch vor wenigen Stunden unüberwindbar vorgekommen waren.
Die Glückseligkeit über ihren Zustand würde Elizabeth helfen, das bange Warten auf Nachrichten von George zu ertragen. Wenn es doch nur Gewissheit gäbe, dass George die Geburt seines ersten Kindes auch erleben würde!
“Harriet, du hast überhaupt nicht zugehört”, beklagte sich Piers. “Ich habe dich schon zweimal gefragt, ob du Lust hast, morgen mit uns auszureiten.”
“Was für eine gute Idee! Hast du ein temperamentvolles Pferd für mich im Stall stehen?”
Er grinste spitzbübisch. “Ich hatte eigentlich eher an eine sanfte Stute gedacht, die dich sicher durch die Gegend trägt.”
“Piers, sei vorsichtig”, warf Elizabeth lachend ein. “Harriet kann besser reiten als die meisten Männer im Regiment meines Vaters.”
“Umso besser”, versetzte er. “Dann lasse ich Dancer für sie satteln, damit sie eine Chance hat, gegen Lavinia auf Merlin zu gewinnen. Die Gegend hier ist perfekt für lange Wettrennen. Und du, Elizabeth, wirst dich hoffentlich daran beteiligen?”
“Ich … Es wäre besser …” Elizabeths Wangen waren von einem rosigen Hauch überzogen. “Kathie meint, dass es besser wäre … unter den Umständen …”
Piers schaute völlig verständnislos drein, während sich Hugh zu Elizabeth hinneigte und ihr einen Handkuss gab. “Darf ich meinen herzlichen Glückwunsch aussprechen? Für den Duke ist deine Nachricht so etwas wie ein Jungbrunnen. Wir alle freuen uns mit dir.”
“Was hat das alles zu bedeuten? Gibt es Neuigkeiten von George? Würdet ihr mich wohl endlich in eure Geheimnisse einweihen?” Piers hatte noch immer keine Ahnung, worum es ging, und Harriet hatte Erbarmen mit ihm.
“Elizabeth hat dem Duke einen Erben versprochen”, erklärte sie weich.
“Was? Wie? Jetzt?”
Als das Gelächter über Piers’ Fassungslosigkeit abgeebbt war, sagte Elizabeth: “Nein, nicht jetzt. Es wird noch eine Weile dauern, aber dann wirst du Onkel. Ich kann nicht versprechen, dass es ein Junge wird. Aber für mich ist die Hauptsache, dass das Kind gesund ist.”
Piers war so aufgeregt, dass er Elizabeth im Überschwang seiner Gefühle ungestüm in die Arme riss.
“Vorsicht, mein Lieber”, warf Hugh freundschaftlich ein. “Du weißt manchmal deine Kräfte noch nicht genau einzuschätzen. Nun gib deine Schwägerin frei, damit auch die anderen ihr gratulieren können.”
Elizabeth strahlte in die Runde und nahm die allseitigen Glückwünsche entgegen. Sie war so guter Dinge, dass sie spontan Gervase Calcott zu einem festlichen Abendessen einlud.
Der junge Mann nahm mit einem leise gemurmelten Dank an und bat dann, sich entfernen zu dürfen, weil er noch dringende Geschäfte zu erledigen habe.
Nicht nur Harriet fiel auf, dass Lavinia sehnsüchtig hinter ihm her starrte. Elizabeth winkte das Mädchen zu sich heran und schaffte es binnen weniger Minuten, es in eine angeregte Unterhaltung zu verwickeln.
“Ihre Schwester ist eine wunderbare Frau”, bemerkte Hugh leise zu Harriet. “Sie versteht jede Situation richtig zu deuten. Ein wenig Ablenkung tut Lavinia gut, denn Calcott wird niemals um sie anhalten.”
“Warum denn nicht? Sie ist bildhübsch und verfügt über einen freundlichen, bescheidenen Charakter. Sie kommt aus einer angesehenen Familie und wäre sicherlich für jeden Mann eine gute Partie.” Harriet fühlte, wie Ärger in ihr aufstieg, weil Lord Ashby so kühl und bestimmt gesprochen hatte.
“Sie haben recht mit allem, was Sie sagen”, gab er zurück. “Und trotzdem wird Calcott sich nicht um sie bemühen. Er kann es einfach nicht.”
“Ich verstehe Sie nicht”, erwiderte Harriet ungeduldig. “Ich habe nichts davon gehört, dass er möglicherweise bereits verheiratet oder verlobt ist.”
“Meine liebe Miss Woodthorpe, ich habe Ihnen gegenüber bereits schon erwähnt, dass Sie wenig über diese Familie wissen. Leider ist jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, um Sie darüber aufzuklären.”
Harriet sah ihn so verwirrt an, dass er hinzufügte: “Aber glauben Sie mir, bitte. Wenn Ihnen Lavinias Wohlergehen am Herzen liegt, sollten Sie ihr helfen, sich schnellstmöglich aus dieser unglückseligen Verstrickung zu lösen. Tun Sie alles, damit sie auf
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