Happy End fuer Harriet
verliere.”
“Dann darfst du es nicht dazu kommen lassen. Er hat noch nie die weiche Seite deines Naturells gesehen.”
“Und es ist ziemlich ausgeschlossen, dass er Gelegenheit bekommt, sie kennenzulernen. Aber müssen wir unbedingt über ihn sprechen, Lizzie? Es ist unangenehm genug, dass er ständig um uns herum ist. Zum Glück hat er nicht angeboten, uns morgen auf unserem Ausritt zu begleiten.”
“Er hat sich erboten, eine Ausfahrt mit mir zu machen und mir einige der Pächter vorzustellen. Das finde ich sehr nett von ihm.”
Harriet zog es vor, das Thema zu wechseln. “Wirst du Adam und Justin mitnehmen?”
“Lord Ashby meint, das wäre eine gute Idee, vorausgesetzt natürlich, dass sie sich von Piers losreißen können.”
Oh ja, Hugh Landon, Lord Ashby, war wirklich sehr schlau. Indem er sich um die Jungen kümmerte, gewann er ohne Umschweife Elizabeths Zuneigung. Sie schloss jeden ins Herz, der ihren Brüdern gegenüber ein Interesse an den Tag legte.
“Piers will doch mit uns ausreiten”, erinnerte Harriet sie.
“Wie töricht von mir. Dann werden die Jungen auf jeden Fall mit uns kommen. Mach dir keine Sorgen um sie, sondern genieße deinen Ausflug.
Harriets Laune hob sich. Es würde wunderbar sein, auf einem guten Pferd über die Ebene zu preschen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Dabei würde sie auch Lord Ashby vergessen, der allmählich mehr Raum in ihren Gedanken einnahm als alles andere, was ihr wichtig war.
Ihr Vater hatte mal gesagt, eine Person könne nur so viel Macht über sie ausüben, wie sie, Harriet, es diesem Menschen zugestehen würde. Dann war also die Lösung ihres Problems ganz simpel. Sie würde Hugh einfach keine Macht mehr über sich einräumen.
“Was wirst du heute Abend anziehen?” wollte sie fröhlich wissen.
“Das pinkfarbene Musselinkleid”, erwiderte Elizabeth ohne Zögern. “Es ist so schön luftig. Ich weiß, dass im Juni heiße Tage nicht ungewöhnlich sind. Doch die momentane Hitze macht mir außerordentlich zu schaffen.” Sie sah tatsächlich blass und erschöpft aus.
“Ich bin ganz deiner Meinung. Draußen regt sich kein Lüftchen. Wir brauchen ein Gewitter, das die Luft reinigt.” Harriet sah aus dem Fenster. “Und es scheint, als ob wir bald eines bekommen. Der Himmel sieht recht bedrohlich aus. Ruh dich ein Weilchen aus. Vielleicht hat es sich bis dahin etwas abgekühlt.”
Als Harriet in ihr Zimmer kam, fand sie ihr Lieblingskleid auf dem Bett ausgebreitet. Kathie hatte es bereits für sie herausgelegt. Es war in einem warmen Grünton gehalten, der sehr gut zu ihren Augen passte.
Harriet zögerte jedoch, es anzuziehen. Lord Ashby hatte gesagt, sie solle diese Farbe öfter tragen, und das war Grund genug, heute Abend etwas anderes anzuziehen. Hugh sollte keinesfalls auf die Idee kommen, sie habe sich seine Meinung zu Herzen genommen oder wolle ihm gar gefallen.
“Ich glaube, ich werde bei der Hitze heute das weiße Kleid anziehen”, erklärte sie ihrer alten Kinderfrau. “Selbst wenn mir sehr warm werden sollte, sehe ich darin immer noch kühl aus.”
“Ah, wollen Sie wie ein Engel aussehen? Nun, das werden Sie auch in einem weißen Gewand niemals sein”, versetzte Kathie und grinste dabei fröhlich. “Ihre Schwester ist dafür besser geeignet.”
Harriet nahm ihr die offenen Worte nicht übel, sondern kam auf das Thema zu sprechen, das sie momentan am meisten beschäftigte. “Ist es nicht wundervoll, dass sie und George ein Baby haben werden?”
“Ja, Miss Harriet, aber ich mache mir Sorgen um Lady Swanbourne. Sie ist nicht sehr kräftig, obwohl sie aussieht wie das blühende Leben.”
Harriet hatte ihre eigenen Probleme bezüglich Lord Ashby vollständig verdrängt. “Aber, Kathie, wir werden beide auf Lizzie aufpassen, nicht wahr? Du weißt doch mehr als andere Menschen über diese Dinge.”
“Nun, ich habe schon vielen Kindern geholfen, auf die Welt zu kommen. Deswegen meine ich, Ihre Schwester sollte sich zu einem Arzt begeben, der ihr sagt, was sie zu tun und zu lassen hat.” Nach einer kurzen Pause fügte Kathie hinzu: “Allerdings glaube ich nicht, dass Miss Elizabeth sich viel darum scheren wird.”
“Ich werde mit ihr reden”, versprach Harriet. “Einerseits will sie weder dich noch irgendjemanden sonst beunruhigen, andererseits dürfen wir ihr aber auch keine Angst einjagen.”
“Sehr richtig. Allerdings braucht sie viel Ruhe. Also halten Sie Ihre scharfe Zunge im Zaum. Und etwas mehr
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