Happy End fuer Harriet
andere Gedanken kommt.”
“Haben Sie womöglich eigene Pläne?”
“Bezüglich Lavinia?” Hugh lachte auf. “Harriet, Sie müssen mich wirklich für ein Monster halten. Lavinia ist zweifellos ein bezauberndes Geschöpf, aber nicht ganz mein Fall.”
“Das glaube ich Ihnen! Ich könnte mir vorstellen, dass der Duke nicht erbaut wäre, wenn Sie Lavinia so behandeln würden wie …” Harriet hielt inne. Sie wollte nicht an Hughs Avancen denken.
“… wie ich Sie behandelt habe?” vollendete er ihren Satz. “Aber das ist eine ganz andere Sache.”
“Zweifellos, Mylord. Ich habe nämlich niemanden, der mich beschützt.”
“Wollen Sie etwa andeuten, Sie benötigten Schutz? Und ich habe geglaubt, Sie seien eine unerschrockene Amazone.”
“Ich kann gut selber auf mich aufpassen”, gab Harriet hitzig zurück, ohne zu bemerken, wie unlogisch ihre Antwort war. “Aber wir sprachen doch über Mr Calcott. Kann es sein, dass Sie ihn nicht mögen?”
Lord Ashby wirkte plötzlich sehr ernst. “Bitte, Miss Woodthorpe, lassen Sie nicht zu, dass Calcott Sie mit seinem ungeschickten, so schüchternen Verhalten hinters Licht führt. Hinter seinem tapsigen Benehmen verbirgt er einen messerscharfen Verstand. Schauen Sie auf das, was er tut. Taten sagen mehr über einen Menschen aus als noch so schöne Worte.”
“Wie könnte ich an dem zweifeln, was Sie da sagen”, entgegnete Harriet. “Sie selbst haben mich dazu gebracht, einen Menschen nach dem zu beurteilen, was er tut.” Herausfordernd warf sie den Kopf in den Nacken und musterte ihn aufmerksam.
Hugh lachte. “Ich bewundere Ihre Schlagfertigkeit. Ich werde in Zukunft darauf achten, einen besseren Eindruck bei Ihnen zu machen. Können wir nicht Freunde sein?”
“Mylord, wir hätten schon längst Freunde sein können, wenn Sie mich nicht so …”
“Harriet, seien Sie ehrlich. Sie fanden mich doch vom ersten Augenblick an unsympathisch.”
“Nein, das ist nicht wahr. Zu Beginn …” Sie biss sich auf die Lippen.
Hughs Augen leuchteten auf. “Dann bestrafen Sie mich also für meine Annäherungsversuche? Das ist sehr hartherzig von Ihnen, meine Liebe, denn ich verspüre bei jedem Blick in Ihre wunderbaren Augen eine gewisse Schwäche.”
“Nun machen Sie sich über mich lustig, Sir. Ihre Annäherungsversuche, wie Sie Ihre Attacken nennen, berühren mich kaum. Was mich an Ihnen viel mehr abstößt, ist Ihre unerträgliche Arroganz.”
“Ich verstehe. Bitte, fahren Sie doch fort. Es ist für mich sehr lehrreich, meinen Charakter dargelegt zu bekommen von einer Person, die keinerlei Interesse an mir hat.”
“Diese Unterhaltung ist sinnlos.” Harriet machte Anstalten, sich zu erheben. Doch Hugh umschloss mit einer Hand fest ihr Handgelenk. “Einspruch, verehrte Cousine. Wenn Sie mich ändern wollen, müssen Sie mich schon auf meine Fehler hinweisen.”
Harriet war jetzt wirklich wütend. “Sie schmeicheln sich selbst, Mylord. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, Sie zu ändern.”
“Nicht einmal, wenn ich alle meine Sünden gestehe und um Gnade bitte?”
“Sie belieben zu scherzen, Lord Ashby. Ich finde diese Situation allerdings überhaupt nicht komisch und hoffe überdies, dass Sie sich wenigstens meiner Schwester gegenüber anständig verhalten werden.”
Hugh hob eine Augenbraue. “Selbstverständlich. Wie sollte ich mich sonst verhalten?”
“Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu streiten. Elizabeth ist ein herzensguter Mensch, wie Sie selbst ja bereits anmerkten. Ich werde nicht zulassen, dass Sie sie derart einschüchtern, dass Sie nur noch nach Ihren Wünschen handelt.”
Als Harriet den Blick hob, sah sie Hugh geradewegs in die Augen. Er lächelte, und all ihre Gedanken schienen sich in Nichts aufzulösen.
Elizabeth, die ihre Schwester und Hugh schon seit einer Weile besorgt beobachtete, erklärte die Teestunde für beendet, und aufatmend erhob sich Harriet. Sie war froh, Lord Ashbys Gesellschaft nicht länger ertragen zu müssen.
5. KAPITEL
“Was hat Lord Ashby denn bloß gesagt?” wollte Elizabeth wissen. “Dein Gesicht sah ja aus wie eine Gewitterwolke.”
“Nichts von Bedeutung”, versicherte Harriet.
“Dann verstehe ich nicht, warum du in seiner Gesellschaft immer so gereizt bist. Er sucht ganz offensichtlich deine Nähe, obwohl du ihn nicht magst.”
“Seine Lordschaft hat eine recht eigensinnige Vorstellung von Humor. Es macht ihm Spaß, mich so weit zu bringen, dass ich die Beherrschung
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