Happy End fuer Harriet
Harriet. “Ich freue mich so sehr für dich und George.”
“Und du wirst mich nicht verlassen?” Elizabeth warf ihr einen bangen Blick zu.
“Selbstverständlich bleibe ich bei dir”, versicherte Harriet.
“Wenn du willst, könnte ich mit Lord Ashby sprechen.” Elizabeth wirkte nervös. “Er wird dich nicht mehr necken. Ich werde es nicht gestatten.”
Harriet versagte sich ein Lächeln. Ihre sanfte Schwester hatte keine Chance, gegen Lord Ashbys anmaßendes Auftreten, das er geschickt unter einer glatten Oberfläche zu verbergen wusste, anzugehen. Aus dieser Überlegung heraus sagte sie: “Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde schon allein mit ihm fertig.”
Sie plauderten noch eine Weile miteinander und machten Pläne für die Zukunft, bevor Harriet sich anschickte, dem Duke einen Besuch abzustatten.
Leichtfüßig lief sie den langen Flur entlang. Sie fühlte sich beschwingt bei der Vorstellung, Tante zu werden. Für Elizabeth und George erfüllte sich ein Herzenswunsch. Daneben verlor Lord Ashby jegliche Bedeutung.
Hugh öffnete auf ihr Klopfen hin die Tür zu den Gemächern des Duke.
“Kommen Sie hierher, damit ich Sie besser sehen kann”, befahl der alte Mann. Harriet hörte einen gewissen warmen Unterton aus seiner brummigen Stimme heraus.
“Sind Sie schwimmen gewesen, junge Dame?” wollte er wissen, und sie lachte, obwohl es ihr nicht gefiel, offenbar Gegenstand einer Unterhaltung gewesen zu sein.
“Nicht aus freien Stücken”, gab sie zurück.
“Ich habe davon gehört.”
“Das überrascht mich nicht.” Harriet bedachte Lord Ashby mit einem zornigen Blick, der ihn allerdings nicht im Geringsten beeindruckte.
“Nun, mir scheint, Sie haben keinen Schaden erlitten”, versetzte der Duke. An Hugh gewandt, erklärte er: “Du kannst jetzt deinen Geschäften nachgehen. Ich brauche dich im Moment hier nicht.”
“Dann verabschiede ich mich.” Lord Ashby verneigte sich formvollendet und ließ den Greis mit Harriet allein.
“Ihre Schwester hat Ihnen von dem Baby erzählt?”
“Ja,”, bestätigte Harriet. “Sie haben die wundervolle Neuigkeit als Erster erfahren. Sicher sind Sie mehr als erfreut.”
“Ja! George ist mein Erbe und sollte einen Sohn haben! Für Mädchen habe ich nichts übrig. Jungen tragen ihre Probleme in die Welt hinaus.”
“Sie sind sehr hart Ihren Töchtern gegenüber.”
“Aus gutem Grund.”
Harriet musste lachen. “Aber wir Frauen sind nun mal ein notwendiges Übel. Ohne uns würde die Welt aufhören, sich zu drehen.”
Lauernd sah der alte Mann sie an. “Dieses Mädchen – wenn es denn ein Mädchen werden sollte: Was würden Sie sagen, wenn es seiner Tante ähnlich wäre?”
“Wenn es wie ich wäre? Oh, es hätte mein tiefstes Mitgefühl.”
“Meins auch! Unruhe stiften, ins Wasser fallen! So etwas habe ich noch nie von einer jungen Dame gehört. Was halten Sie von Hugh?”
Die Frage kam wie aus der Pistole geschossen und so unerwartet, dass Harriet im Moment die Worte für eine Antwort fehlten.
“Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, junge Dame? Nun, das ist mal etwas ganz Neues!”
“Ich kann keine Meinung über Lord Ashby abgeben, weil ich ihn kaum kenne”, gab Harriet schließlich grimmig zurück.
“Versuchen Sie nicht, mich anzulügen. Sie würden sich sogar über den lieben Gott ein Urteil bilden, und zwar schon nach dem ersten Blick.”
“Aber Seine Lordschaft ist ja nicht der liebe Gott.”
“Obwohl er sich manchmal dafür hält? Ist es das, was Sie sagen wollten?” Der Duke lehnte den Kopf zurück und kicherte amüsiert. Im nächsten Moment wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt. Schwer atmend bedeutete er Harriet, ihm die Flasche Brandy zu reichen, die auf einem Tischchen stand.
Nachdem er aus dem dargebotenen Glas getrunken hatte, schien er sich zu erholen. “Eigentlich soll ich das Zeug ja nicht trinken”, verriet er fröhlich. “Es schadet angeblich meiner Gesundheit. Was sagen Sie dazu?”
“Ich bezweifle, dass Sie sich von meiner Meinung beeinflussen lassen würden.”
“Sehr vernünftig. Mit mir geht es sowieso allmählich zu Ende”, erwiderte der Duke. “Dieser Körper ist müde und wird es nicht mehr lange machen.” Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Als er sich minutenlang nicht rührte, glaubte Harriet, er sei eingeschlafen. Auf Zehenspitzen bewegte sie sich in Richtung Tür.
“Sie haben mir nicht verraten, was Sie von Hugh halten”, hielt der Duke sie unerwartet
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