Happy End fuer Harriet
Sie sind die Tochter, die ich mir immer gewünscht habe. Aber jetzt ist Schluss mit dieser trüben Unterhaltung. Sagen Sie den anderen, dass ich zum Dinner herunterkommen werde.”
Harriet war klar, dass der Duke seiner Familie mit seiner Tapferkeit beistehen wollte. Sie bewunderte ihn für seine Stärke.
Doch trotzdem war es eine trostlose Zusammenkunft. Elizabeth fehlte beim Abendessen. Sie war eingeschlafen, nachdem Kathie sie hatte überreden können, ein wenig Brühe zu sich zu nehmen.
In Lizzies Abwesenheit wagte Lord Ashby es, dem Duke einige Einzelheiten über den Verlauf der Schlacht bei Waterloo mitzuteilen, die er von Colonel Leggatt erfahren hatte. Demnach waren die Franzosen von dem Angriff der Engländer völlig überrascht worden, und das Kriegsglück war mal der einen, mal der anderen Seite hold gewesen.
Die Augen des Duke glänzten bei dieser Schilderung. “Ich habe gehört, dass die Jennings-Söhne bei Hougoumont gefallen sind. Welch ein tragischer Verlust. Deine Cousine ist sicherlich untröstlich, beide Söhne gleichzeitig verloren zu haben.”
“Maria hatte sich innerlich auf das Schlimmste gefasst gemacht. Seit sie ihren Gatten bei Corunna verlor, hatte sie sich damit abgefunden, dass seine Söhne ihm folgen würden.”
“Ihre Cousine?” Harriet hob überrascht den Kopf.
“Maria ist … war die Ehefrau meines Cousins”, erklärte Hugh.
“Dann hat diese Familie drei ihrer Söhne verloren? Das ist ja entsetzlich.”
“Harriet, du siehst diese Dinge anders als wir”, mischte sich Piers ein und fuhr eifrig fort: “Es war mein sehnlichster Wunsch, an Georges Seite zu kämpfen.”
“Ich verstehe diese Begeisterung nicht”, erwiderte Harriet hitzig. “Für mich ist Krieg fast das Gleiche wie Mord. Mir fällt dazu nur ein, wie teuflisch kostbares Leben vergeudet wird.”
Die drei Männer warfen sich über ihren Kopf hinweg vielsagende Blicke zu und verzichteten darauf, die Diskussion mit Harriet fortzusetzen.
“Ich empfinde das Gleiche wie du”, vertraute Lavinia ihr an, als sie mit ihr allein war. “Der arme George! Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir ihn niemals wiedersehen werden.”
“Sag so etwas nicht”, herrschte Harriet sie an. Im nächsten Moment tat ihr das Mädchen bereits leid. “Verzeih, Lavinia”, sagte sie etwas ruhiger. “Aber seit der Schlacht sind erst einige Tage vergangen, und wir sollten nicht aufhören, auf bessere Nachrichten zu hoffen. Ich brauche deine Hilfe, damit Elizabeth nicht allen Mut verliert.”
“Aber Hugh meint …”
“Auch Lord Ashby kann nicht mit Sicherheit sagen, welches Schicksal George ereilt hat. Niemand von uns ist dazu imstande.” Harriets Tonfall klang optimistischer, als ihr zumute war.
Doch als Woche um Woche ins Land ging, ohne dass es irgendwelche Neuigkeiten von George gab, fiel es Harriet immer schwerer, ihre Schwester aufzumuntern. Einzige Lichtblicke in der gedrückten Atmosphäre waren die Briefe von ihren Eltern aus Brüssel, die planten, so bald wie möglich nach England zu kommen.
Elizabeth verlor kontinuierlich an Gewicht. Ihr Gesicht nahm eine wächserne Farbe an, und um ihre Augen lagen tiefe Schatten. Harriet machte sich große Sorgen um sie.
“Lizzie, so geht es nicht weiter”, sagte sie eines Morgens entschlossen. “Du bist wirklich egoistisch. Denkst du denn gar nicht an das Baby?”
“George wird sein Kind niemals sehen”, erklang Elizabeths schwache Stimme vom Bett her.
“Und ich habe immer geglaubt, du seist ein positiv eingestellter Mensch. So leicht gibst du also auf?”, rief Harriet. “George wäre sehr enttäuscht von dir.”
Elizabeth fing an zu weinen. “Nein, er liebte mich aufrichtig, trotz meiner Fehler.”
“Von denen du zugegebenermaßen nur wenige hast. Aber, liebste Schwester, willst du nicht wenigstens versuchen, wieder zu Kräften zu kommen? Maria Jennings hat ihren Mann und ihre beiden Söhne verloren und trägt dieses Schicksal mit bewundernswerter Tapferkeit.”
“Das hilft mir auch nicht”, weinte Elizabeth laut auf. “George war mein Leben. Wie soll ich ohne ihn weiter bestehen?”
Harriet versuchte es mit anderen Argumenten. “Stell dir doch nur mal vor”, schlug sie vor, “George oder unsere Eltern kämen morgen durch diese Tür hereinspaziert. Was würden sie wohl sagen, wenn sie sähen, dass du nur noch ein Schatten deiner selbst bist? George hat ein bildschönes Mädchen geheiratet und wird nicht erfreut sein zu sehen, wie sehr du dich
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