Happy End fuer Harriet
Schwester.”
Harriet befand sich noch immer in einer Art Schockzustand, als sie in den Salon trat, wo Lord Ashby und Piers bereits mit Colonel Leggatt sprachen.
“Können Sie meiner Schwester nicht ein wenig Hoffnung machen?”, bat sie verzweifelt. “Wo ist George zuletzt gesehen worden?”
“Er führte seine Männer in einer Attacke gegen die Leibwache Napoleons”, erklärte der Colonel. “In einem mörderischen Geschützhagel verlor sich seine Spur. Harriet, ich befürchte das Schlimmste. Es gab kaum Überlebende.”
“Aber George wurde nicht gefunden”, beharrte Harriet. “Vielleicht stimmt es, was Lord Ashby gesagt hat, dass George irgendwie entkommen konnte. Kann er sich nicht nach dem Ende der Schlacht in Sicherheit geschleppt haben?”
“Das ist eher unwahrscheinlich, Harriet.” Hughs Miene war grimmig. “Ich habe das gestern Abend nur mit Rücksicht auf die Gefühle Ihrer Schwester gesagt. Sie sollte ein wenig Zeit gewinnen, bevor sie sich mit der grauenvollen Vorstellung von Georges Tod auseinandersetzte.”
“Ich glaube nicht, dass er tot ist”, versicherte Harriet überzeugt. “Und Lizzie glaubt es auch nicht.”
“Wir können nur noch hoffen. Aber wenn George verwundet worden wäre oder aus einem anderen Grund nicht zum Stützpunkt hätte zurückkehren können, hätte er Wellington eine Nachricht zukommen lassen.”
“Es gibt unzählige Gründe, die ihn daran gehindert haben können …” Harriet hielt inne, denn ihr war soeben etwas eingefallen. “Der Duke …? Ist er schon informiert worden?”
“Selbstverständlich. Wir konnten die Nachricht unmöglich vor ihm geheim halten. Er trägt das Unglück mit Fassung, aber zweifelsohne ist er bis ins Innerste erschüttert. Ich muss in Kürze nach London zurückkehren. Bitte, richten Sie Lady Swanbourne meine Grüße und mein aufrichtiges Mitgefühl aus.”
“Ja, das will ich gern tun.” Harriet reichte dem Colonel eine Hand zum Abschied. “Unsere alte Kinderfrau ist bei ihr. Es wird wohl eine Weile dauern, bevor sich meine Schwester kräftig genug fühlt, um das Bett zu verlassen.”
Piers und Hugh geleiteten den Colonel nach draußen, und Harriet stützte erschöpft den Kopf in die Hände. Sie kämpfte gegen die Bilder ihrer Fantasie an, in denen George hilflos in einem Schützengraben lag oder gar schwerstens verunstaltet war. Männer waren schreckliche Dummköpfe! Ihr Hunger nach Macht kannte keine Grenzen. Als ob eine Schlacht jemals irgendein Problem lösen konnte!
“Nicht aufgeben”, bat Hugh, der unbemerkt hereingekommen war und Harriet tröstend einen Arm um die Schultern legte. “Sie werden all Ihre Kraft brauchen, wenn Sie Ihrer Schwester helfen wollen, den großen Verlust zu ertragen.”
Die fürsorgliche Geste und der warme Klang seiner Stimme waren zu viel für Harriet. Sie brach in Tränen aus und lehnte sich Hilfe suchend an Hugh.
“Harriet, mein Liebling!” Er küsste sie aufs Haar. “Wirst du zum Duke gehen, Liebste? Er braucht dich jetzt.”
“Ich habe Ihren Rock ruiniert.” Harriet deutete auf den dunklen Fleck und die zerknitterten Rockschöße. “Das tut mir leid.”
“Bitte nicht. Ich werde dieses Kleidungsstück einrahmen lassen.” Hugh lächelte, als er Harriet einen Kuss auf die Nase gab. Sie fühlte sich eigenartig getröstet und ließ sich von ihm zu den Gemächern des Duke geleiten.
Dieser saß reglos auf seinem Stuhl, sein Gesicht eine schmerzverzerrte Maske. Aufweinend lief Harriet zu ihm hin und barg das Gesicht an seiner Brust. Mit einer Handbewegung schickte er Hugh hinaus.
“Schlechte Zeiten, Harriet. Wie geht es Ihrer Schwester?” Die Stimme des alten Mannes war zittrig, doch kaum hörbar klang auch Stolz hindurch.
“Sie ist äußerst erschüttert und in besorgniserregender Verfassung.”
“Sie muss an ihr ungeborenes Kind denken. Mein Sohn hat seinem Land ehrenhaft gedient. Auf mehr darf man nicht hoffen.”
“Wie schaffen Sie es nur, so tapfer zu sein, Sir?”
“Manche Dinge müssen einfach ertragen werden, liebes Kind. Ich habe schon so viel Unglück in meinem Leben gesehen, aber alles vergeht, das versichere ich Ihnen, auch wenn Sie es heute noch nicht glauben können.” Mit seiner runzligen Hand strich er Harriet sacht über den Kopf.
“Oh Sir, ich bin gekommen, um Ihnen beizustehen”, rief sie aus und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht. “Und stattdessen sind Sie es, der mir jetzt Trost zuspricht.”
“Das ist nur ein kleiner Dienst, junge Dame.
Weitere Kostenlose Bücher