Happy End fuer Harriet
blitzenden Augen wahrnahm.
“Sehr weise. Bei meinem Ruf weiß man nie …”
“Mylord, ich weiß, dass Sie mich gerne ärgern. Aber wir müssen die Etikette wahren. Die anderen wissen nicht, dass …”
“… dass wir verlobt sind? Dann werden wir es ihnen sagen.”
“Nein, lieber nicht. Lavinia wäre angesichts ihrer hoffnungslosen Liebe zu Calcott sehr deprimiert. Außerdem …” Sie zögerte. “Ich möchte, dass meine Eltern zuerst davon erfahren.”
“Selbstverständlich, Liebes. Bitte, verzeih meine Ungeduld. Aber du wirst mich doch nicht unendlich lange warten lassen, oder? Wann können wir heiraten? Ich bin schließlich nur ein ganz normaler Mann und kein Heiliger.”
Er zwinkerte ihr vielsagend zu, und Harriet spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie hatte genau verstanden, was Hugh mit seiner Andeutung gemeint hatte.
“Du brauchst nicht verlegen zu werden, mein Liebling. Wir werden uns lieben und höchstes Glück dabei finden.”
Obwohl er sie nicht berührte, fühlte sie ein sehnsuchtsvolles Ziehen.
“Wir werden eins sein”, fuhr er fort, “wenn ich dich zu den Gipfeln der Leidenschaft führe.”
Harriet glaubte ihm jedes Wort. Trotz ihrer Unerfahrenheit hatte sie, wann immer er sie küsste, eine Ahnung davon bekommen, zu welchen Gefühlen sie fähig war. Zunächst hatte sie sich vor der Intensität dieser Empfindungen gefürchtet. Doch nun war sie bereit, sich Hugh mit Leib und Seele anzuvertrauen.
“Bist du glücklich?” wollte er wissen. Als sie wortlos nickte, legte er das Kinn auf ihren Kopf. “Ah, wie kommt es nur, dass du stets so wunderbar duftest? Verwendest du irgendein Zaubermittel?”
Harriet musste lachen. “Nein, Mylord, lediglich Wasser, das mit verschiedenen Blüten angereichert wird. Ich weiß gar nicht, warum …”
“Warum ich dich liebe?” vollendete er ihre Frage. “Harriet, Liebste, du bist alles, was ich mir von einer Frau erträume. Ist es nicht an der Zeit, dass du die förmliche Anrede fallen lässt? Ich sehne mich danach zu hören, wie du meinen Namen sagst. Du verfügst über das mutige Herz einer Löwin; trotzdem tat es mir oft weh zu sehen, was du seit deiner Ankunft in Templeton alles ertragen musstest.”
Harriet konnte nicht antworten. Das zarte Mitgefühl in seinem Tonfall drohte sie zu überwältigen. Verstohlen wischte sie sich eine Träne ab.
“Nicht weinen, Liebling.” Er küsste sie sacht auf die Stirn. “Da ich nun das Recht habe, so für dich zu sorgen, wie ich will, werde ich dir einiges von der Last auf deinen Schultern abnehmen.”
Beim Mittagessen wagte Harriet nicht, den Blick von ihrem Teller zu heben. Wenn sie auch nur ein einziges Mal Lord Ashby ansah, würden Piers und Lavinia auf der Stelle ihr wundervolles Geheimnis erraten.
Hugh blieb nicht, wie sonst üblich, noch eine Weile am Tisch sitzen, sondern erhob sich, sowie die Schüsseln und Teller abgeräumt wurden. “Ihr müsst mich entschuldigen”, sagte er, “aber ich habe geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen. Piers, hast du Lust, mich zu begleiten?”
“Was ist mit den Jungen?” Der junge Mann schaute Harriet fragend an. “Ich habe ihnen zugesagt, heute Nachmittag noch etwas mit ihnen zu unternehmen.”
“Du und Hugh verwöhnt sie nach Strich und Faden”, erklärte Harriet fest. “Es ist höchste Zeit, dass sie wieder Unterricht bekommen. Außerdem sollen sie sich nicht daran gewöhnen, dass ihr ständig für ihre Unterhaltung sorgt. Sie werden mir heute vorlesen.”
“Bei diesem herrlichen Wetter?”
“Es ist nicht unmöglich, draußen zu sitzen und dabei Lesen zu lernen.” Harriet lächelte Piers freundlich an und wandte sich dann an Lavinia. “Ich hoffe, du hast nichts dagegen, ein Weilchen ohne Gesellschaft auskommen zu müssen?”
Lavinia zeigte sich überraschend gefügig. “Nein, ganz und gar nicht. Ich werde Elizabeth einen Besuch abstatten.”
“Das ist lieb von dir”, erwiderte Harriet. “Sie wird sich freuen, dich zu sehen.”
Als die vier das Esszimmer verließen, neigte sich Hugh zu Harriet hin und flüsterte ihr zu: “Heute Abend also? Du wirst mich nicht enttäuschen?”
“Ich werde um elf Uhr im Studierzimmer sein”, versprach sie.
Doch gerade an diesem Abend schien Piers entschlossen, sich ausführlich mit Hugh zu unterhalten, nachdem sich Harriet und Lavinia für die Nacht verabschiedet hatten.
Harriet beschloss, die Wartezeit zu nutzen, um nach Elizabeth zu sehen. Als sie auf Zehenspitzen in deren Gemach trat,
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