Happy End fuer Harriet
setzte sich ihre Schwester mit einem Ruck im Bett auf.
“Lizzie, entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht stören.”
“Ich habe den ganzen Tag geschlafen, und nun bin ich hellwach”, gab Elizabeth zurück.
“Dann hast du Lavinia gar nicht gesehen? Sie wollte dich besuchen.”
“Vielleicht war sie hier, doch dann habe ich nichts davon bemerkt. Ich hätte mich gern mit ihr unterhalten.”
“Vielleicht morgen”, schlug Harriet vor. “Kann ich jetzt noch etwas für dich tun?”
“Nein, vielen Dank. Kathie hat mir Milch gebracht, doch davon bin ich nicht müde geworden. Vielleicht lese ich noch eine Weile.”
“Eine gute Idee. Und selbst wenn du nicht schläfst, so ruhst du dich doch aus. Soll ich dir noch ein Weilchen Gesellschaft leisten?”
“Nein, das ist nicht nötig”, lehnte Elizabeth das Angebot ab. “Du solltest dir auch ein wenig Ruhe gönnen. Wir sehen uns dann morgen früh.”
Als Harriet die Tür hinter sich zuzog, hatte sie auf einmal das Gefühl, beobachtet zu werden. Verstohlen blickte sie sich mehrmals um, als sie den Gang zu ihrem Zimmer entlangschritt. In den Wandhaltern flackerten Kerzen und warfen unheimliche Schatten an die Wände.
Harriet schalt sich im Stillen für ihre plötzlich aufkeimende Furcht. Gewiss spielte ihre Fantasie ihr einen üblen Streich. Weit und breit war niemand zu sehen.
Als sie gerade ihr Zimmer betreten wollte, hörte Harriet, wie sich unten in der Halle Lord Ashby von Piers verabschiedete und ihm eine geruhsame Nacht wünschte. Endlich! Sie schlüpfte in ihr Zimmer und wartete mit angehaltenem Atem hinter der Tür, bis sie Piers draußen auf dem Korridor vorbeigehen hörte. Sekunden später griff sie nach ihrem Leuchter und schlich nach unten.
Das Studierzimmer wurde nur durch den Schein einer einzelnen Kerze erhellt. Lord Ashby wartete bereits auf Harriet. Wortlos breitete er die Arme aus.
“Meine Liebste, du zitterst ja. Was ist denn?”
“Ach, Hugh, ich weiß nicht. Ich bin einfach nur froh, dass du heute Nacht hier im Haus bleibst.”
“Und ich bin froh, dass ich dich endlich für mich allein habe. Aber irgendetwas stimmt doch nicht mit dir. Machst du dir Sorgen um Elizabeth oder den Duke?”
“Teilweise. Hinzu kommt, dass ich anscheinend nicht mehr so mutig bin wie sonst.”
“Das ist verständlich nach allem, was du erlebt hast. Aber ich weiß, dass du niemals aufgeben wirst, und außerdem hast du ja jetzt mich. Ich werde für dich sorgen.”
Sie hob das Gesicht an und sah ihm in die Augen. “Wenn ich bei dir bin, habe ich vor nichts und niemandem Angst.”
“Dann küss mich.”
Als sie seine Lippen auf ihrem Mund spürte, vergaß Harriet alles um sich herum.
“Ich begehre dich so sehr”, murmelte er erstickt. “Ich hoffe inständig, dass wir bald heiraten können.”
Harriet spürte, dass er sein Verlangen nur mit Mühe unter Kontrolle hielt. Es lag an ihr, ihn nicht über Gebühr zu reizen. Daher löste sie sich von ihm, so schwer es ihr auch fiel.
“Du hattest gesagt, wir müssten uns ausführlich unterhalten”, erinnerte sie ihn. “Und ich kann keinen klaren Gedanken fassen, wenn du mich küsst.”
“Mir geht es ebenso.” Er lächelte sehnsüchtig. “Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was es bedeutet, dich die ganze Zeit zu sehen und mein Glück nicht laut herausschreien zu dürfen?”
Harriet widerstand der Versuchung, ihm zu gestehen, dass sie ganz ähnlich empfand.
“Lavinia war bei mir”, wechselte Hugh das Thema. “Sie ist wild entschlossen, Calcott für sich zu gewinnen, und Piers unterstützt sie darin.”
“Aber Gervase hat sie doch in keiner Weise je ermutigt”, wandte Harriet ein.
“Sie glaubt, dass er sich nur zurückhält, weil er die Reaktion des Duke fürchtet. Ich darf ihr die Wahrheit nicht sagen. George ist nicht mehr da, und der Duke hat nicht mehr lange zu leben. Also vertraut sie auf Piers.”
“Aber du bist doch ihr Vormund.”
“Nur inoffiziell, Liebste. Sollte Elizabeth ein Mädchen zur Welt bringen, wird Piers der rechtmäßige Erbe sein.”
“Dann musst du ihnen alles sagen, was du weißt.”
“Solange der Duke unter uns weilt, habe ich kein Recht dazu. Und nach seinem Tode möglicherweise auch nicht.”
“Was ist mit Augusta?”
“Sie wird unter allen Umständen ihren Ruf wahren wollen. Ihr Gatte ahnt nichts von dem Fehltritt, und wenn ich das Geheimnis um Gervase lüfte, ruiniere ich damit womöglich Augustas Ehe.”
“Hugh, Liebster, was für ein
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