Happy End fuer Harriet
werden immer schlechter. Wahrscheinlich habe ich das falsche Kräutersäckchen genommen.”
Harriet klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. “Es ist ja nichts passiert, Kathie. Aber vielleicht sollte Lizzie in Zukunft keinen Schlaftrunk aus Kräutern mehr trinken. Ein Glas warme Milch mit Honig wird ähnlich gute Dienste leisten.”
“Bisher haben meine Kräutertees ihr noch nie geschadet.” Verstört ging die alte Frau hinaus und ließ eine sehr nachdenkliche Harriet zurück.
Sie alle liebten Kathie von Herzen, doch allmählich wurde es immer deutlicher, dass die alte Kinderfrau mit ihren Pflichten überfordert war. Harriet beschloss, persönlich auf Elizabeths Nahrung zu achten. Über die Notwendigkeit, Kathie aufs Altenteil zu verabschieden, würde sie später nachdenken.
Zu dieser Tageszeit machte das Haus einen verlassenen Eindruck. Doch von draußen drangen begeisterte Schreie an Harriets Ohr. Sie schaute durch ein Fenster und sah, dass auf dem Rasen vor dem Haus ein improvisiertes Kricket-Spiel stattfand.
Piers und Adam sowie mehrere Stallburschen und Pferdeknechte bildeten eine Mannschaft. Justin saß derweil etwas abseits im Gras, und Harriet ging zu ihm hin.
“Willst du nicht mitspielen?” erkundigte sie sich.
“Ich habe schon wieder aufgehört, weil ich kein Feldspieler mehr sein wollte. Die stehen die meiste Zeit nur rum. Aber vorhin hätte ich beinahe einmal den Ball getroffen. Und jetzt mache ich eine Blumenkette für dich.”
Gerührt nahm Harriet den aus Gänseblümchen geflochtenen Kranz entgegen. “Vielen Dank, das ist ja ein wunderschönes Geschenk.”
“Wirklich hübsch, aber für dich sollten es Diamanten sein.” Lord Ashby war unbemerkt zu ihnen getreten.
“Gänseblümchen sind besser”, widersprach Justin bestimmt.
Hugh ging vor dem kleinen Jungen in die Hocke. “Ich wollte Harriet fragen, ob sie einen kleinen Spaziergang mit mir zum Wald machen möchte. Willst du mitkommen?”
“Können wir dann Eichhörnchen und den Dachs beobachten?”
“Eichhörnchen werden wir sicherlich sehen, aber so ein Dachs ist sehr scheu. Er kommt nur bei Nacht heraus.”
“Aber wir können ja nach seinem Bau suchen.”
“In der Tat, das können wir.” Hugh bot Harriet den Arm, und zu dritt schlenderten sie in Richtung des kleinen Wäldchens.
“Wie geht es Elizabeth?” wollte er wissen.
“Der Doktor meint, dass sie sich schnell erholen wird. Aber er wies darauf hin, dass ihr etwas in ihrem Essen nicht bekommen sei. Das glaube ich allerdings nicht, weil alle anderen gestern das Gleiche gegessen haben wie meine Schwester. Außerdem ist es in ihrem Zustand ganz normal, sich gelegentlich unwohl zu fühlen.”
“Was bereitet dir dann Kopfzerbrechen?”
“Es geht um Kathie”, gestand sie. “Ihr Augenlicht wird immer schwächer, und möglicherweise hat sie die falschen Kräuter für Elizabeths Schlaftrunk verwendet. Sie ist untröstlich.”
“Was willst du tun?”
“Ich habe weitere Kräutertees verboten. Aber Kathie ist uns allen sehr ans Herz gewachsen. Ich möchte keinesfalls ihre Gefühle verletzen.”
Hugh fasste nach ihrer Hand und drückte sie mitfühlend. Dann fragte er: “Wirst du etwas für mich tun?”
“Wenn ich kann.”
“Bitte, halte ein wachsames Auge auf die Gesundheit deiner Schwester. Der Duke wird nicht mehr sehr lange leben, und George ist … Nun, wir müssen Elizabeth dabei helfen, einen Erben zur Welt zu bringen.”
“Der Duke wird lange genug leben, um sein Enkelkind kennenzulernen, egal ob es ein Junge oder Mädchen wird. Das hat er mir selber gesagt.”
“Ich weiß, und du darfst meine Worte auch bitte nicht missverstehen. Elizabeths Gesundheit steht an erster Stelle.”
“Es ist sehr freundlich von Ihnen, das zu sagen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde auf meine Schwester aufpassen.”
Hugh hob ihre Hand an die Lippen und presste einen heißen Kuss darauf. Dann zog er Harriet in den Schatten einiger Bäume, wo er ihr die Hände auf die Schultern legte.
“Mir fehlen die Worte, meine Gefühle für dich zu beschreiben. Und hier ist weder der geeignete Ort noch Zeitpunkt dafür. Wir sollten im Mondschein promenieren und dem Lied der Nachtigall lauschen. Stattdessen haben wir es mit einem kleinen Jungen zu tun, der mit viel Lärm um uns herumtollt.”
“Sir?” Harriet sehnte sich danach, dass er weitersprach. Gleichzeitig verspürte sie eine unbestimmte Furcht davor.
“Ich kann dich nicht einmal küssen, obwohl mein
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