Happy End fuer Harriet
damit so etwas nicht noch einmal geschehen kann. Oder schnarchst du etwa die ganze Nacht?”
Harriet schaute sich den Slipper auf ihrem Schoß jetzt ganz bewusst an. “Lizzie, sieh nur. Einer der Riemen ist gerissen. Deshalb bist du ins Stolpern geraten.”
“Das kann nicht sein, die Slipper sind ganz neu.” Lizzie streckte eine Hand nach dem Schuh aus. “Der Riemen kann noch nicht durchgescheuert gewesen sein.”
“Er ist tatsächlich intakt. Dann ist er wohl aus der Naht herausgerissen. Schlechte Arbeit, würde ich sagen.”
Mit diesen Worten erhob sie sich. “Ich muss mich hinlegen, Lizzie. Der Tag war wirklich sehr lang und aufregend.”
Tatsächlich fühlte sich Harriet vollkommen erschöpft. Doch als sie im Bett lag, war sie plötzlich wieder hellwach und voller Unruhe. Das Hochgefühl, das Lord Ashby mit seinem Antrag ausgelöst hatte, hätte ungetrübt sein sollen, doch die Sorge um Elizabeth sowie die Probleme, die Lavinia verursachte, überlagerten immer wieder ihre Glückseligkeit.
Lavinia schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Ihr unsteter Blick, die fahrigen Bewegungen und ihr Desinteresse an allem, was um sie herum vorging, waren deutliche Alarmzeichen.
Harriet dachte an Hugh, und sogleich wurde sie ruhiger. Sie konnte ihm vertrauen. Er würde die Dinge in Ordnung bringen. Mit seinem Gesicht, das vor Liebe zu leuchten schien, vor ihrem inneren Auge gelang es Harriet schließlich einzuschlafen.
Am nächsten Morgen zog Hugh sie beiseite und erkundigte sich nach Elizabeths Befinden.
“Es ging ihr recht gut”, versicherte Harriet und fügte hinzu: “Wir haben herausgefunden, warum sie gestolpert ist. Der Riemen an ihrem Hausschuh war gerissen.”
“Oh, tatsächlich? Hast du den Slipper noch? Dann könnte ich ihn vielleicht reparieren lassen.”
“Ich bringe ihn dir nachher”, versicherte Harriet. “Meine Schwester wird dir sehr dankbar sein, denn diese Hausschuhe trägt sie am liebsten. Sie hat sie aus Brüssel mitgebracht.”
“Dann werde ich sehen, was sich machen lässt. Ich muss für einige Tage verreisen, Liebes. Es passt mir gar nicht, dich zu verlassen, aber Piers wird in meiner Abwesenheit dein Beschützer sein.”
“Beschützer?” wiederholte Harriet. “Werde ich einen brauchen?”
“Das ist nur so eine Redensart, Liebling.”
“Wir sind hier in Sicherheit. Ich habe Elizabeth angedroht, wirklich sehr böse zu werden, wenn sie noch ein einziges Mal ihr Bett ohne meine ausdrückliche Erlaubnis verlässt.”
“Eine fürchterliche Warnung. Ich schrumpfe schon allein bei dem Gedanken daran. Du bist ja ein richtiger Drachen.”
“Mylord, jetzt machen Sie sich schon wieder über mich lustig. Seien Sie vorsichtig, oder ich setze Sie mit meinem Atem in Flammen”, ging Harriet unbekümmert auf seinen neckenden Tonfall ein.
“Ist das ein Versprechen, Geliebte? Ich kann es kaum abwarten …” Lachend ging er davon.
“Harriet, was meinte Lord Ashby?” wollte Adam wissen, der still am Tisch gesessen und in seinem Schulbuch gelesen hatte. “Glaubt er, dass es in England tatsächlich Drachen gibt?”
“Ich möchte wetten, er hat schon mal einen gesehen”, gab Justin seinen Kommentar dazu. “Aber bestimmt hatte er keine Angst. Er fürchtet sich vor gar nichts, stimmt’s, Harriet?”
“Das glaube ich auch. Aber im Moment interessiert uns Seine Lordschaft nicht so sehr. Adam, hast du die Aufgabe gelöst, die ich dir gestellt hatte?”
Sie behielt die Jungen noch eine Stunde länger bei sich, um mit ihnen zu lernen. Ihr war klar, dass Adam und Justin einen richtigen Lehrer brauchten. Sie selbst verfügte nicht über die Fähigkeiten, ihnen all das beizubringen, was sie wissen mussten. Hugh würde Rat wissen.
Harriet lachte leise in sich hinein. Sie hatte sich in der Tat sehr verändert, seit sie nach Templeton gekommen war. Damals hatte sie geglaubt, allzeit jede Situation unter Kontrolle zu haben. Und nun dachte sie daran, Hugh um Hilfe zu bitten.
Sie gestand sich ein, dass es eine große Erleichterung für sie war, die Last der Verantwortung mit jemandem zu teilen. Es tat so gut, mit einem anderen Menschen über alles Mögliche zu sprechen und gelegentlich eine andere Meinung zu hören. Sie war so eigensinnig und egoistisch gewesen, dass sie sich noch immer wunderte, wie Hugh sich in sie hatte verlieben können.
Doch auch er hatte sich verändert. Von seinem arroganten Verhalten war nichts mehr zu spüren. Er war jetzt viel weicher und sanfter. Ob
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