Happy End fuer Rachel
den warmen Wasserstrahlen spürte sie, wie sich ihr Körper entspannte. Sie schloss die Augen und lächelte wieder. Wenn ihr Kind froh war, war sie es auch. Dann überfielen sie wieder Zweifel. Hatte sie womöglich zu schnell eingelenkt, mit ihrem Angebot, Mendez anzurufen?
Eine halbe Stunde später stand Rachel in Jeans und einem schwarzen T-Shirt vor dem Spiegel im Bad und band die noch feuchten Haare zu einem Zopf zusammen. Prüfend strich sie mit dem Zeigefinger über die kleinen Fältchen um ihre Augen. Vielleicht nicht gerade eine jugendliche Leinwandschönheit, aber auf jeden Fall eine stolze Mum, dachte sie und entschied sich gegen Make-up. Um Daisy nicht länger warten zu lassen, schlüpfte sie eilig in ihre braunen Gesundheitssandalen.
Duftschwaden von frisch gebrühtem Kaffee durchzogen bereits das Haus. In der Küche blickte Rachel überrascht auf die zu einem Schmetterling gefaltete Serviette auf ihrem Frühstücksteller.
„Gut siehst du aus, Mum“, scharwenzelte Daisy um sie herum.
Das quietschgelbe Trägershirt der Kleinen harmonierte mit dem Hellblau ihrer bequemen Jeans. Die rosigen Wangen ihrer Tochter schrieb Rachel der ungewohnten morgendlichen Emsigkeit zu.
„An so einen tollen Service könnte ich mich glatt gewöhnen“, lachte Rachel und setzte sich auf den Barhocker. Obwohl sich ihr Magen bei dem Gendanken an das bevorstehende Telefonat zusammenzog, rang sie sich dazu durch, wenigstens ein paar Mal vom Toast abzubeißen.
„Willst du nicht auch frühstücken?“, fragte sie Daisy, die immer noch hinter ihr stand.
„Nö, ich hatte vorhin schon Hunger und hab Cornflakes gegessen“, antwortete das Mädchen wie aus der Pistole geschossen.
Rachel stutzte einen Augenblick, schob aber ihr aufkommendes Misstrauen beiseite. Beiläufig erwähnte sie: „Wir haben fast nichts mehr im Kühlschrank, ich muss nachher unbedingt noch zum Einkaufen fahren.“
Binnen Sekunden stand Daisy neben ihrer Mutter und sah sie mit großen entgeisterten Augen an. „Das geht nicht, Mum“, erklärte sie eine Spur zu laut.
Beinahe hätte Rachel sich an ihrem Toast verschluckt. „Und, wo liegt das Problem?“
„Wir können doch nicht wegfahren, solange Mr. Mendez sich noch nicht gemeldet hat“, kreischte Daisy jetzt.
Irritiert starrte Rachel ihre Tochter an. „Zum Glück haben wir ja einen Anrufbeantworter. Mr. Mendez kann einfach eine Nachricht hinterlassen, und ich rufe ihn später zurück.“ Sosehr sie sich auch dagegen sträubte, das ungute Gefühl, dass ihre Tochter wieder einmal etwas im Schilde führte, war stärker.
Daisy wich immer wieder Rachels Blick aus und betrachtete angestrengt die Zimmerdecke. Schließlich sagte sie kaum hörbar: „Und wenn er vorbeikommt?“
„Warum sollte er das tun?“ Wohl kaum, um mich wiederzusehen, sagte Rachel sich nüchtern und wandte sich wieder an Daisy. „Das haben wir doch schon geklärt, Daisy. Wenn wir bis heute Mittag nichts von ihm gehört haben, rufe ich ihn an.“
„Er ist doch gar nicht zu Hause.“ Erschrocken zuckte Daisy bei ihrem letzten Wort zusammen.
Mit gerunzelter Stirn und drohendem Blick sah Rachel sie an. „Was soll das heißen? Woher willst du wissen, dass er nicht zu Hause ist?“ Ihr Misstrauen war offenbar berechtigt. Daisy musste Joe Mendez heimlich angerufen haben.
„Na ja, Charles hat es mir gesagt. Er ist Mr. Mendez’ Hausverwalter und war irgendwie ziemlich kurz angebunden“, gestand Daisy schließlich kleinlaut. Der unschuldige Rehaugenblick des Mädchens konnte Rachel nicht besänftigen.
„Bist du wahnsinnig, am Wochenende so früh bei fremden Menschen anzurufen?“, fuhr sie ihre Tochter an. „Schließlich ist heute Samstag!“ Kopfschüttelnd ließ Rachel den Rest ihres Toasts auf den Teller fallen und schob ihn von sich. Jetzt war ihr endgültig der Appetit vergangen.
Ein zuversichtliches Lächeln erhellte für eine Sekunde Daisys Gesicht. Hoffnungsfroh stellte sie fest: „Das ist es! Mr. Mendez hat bestimmt noch geschlafen!“
Wieder summte der Bienenschwarm in Rachels Kopf. Warum bringt mich jeder Gedanke an diesen Mann bloß so aus der Fassung? Mir kann doch egal sein, wie lange er schläft, oder wie er seine Tage verbringt. Und seine Aktivitäten am Abend und während der Nacht interessieren mich auch nicht!
Plötzlich sehr wütend wandte Rachel sich an ihre Tochter. „Hör zu, Daisy, vielleicht schläft er, vielleicht auch nicht. Womöglich wollte er aber auch gar nicht mit dir sprechen, weil er
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