Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
an und trat ein. Er schloss die Tür nicht ganz, sodass sie noch einen Spalt weit offen stand und Louisa hören konnte, was im Inneren des Raumes gesprochen wurde.
“
Hej
, Kleines”, sagte er, und es rührte Louisa zutiefst, wie unsicher seine Stimme dabei klang. Gunnar war ein aufrechter, gutherziger und hilfsbereiter Mann, der stets versuchte, das Richtige zu tun. Das gelang ihm zwar vielleicht nicht immer, aber allein seine redliche Bemühung machte ihn schon liebenswert. Wie hatte sie jemals an ihm zweifeln können?
“Hej, pappa”
, hörte sie Ann-Sofies leise Stimme. “Muss ich jetzt zurück ins Internat, wie Britt gesagt hat?”
“Nein, ganz gewiss nicht”, erwiderte Gunnar aufrichtig. “Hör zu, Schatz, ich glaube, ich habe in den letzten Jahren ziemlich viel falsch gemacht. Ich war nicht für dich da, nachdem Mama …” Er zögerte kurz, ehe er weitersprach. “Nach ihrem Unfall. Ich weiß auch nicht, warum ich …”
“Jetzt bist du ja da”, unterbrach seine Tochter ihn, und Louisa beobachtete durch den Türspalt, wie die beiden sich in die Arme schlossen. Mit einem dicken Kloß im Hals stand sie da und kämpfte mit den Tränen. Wenn das überhaupt möglich war, dann liebte sie Gunnar jetzt sogar noch mehr als zuvor. Und deshalb würde sie auch nicht zulassen, dass er alles verlor, was er sich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte.
Leise, um Vater und Tochter nicht zu stören, eilte Louisa den Gang entlang und die Treppe hinunter. Sie verabschiedete sich nicht einmal von Irma, sondern verließ das Haus durch die Vordertür. Dann stieg sie in ihren Wagen, atmete noch einmal tief durch, ließ den Motor an – und fuhr los.
“So nimm doch endlich Vernunft an!”, rief Niklas ihr nach, als sie sich knapp eine Stunde später an ihm vorbeidrängte. “Ich habe dir gesagt, dass dein Vater heute für niemanden zu sprechen ist. Das gilt auch für dich!”
Er eilte ihr hinterher und versuchte auch, sie am Arm zurückzuhalten, doch Louisa riss sich los. Sie hatte den Weg nach Tusenskönagods, dem Gut ihres Vaters, nicht auf sich genommen, um jetzt unverrichteter Dinge wieder zu gehen. Nein, sie würde kämpfen. Viel zu lange war sie der Konfrontation mit ihrem Vater nun schon aus dem Weg gegangen. Jetzt war es an der Zeit, sich ihr zu stellen.
Ohne anzuklopfen, riss sie die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf. Ihr Vater, der hinter seinem modernen Schreibtisch aus Glas und Chrom saß, blickte überrascht auf.
“Louisa”, sagte er überrascht und runzelte die Stirn. “Was hat dieser Auftritt eigentlich zu bedeuten? Wer hat dich hereingelassen?”
In diesem Moment stürzte Niklas hinter ihr in den Raum. “Ich … Es tut mir leid, Carl, sie ist einfach …”
Der ältere Mann winkte ab. “Schon gut”, sagte er unwirsch und wandte sich wieder seiner Tochter zu. “Jetzt, wo du schon einmal hier bist, kannst du dich auch setzen und mir sagen, was du mir offenbar so dringend mitzuteilen hast.” Er warf Niklas einen scharfen Blick zu, woraufhin dieser das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zuzog. “Nun?”, fragte Carl Sjoeberg. “Dein letzter Höflichkeitsbesuch liegt schon eine ganze Weile zurück. Was verschafft mir also die Ehre deines Besuchs?”
“Es geht um Gunnar.”
“Ah, um Persson also.” Mit einem feinen Lächeln zog ihr Vater eine Braue hoch und deutete auf den freien Besucherstuhl. “Willst du nicht Platz nehmen?”
Doch Louisa war viel zu aufgewühlt, um jetzt einfach nur still zu sitzen. “Hör zu, ich weiß, dass du versuchst, Gunnar zu erpressen.”
“Erpressen – was für ein unschönes Wort”, entgegnete er, noch immer lächelnd. “Ich würde es eher als Entscheidungshilfe betrachten.”
“Nenne es, wie du willst – es ändert doch nichts an den Tatsachen. Was du von Gunnar verlangst, kann er unmöglich erbringen. Und du weißt, dass er deinen Auftrag dringend braucht, um seine Agentur zu retten.”
“Das ist nicht mein Problem. Und ob seine Aufgabe für ihn lösbar ist oder nicht, hängt doch wohl einzig und allein von dir ab.”
“Bist du denn wirklich so kalt?” Louisa schüttelte erbost den Kopf.
“Lass das, Louisa, dieses emotionale Verhalten passt nicht zu dir.”
“Ach nein? Und woher willst du das wissen? Du kennst mich doch überhaupt nicht!” Sie wandte sich ab. “Du hast dich nie für mich interessiert. Nach Mutters Tod war ich für dich doch gar nicht mehr vorhanden. Nichts konnte ich dir recht machen, dabei habe ich es so sehr
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