Happy End in Seattle (German Edition)
war die Frau ein Fitness-Freak. Aus seinem Küchenfenster konnte er in ihr Wohnzimmer hineinsehen, in dem sie ein Laufband und eines von diesen Treppensteigegeräten stehen hatte. Jedes Mal, wenn er einen Blick hinüberwarf, strampelte sie sich auf einer ihrer Maschinen ab. Und es erschien ihm nicht so, als hätte sie Spaß dabei.
Steve bog in den Willow-Woods-Komplex ein und hielt vor den Briefkästen an, die in zwei Reihen am Eingang aufgestellt waren. Er sah Hallie erst, als er aus seinem Lieferwagen stieg. Vor ihrem Briefkasten stehend, starrte sie auf den großen Umschlag in ihrer Hand, als wüsste sie nicht, was sie damit anfangen sollte.
„Hallo, Nachbarin“, begrüßte er sie, während er seinen Briefkasten öffnete.
Sie blickte erschrocken auf. „Hallo.“
„Steve Marris.“ Er streckte ihr die Hand hin. „Ich bin letztes Wochenende neben Ihnen eingezogen.“
„Dann sind Sie Meagans und Kennys Vater?“
„Genau der.“
„Hallie McCarthy.“ Sie gab ihm die Hand. „Nett, Sie kennen zu lernen.“
„Ebenfalls.“
„Sie haben zwei großartige Kinder.“
Das fand er auch. „Danke“, sagte er lächelnd.
Nervös blickte sie wieder auf den Umschlag und stopfte ihn dann hastig in ihre Handtasche. „Ich muss jetzt gehen. Wir werden uns ja bestimmt noch sehen.“
Steve war das Firmenzeichen auf dem Umschlag nicht entgangen. Dateline. Er hatte von der teuren, exklusiven Partnervermittlung gehört. Kurz nach seiner Scheidung hatte ein wohlmeinender Freund ihn zu überreden versucht, sich bei der Agentur einzuschreiben. Doch er fand die Vorstellung absurd, zweitausend Dollar für eine Verabredung hinzublättern. Er müsste schon sehr verzweifelt sein, ehe er einen solchen Schritt in Erwägung zöge.
Hallie hob den Kopf. „Ich … eine Freundin schlug mir vor, dass ich hinschreibe und um Informationsmaterial bitte“, sprudelte sie hervor, während ihr vor Verlegenheit die Röte in die Wangen schoss. „Ich würde niemals …“ Sie hielt inne, straffte die Schultern und lächelte forciert. „Ich wollte Sie nur informieren, dass ich keinerlei Hilfe benötige, um einen Mann zu finden.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab, um hoch erhobenen Hauptes würdevoll zu ihrem Auto zu schreiten – und gleich darauf mit Vollgas abzubrausen, was den Effekt ihres erhabenen Abgangs etwas beeinträchtigte.
Kopfschüttelnd blickte Steve ihr nach. Vielleicht sollte er die Kinder von ihr fernhalten. So nett sie sein mochte, ein wenig seltsam kam sie ihm schon vor.
3. KAPITEL
D ie Pfunde purzeln
Die Sonne blitzte hinter den Wolken hervor und badete den Puget Sound in ihrem Licht, was selten genug vorkam im Februar. Nachdem sie ihr tägliches Fitness-Programm wochenlang im Haus absolviert hatte, beschloss Hallie, die Regenpause zu nutzen und einen ihrer neuen Jogginganzüge einzuweihen. Sie entschied sich für den lindgrünen mit den rosafarbenen Rennstreifen an den Hosenbeinen und dem geometrischen Muster auf der Jacke. Hallie wusste, sie sah gut aus, und sie fühlte sich auch gut. Sieben ihrer überflüssigen Pfunde waren weggeschmolzen – freilich nicht ohne gehörige Anstrengung.
Noch war sie nicht ganz sicher, ob diese Pfunde tatsächlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren oder ob sie nicht vielleicht hinter der nächsten Ecke auf sie lauerten. Einen Tag ohne die Plackerei auf dem Laufband, ein Schokoladenplätzchen, und sie waren wieder da. Weshalb sie ihr Fitness-Programm rigoros durchgezogen und streng auf ihre Diät geachtet hatte. Noch drei Pfund weniger, und sie wog so viel wie damals bei ihrem Schulabschluss. Sie mochte gar nicht nachzählen, wie viele Jahre das inzwischen zurücklag.
Angestrebtes Gewicht.
Die Worte klangen wunderbar.
Sie hoffte es noch vor dem Valentinstag zu erreichen. Schließlich hatte sie von Anfang Januar bis jetzt genug Zeit gehabt, sich in Höchstform zu bringen. Sie hatte bereits ein paar ausgewählte Freunde – diejenigen, die sie mit alleinstehenden Brüdern, Bekannten ohne Anhang oder frisch geschiedenen Kollegen zusammenbringen wollten –, darüber informiert, dass sie für eine dauerhafte Beziehung zu haben sei. Bisher hatte sich jedoch noch niemand bei ihr gemeldet.
Sie öffnete die Haustür und trat in den Sonnenschein hinaus. Ihr fiel schnell auf, dass sie nicht die Einzige war, die das gute Wetter ins Freie gelockt hatte.
Ihr Nachbar und sein Sohn warfen sich im Vorgarten Bälle zu. Hallie fürchtete, dass sich die Bekanntschaft mit Steve Marris
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