Happy End in Virgin River
wüsste und überzeugt wäre, dass jemand zu Schaden kommen könnte, würde ich dir alles erzählen. Aber ich kann einem Kerl keine Drogengeschichte anhängen, wenn er vielleicht nur Telefonnummern ausgetauscht hat. Verstehst du?“
Eine ganze Weile schwieg Mike nur, dann sagte er: „Verstehe. Aber lass uns noch einmal durchgehen, wer an diesen Partys teilgenommen hat, okay?“
„Das kann ich machen“, sagte Tom.
12. KAPITEL
V on allen Frauen in Virgin River war Lilly Andersen, die sieben Kinder zur Welt gebracht und alle gestillt hatte, die letzte, bei der Mel mit einem positiven Befund gerechnet hätte. Lilly, die Mel so lieb gewonnen hatte. Aber so war es. Der Radiologe hatte angerufen und mitgeteilt, dass das Röntgenbild signifikant sei. Lilly sollte sofort einen Spezialisten aufsuchen.
Abgesehen von dieser vorläufigen Diagnose gefiel es Mel gar nicht, dass Lilly in letzter Zeit sehr stark abgenommen hatte. Sie hoffte und betete, dass dieser Gewichtsverlust nur davon kam, dass Lilly der einjährigen Chloe ständig hinterherlaufen musste.
Chloe. Nur vier Menschen kannten die Wahrheit – Mel, Doc, Lilly und Buck Andersen. Alle anderen glaubten, Chloe sei ein Baby, das gleich nach der Geburt ausgesetzt und drei Wochen später von Lilly in Pflege genommen worden war. Aber Chloe war ihr Fleisch und Blut. Sie war Lillys eigenes Kind.
Und nun musste Mel dieser Frau sagen, dass sie höchstwahrscheinlich Brustkrebs hatte.
„Es tut mir leid, Lilly. Aber wenigstens haben wir es entdeckt, und wenn es auch keine gute Nachricht ist, kannst du dich jetzt auf die Behandlung konzentrieren. Ich habe morgen einen Termin in Eureka für dich vereinbart.“
„So schnell?“, fragte Lilly nervös.
„Je schneller, desto besser. Kann Buck dich dorthinfahren, oder brauchst du mich?“
Und wie es so typisch für Lilly war, lächelte sie auf diese freundliche, beruhigende Art, ergriff Mels Hand und versicherte ihr: „Keine Sorge, Mel. Ich werde Buck sagen, dass er sich mal einen Tag freinehmen soll.“
„Soll ich mit ihm reden? Denn das ist wichtig.“
„Nein, das werde ich Buck schon klarmachen. Aber sie werden mich doch wohl nicht gleich operieren oder so?“
„Nein … aber es wird sicherlich eine Biopsie gemacht, das heißt, man wird versuchen, einen Knoten zu punktieren. Man wird weitere Röntgenbilder machen und dir Blut abnehmen. Wenn allerdings eine Operation nötig sein sollte, denke ich, dass es schnell geschehen wird. Hast du eigentlich etwas von einem Knoten, oder vielleicht sogar mehreren, bemerkt?“
„Nicht wirklich … aber ich habe große Brüste, und die fühlen sich sowieso irgendwie knubblig an.“
„Lilly, du wirst mit Chloe Hilfe brauchen. Ich glaube wirklich, dass du deiner Familie, und damit meine ich deine Kinder, die Wahrheit über Chloe sagen solltest.“
„Wir werden das schon regeln, Mel. Mach dir keine Sorgen.“
„Ich mache mir keine Sorgen. Das lässt sich heutzutage gut behandeln … die Überlebensquote bei Brustkrebs ist fantastisch. Aber wenn du dich einer Behandlung unterziehen musst, kann es sein, dass du dich nicht wohlfühlen wirst. Ich finde, sie verdienen es, darüber informiert zu sein. Denn sie sind doch alle, durch die Bank weg, einfach wundervoll. Sie werden dir schon keinen Vorwurf machen.“
Lilly lachte und sagte: „Wenn du mir deswegen keinen Vorwurf machst, glaube ich nicht, dass es jemand anders tun wird!“
„Aber denke immer daran … wenn es zu einer heftigen Reaktion kommt, es wird nur eine vorübergehende Reaktion sein … bis sie sich an den Gedanken gewöhnt haben. Hab keine Angst vor ihnen, Lilly. Sie beten dich an.“
„Ja, da habe ich wirklich Glück“, bestätigte Lilly.
Aber das war dann auch schon der Punkt, wo Lillys Glück endete. Ihr Brustkrebs war schon in einem fortgeschrittenen Stadium und aggressiv. Er hatte bereits in das Lymphsystem und die Lungen gestreut. Nach einer beidseitigen radikalen Mastektomie, die binnen einer Woche nach ihrem ersten Termin bei dem Chirurgen erfolgte, verordnete ihr Onkologe anschließend eine sehr intensive Strahlen- und Chemotherapie. Chloe blieb in dieser Zeit bei ihrer ältesten Schwester Amy, denn Lilly war schwach und krank.
Leider kommt es bei der Polizeiarbeit häufig vor, dass man zwar recht bald ahnt, wer die Täter sind, aber dennoch nicht über ausreichende Beweise verfügt, die einen Durchsuchungs- oder Haftbefehl rechtfertigten. Mike hatte sich getäuscht, als er glaubte, dass es in
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