Happy End in Virgin River
vierzehnjährigen Bandenmitglied auf einem Spielplatz erwischt. Da hat er sich drei Kugeln gefangen, und das hat ihn beinahe das Leben gekostet. Das LAPD hat ihn in den Ruhestand geschickt, und er kam hier rauf, um sich zu erholen. Mel hat ihn bei der Physiotherapie unterstützt. Jetzt ist er der Dorfpolizist. Ich wette, damit hat er niemals gerechnet. Und die Sache von Brie hast du doch schon gehört, oder?“
„Was ist mit ihr?“
„Nun, es ist kein Geheimnis, und du wirst es früher oder später sowieso erfahren. Brie war Staatsanwältin in Sacramento. Viele gefährliche Kriminelle hat sie hinter Schloss und Riegel gebracht, aber dann hat sie einen Serienvergewaltiger angeklagt und den Prozess am Ende verloren. Der Kerl hatte eine ganze Reihe von Frauen brutal vergewaltigt und wurde freigesprochen. Anschließend hat er dann Brie vergewaltigt und zusammengeschlagen.“
„Nein … das ist doch nicht dein Ernst?“, fragte Tom entsetzt.
„Allerdings, genau so war es. Mike hat mir erzählt, dass sie den Kerl jetzt gefunden haben, und er wird vor Gericht gestellt. Brie ist entschlossen, gegen ihn auszusagen und ihn ins Gefängnis zu bringen, damit er so etwas niemals wieder einer anderen Frau antun kann.“
„Lieber Himmel“, bemerkte Tommy.
„Ja“, sagte Paul.
„Und das alles hier. All diese Geschichten. Dieser kleine schnucklige Ort mit all diesen großen Bäumen, den schönen Flüssen, den hübschen Rehen, und dann vollbringen Menschen Heldentaten und erleben diese gewaltigen Dramen. Tag für Tag.“
Paul lachte. „Und von Preacher und Paige habe ich dir noch gar nichts erzählt.“
Das Weihnachtsessen im Hause Booth wurde um sechs Uhr serviert. Es dauerte nicht lange und verlief sehr traurig. Paul und der General räumten anschließend die Küche auf, und kurz darauf ging Vanni auch schon zu Bett. Paul wusste, dass sie nicht gut schlafen würde, denn auch er konnte sie nachts hören. Dennoch zog sie sich jeden Tag ein wenig früher auf ihr Zimmer zurück, und Paul nahm an, dass sie allein sein wollte, um trauern, um weinen zu können, ohne die anderen im Haus damit zu belasten.
Nachdem die Männer also allein waren, entschuldigte sich Paul, weil er in den Ort fahren wollte, um bei Paige und Preacher vorbeizuschauen. Und Tom fuhr mit seinem kleinen roten Truck in dieselbe Richtung, um Brenda zu besuchen.
Als Tom bei Brenda vorfuhr, war das Haus noch hell erleuchtet, und offensichtlich waren auch noch eine Menge Leute dort. Erst da fiel ihm ein, dass es besser gewesen wäre, vorher anzurufen, aber in letzter Zeit konnte er nicht immer klar denken. Er läutete, und Brenda öffnete die Tür. „Hey“, begrüßte er sie.
„Tommy! Hi! Willst du nicht reinkommen?“
„Hm … ich hatte mir überlegt, ob du nicht vielleicht lieber rauskommen könntest. Nur kurz.“
„Ich will meine Mutter fragen. Hey, komm doch kurz rein. Nun mach schon.“ Sie griff nach seiner Hand, und er ließ sich von ihr ins Haus ziehen.
Als Brendas Mutter ihn entdeckte, erhob sie sich von ihrem Platz am Tisch, an dem Brendas Vater, ihre Brüder und Schwestern, die Oma und der Opa und noch ein paar andere Leute saßen. Sofort ging sie auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. „Wie geht es dir, Tommy?“, fragte sie ihn und zog ihn mütterlich an sich. „Kommst du zurecht?“
„Ich komme klar“, antwortete er achselzuckend. „Entschuldigung. Ich hätte anrufen sollen.“
„Das ist schon in Ordnung, mein Junge. Wie geht es Vanessa?“
Tommy hoffte, dass sich ihm die Kehle nicht zuschnüren würde. „Hm. Ihr fällt es sehr schwer. Ich glaube, das wird auch noch eine Weile dauern. Verstehen Sie?“
„Mom?“, fragte Brenda. „Ist es okay, wenn ich mit Tommy kurz weggehe?“
„Natürlich, Liebes. Komm aber nicht zu spät zurück. Tommy … behalte bitte die Zeit im Auge.“
„Ja, Mrs. Carpenter.“ Er hielt Brenda den Mantel auf. Dann nahm er sie bei der Hand und führte sie die Verandatreppen hinunter zu seinem Truck. Und im Wagen, noch vor ihrem Haus, während er noch immer ihre Hand festhielt, entschuldigte er sich: „Es tut mir leid, Bren, dass ich dich nicht vorher angerufen habe. Das war nicht sehr aufmerksam.“
„Ich hatte tatsächlich nicht mit dir gerechnet, Tommy. Aber ich verstehe … es ist eine sehr schwere Zeit für dich. Geht es dir jetzt etwas besser?“
„Im Augenblick ja. Jetzt, wo ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich sehr viel besser. Können wir ein bisschen in den Wald fahren?
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