Happy End in Virgin River
zurück, bis der Staatsanwalt ihn als ihren Ehemann erkannte, auch wenn er das gar nicht war.
Mike lief zu ihr, und als er ihren Kopf anhob, schlug sie auch schon die Augen auf. „Ich habe es geschafft, Liebling.“
„Können wir einen Krankenwagen rufen?“, rief Mike.
„Schon unterwegs, Sir“, sagte jemand.
„ Lo siento mucho “, flüsterte sie. „Es tut mir leid, dass du das alles mitmachen musstest.“
„Schsch, alles in Ordnung, Baby. Jetzt hast du es hinter dir. Alles.“
„ Te amo , Miguel. Ich liebe dich.“
„ Te amo mucho “, sagte er. „Ich liebe dich so sehr. Jetzt ist es überstanden, Baby.“
Jeden Nachmittag, immer kurz bevor David reif für sein Nickerchen war, fuhr Mel zur Andersen-Ranch hinaus, während Doc jeden Vormittag und an den meisten Abenden dort vorbeischaute. So hielten sie es nun schon seit der zweiten Januarwoche, in der Lillys Chemo- und Strahlentherapie abgebrochen wurde. In jedem Leben kommt einmal die Zeit, wenn der Vorhang fällt, und wenn es so weit ist und es keine Möglichkeit mehr gibt, die Uhr zurückzudrehen, dann lautet die beste Wahl Würde und Frieden.
Wenn Mel zur Ranch kam, begrüßte sie die Familienangehörigen und legte David mit seinem Nachmittagsfläschchen in Chloes Bett, wo er dann zwei Stunden schlief. Anschließend ging sie in Lillys Schlafzimmer, prüfte die Morphininfusion und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wie geht es meinem Mädchen denn heute?“, fragte sie.
„Ich glaube, heute wäre ein guter Tag, um mit den Kindern zu reden“, antwortete Lilly eines Tages geschwächt. „Ich will die Gelegenheit nicht versäumen.“
„In Ordnung“, sagte Mel.
„Wirst du mir helfen?“
„Natürlich. Lass mich mal schauen, wen wir zusammentrommeln können.“
Mel sah im Wohnzimmer und in der Küche nach, wo sie Lillys Töchter fand, während die Söhne mit ihrem Vater in der Scheune waren. „Eure Mutter möchte euch etwas Wichtiges mitteilen. Könnt ihr euren Dad und die Jungs holen?“
„Ich gehe“, sagte Sheila.
Zurück im Schlafzimmer setzte Mel sich wieder zu Lilly ans Bett, griff nach ihrer Hand und sagte: „Du weißt doch, dass es gut gehen wird.“
„Ja, ich weiß. Ich schulde dir so viel, Mel.“
„Oh, es ist genau umgekehrt. Hätte ich Chloe nicht auf Docs Veranda gefunden, wäre ich nach Colorado Springs gefahren, ohne jemals meinen Mann kennenzulernen und meine Kinder zu bekommen.“
Nur fünf von Lillys sieben Kindern waren anwesend, aber das reichte Lilly, um die Sache klarzustellen. Buck blieb mit Chloe in der Küche, wo er sie auf seinem Knie hopsen ließ, so wie er es mit seinen sechs anderen Kindern vorher auch getan hatte. „Es wird euch schockieren“, erklärte Lilly ihren erwachsenen Kindern. „Ich hoffe, dass ihr in euren Herzen Verzeihung für mich finden werdet. Ich habe euch belogen. Ich war etwas verrückt“, erklärte sie, bevor sie einen Hustenanfall bekam und sich erst wieder erholen musste, während ihre Kinder einander verwirrt ansahen.
„Puh“, stöhnte Lilly, als es wieder besser ging. „Ich muss es hinter mich bringen. Chloe ist nicht adoptiert“, erklärte sie schwach. „Ich habe sie zur Welt gebracht, hier, in diesem Bett. Meine Schwangerschaft hatte ich mit großen lockeren Kleidern verborgen, und dann habe ich sie Doc vor die Tür gelegt. Mel?“, bat sie und sah zu ihr hoch.
„Mal schauen, ob ich da weiterhelfen kann“, sagte Mel. „Eure Mom ist so müde. Bei dem Gedanken daran, mit achtundvierzig Jahren als siebenfache Großmutter noch einmal ein Kind aufzuziehen, war Lilly völlig verzweifelt. Sie glaubte, dass Chloe von einem netten jungen Paar, das sich sehnsüchtig nach einem Baby sehnte, adoptiert würde und es für alle die beste Lösung sei. Vor allem hätte Chloe dann junge Eltern gehabt. Aber als sich dann niemand meldete, hat Lilly sie wieder nach Hause geholt.“
„Ich habe es so sehr bedauert“, schaltete Lilly sich wieder ein. „Euer Vater hielt es sowieso für eine verrückte Idee, aber noch größere Angst hatte er davor, was ich anstellen könnte, wenn er dabei nicht mitspielte. Ich war wirklich vollkommen neben mir. Also habe ich einfach so getan, als würde ich sie in Pflege nehmen und adoptieren, aber sie ist eure leibliche Schwester. Ich kann nicht sterben, ohne euch das gesagt zu haben. Ich will, dass ihr die Wahrheit kennt.“
Lillys älteste Tochter Amy setzte sich neben sie aufs Bett, griff nach der Hand ihrer Mutter, die sie zärtlich küsste,
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