Happy End in Virgin River
weggerissen hat oder ob ich sie im Kampf verloren habe.“
„Sie haben sich gewehrt, Ms. Sheridan?“
„Ich habe mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihn gekämpft, und drei- oder viermal hat er mir dabei ins Gesicht geschlagen. Einen Augenblick lang war ich ohne Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich am Boden, und er hatte sich über mich gebeugt. Er lächelte. Sein Lächeln war so böse, so grauenhaft, dass ich völlig erstarrte. Das war dann der Punkt, als er mir unter den Rock griff und mir die Strumpfhose und die Unterhose wegriss. Also, nicht weg. Nach unten. Er behielt eine Hand an meiner Kehle, um mich ruhig zu halten, während er sich mit der anderen Hand die Hose öffnete. Ich bekam keine Luft mehr.“
Sie schaute zu ihrem Bruder und Mike hinüber. Jack machte ein finsteres Gesicht und sah zu Boden, aber Mike hielt ihrem Blick stand. Ruhig. Brie wusste, dass es ihn innerlich zerriss, zu hören, was sie erlebt hatte, aber ihr zuliebe gab er sich nach außen hin stark, hob das Kinn und sah ihr gerade in die Augen.
„Hat er etwas zu Ihnen gesagt?“, fragte der Staatsanwalt.
„Einspruch. Euer Ehren?“
Der Richter legte eine Hand über das Mikrofon und lehnte sich zu Brie vor. „Können Sie diese Frage beantworten, ohne irgendwelche untersagten Informationen einzuführen?“
„Selbstverständlich“, antwortete sie. Sie musste sich auf die Gesichter der Anwälte konzentrieren, um nicht Powell anzusehen. „Er sagte: ‘Schau mich an. Ich will, dass du mein Gesicht siehst. Ich werde keinerlei Beweismittel zurücklassen, und ich werde dich nicht töten. Ich will, dass du lebst.’“
„Und haben Sie sich dadurch sicherer gefühlt?“, fragte der Staatsanwalt.
„Während er das sagte, streifte er sich ein Kondom über, und als er so weit war, hat er mich vergewaltigt, wobei er mich weiterhin am Hals festhielt. Ich dachte, er würde mich zu Tode würgen. Ich habe mich gefühlt, als würde ich in Stücke zerrissen. Nachdem er fertig war, hat er sich die Hose hochgezogen, und ich habe hingeschaut. Das Kondom hat er mitgenommen, in der Hose. Dann stand er auf und hat mehrmals auf mich eingetreten. Ich verlor das Bewusstsein.“ Sie fuhr damit fort, die Verletzungen zu beschreiben, die sie erlitten hatte, wobei Fotos, die im Krankenhaus aufgenommen worden waren, unter den Geschworenen herumgereicht wurden. Ihre Stimme blieb ruhig, ihre Worte waren klar und überlegt, aber Tränen liefen ihr dabei über die Wangen und tropften auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt. Und ihr Magen spielte verrückt. Es fehlte nur wenig, und sie hätte sich vor Schmerzen gekrümmt.
„Hat er noch etwas gesagt?“
„Einspruch! Euer Ehren?“
„Stattgegeben.“
„Im Augenblick habe ich keine weiteren Fragen“, sagte der Staatsanwalt.
Anschließend erhob sich der Verteidiger und begann mit seiner Befragung. Wie spät war es zur Tatzeit? War sie müde gewesen? Trug sie eine Brille? War es dunkel, oder war die Einfahrt gut beleuchtet? Alles Fragen, die darauf abzielten, an ihrer Fähigkeit, den Täter eindeutig zu identifizieren, Zweifel zu wecken. Vor ihren Augen begann der Raum sich zu drehen, und sie schwankte leicht. Der Richter beugte sich zu ihr vor und fragte, ob sie fortfahren könne. „Sie wirken ein wenig blass“, betonte er.
„Tun wir es einfach“, flüsterte sie zurück.
Fast eine ganze Stunde lang brauchte der Verteidiger für seine Fragen zu ihrem Terminkalender, ihrer Gesundheit, ihrer geistigen Stabilität, sogar zu ihrer Scheidung. Schließlich fragte er: „Haben Sie den Verdächtigen bei einer Wahlgegenüberstellung erkannt?“
„Nein. Er war ja geflohen.“
„Hat die Polizei Ihnen Bilder gezeigt?“
„Ich habe mir Fotos angesehen, ja.“
„Und wie lange ist das jetzt her?“
„Sieben Monate“, antwortete sie, und ihr Gesicht glänzte schweißnass.
„Sehen Sie den Mann, den Sie identifiziert haben, in diesem Raum? Den Mann, den Sie bei der Polizei als Ihren Vergewaltiger bezeichnet haben?“
„Dieser Mann war es“, sagte sie und wies mit dem Finger auf ihn. „Jerome Powell.“
„Und Sie sind sich sicher, dass der Mann, den Sie vor sieben Monaten anhand eines Fotos identifiziert haben, dieser Mann ist?“
Sie riss den Kopf hoch, die Augen auf, und war hellwach. Die Staatsanwältin in ihr schaltete sich ein.
„Ja oder nein, Ms. Sheridan.“
Sie beugte sich vor. „Nein“, antwortete sie.
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte
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