Happy End in Virgin River
Gerichtssaal?“
„Wer?“
„Brad. Er hat ganz hinten gesessen. Als Brie aus dem Zeugenstand kam und ohnmächtig wurde, ist Mike zu ihr gelaufen, während Brad einfach nur ziemlich den Kopf hängen ließ und aus dem Saal ging. Er hat sich sein Leben ganz schön vermasselt. Und das weiß er.“ Er schob eine Hand unter den Po seines Sohnes, um sie auf Mels Bauch zu legen. „Wie geht es denn dem hier?“
„Gut. Anscheinend habe ich die dunklen Tage der Morgenübelkeit im ersten Trimester hinter mich gebracht und segele jetzt gerade durch die angenehme Zone des mittleren Trimesters, wobei ich wie eine Gewehrkugel auf meinen gewaltigen Körperumfang zufliege. Wir werden eine Ultraschalluntersuchung machen müssen, um mal zu schauen, was du mir diesmal bereitet hast.“
„Ich hoffe, es ist ein Mädchen“, sagte er.
„Wirklich?“
„Ich habe so eine Idee, dass du mich nach dem zweiten Kind ausbremsen könntest.“
„Es stimmt schon, ich bin tatsächlich nicht scharf darauf, mich zu übergeben oder zu watscheln, aber auf jeden Fall liebe ich es, ein kleines Stück von dir herumzutragen. Du hast schon recht – du machst ausgezeichnete Babys.“
„So haben wir alle unsere besonderen Talente.“
Brie und Mike blieben noch zwei Wochen länger in Sacramento, um den Ausgang des Verfahrens abzuwarten. Und während sie darauf wartete, wurde Brie einmal mehr von der Gewalt eingeholt, die ihr angetan worden war. Manchmal hatte sie diesen muffigen Geruch jener Juninacht in der Nase; manchmal war es auch sein Schweißgeruch. Im Schlaf fühlte sie sich von seinem Blick durchbohrt. Der Druck seiner Hand an ihrem Hals verfolgte sie in ihren Träumen, dann wachte sie keuchend auf, weil sie glaubte, ihr Ende sei gekommen. Es machte sie krank und schwach.
Mike wich ihr nicht von der Seite. Wenn sie ihr Essen nicht bei sich behalten konnte, legte er im Badezimmer seine Arme um sie, während sie es ausspuckte. Nachts hielt er sie beschützend fest, sicher und zärtlich. Wenn sie vor Angst keuchend oder fast schreiend aus dem Schlaf gerissen wurde, war er neben ihr, um sie in der Geborgenheit seiner Arme langsam wieder in die Realität zurückzuholen. Wenn er bemerkte, dass sie schweißgebadet in der kühlen Nachtluft zitterte, weckte er sie vorsichtig und sprach mit ihr, bis es ihr wieder besser ging. Es dauerte nur wenige Tage, bis Brie wieder zu Kräften kam, ruhiger wurde und allmählich dem Punkt näher kam, wo sie das Buch dieser grauenhaften Erfahrung schließen konnte.
Bries Krise bewirkte bei Mike eine noch größere Entschlossenheit; er hatte in Virgin River ein Problem, das er einfach lösen musste. Er hasste die Vorstellung, dass irgendeine Frau ein solches Trauma durchleben musste, und wenn es in seinem kleinen Dorf einen Kerl gab, der sich über unschuldige junge Mädchen hermachte, würde er ihn finden und seiner gerechten Strafe zuführen. Koste es, was es wolle. Interessanterweise fand er nach all diesen Jahren der Polizeiarbeit auf einmal zu den Gefühlen zurück, die ihn ursprünglich bewogen hatten, in der Strafverfolgung zu arbeiten. Eine Kraft, die ihn antrieb, die guten Menschen vor den schlechten zu schützen, ihnen zu dienen und ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Als Brie und Mike dann schließlich nach Virgin River zurückkehrten, hatten sie einen Schuldspruch und ein Paar Eheringe in der Tasche und waren nun bereit, in ihrem Leben einen Schritt weiter zu gehen.
Jack half Paul bei den abschließenden Arbeiten am Haus, während Brie Mel dabei half, Möbel und Accessoires auszusuchen. Mel fuhr auch noch häufig zu der Andersen-Ranch hinaus, um sich zu vergewissern, dass mit der Familie dort alles in Ordnung war. Wenn sie Hausbesuche machen musste, ließ sie David meist bei Brie, und so konnte sie auch einmal in der Woche Vanessa besuchen, deren Geburtstermin näher rückte.
Da seine Schwester nun jeden Augenblick niederkommen konnte und Jacks Haus beinahe fertig war, sah Tom sich eher ans Haus gebunden, und so fand er auch die Zeit, sein Mädchen nach der Schule zu Ausritten einzuladen – auf dem Gelände, am Fluss entlang und durch die Wälder. Das Wetter war kalt, aber klar, und der Boden knirschte unter den Hufen der Pferde. Er liebte es, mit ihr zu reiten, mit ihr zu reden und sie anschließend zu küssen.
„Diese ganze Geschichte, dass Brie vergewaltigt wurde … wusstest du davon? Ich meine, vor der Gerichtsverhandlung und alldem?“, fragte Brenda eines Tages, als sie wieder auf dem
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