Happy Family
fest.
«Nein, schnelles Begreifen ist nicht ihre Stärke», bestätigte Fee. Normalerweise hätte mich ihre Frechheit aufgeregt, aber ich begriff langsam, worauf Max mit der Sonne hinauswollte, und sagte, dem Umstand durchaus angemessen: «Heilige Scheiße!!!»
Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie ich bei Sonnenlicht brannte wie eine lebendige Fackel, die nicht lange lebendig blieb. Doch wenn wir erst in der Nacht fahren würden, würden wir es nie in drei Tagen nach Rumänien schaffen, wir würden die Hexe nie finden, bevor sie starb, und wir würden auf ewig Monster bleiben. Was sollte ich tun? Die anderen alleine fahren lassen? Unser aller Leben in die alleinige Verantwortung von Max, Fee und Ufta-Frank legen? Dann könnten wir auch gleich alle zu Hause bleiben und Mikado spielen.
Vielleicht konnte ich mich gegen die Sonne schützen, mit Sonnencreme Schutzfaktor 40 oder so. Und mit einer Sonnenbrille. Und einer Ganzkörperumhüllung. Auf einmal fand ich das Konzept einer Burka recht attraktiv. Nur, was war, wenn die Sonnenstrahlen auch durch die Kleidung gingen?
«Vielleicht», sagte Max, «gehörst du ja zu der Spezies von Vampiren, die an der Sonne leben können, so wie die in der einen Geschichte von Stephenie Meyer.»
Na toll, jetzt hatte ich auch noch deren Breiarsch wieder vor Augen.
Ich sah zu dem schnarchenden Frank. Hatte er in dem Moment, in dem er die Meyer angegafft hatte, vielleicht an Sex mit ihr gedacht? Ging er in Gedanken etwa fremd? War so etwas die Vorstufe zum richtigen Fremdgehen? Hatte er etwa so was schon mal in echt gemacht? Manchmal in den letzten Jahren hatte ich so ein irrationales Gefühl gehabt. Da lag ich nachts wach, wenn er weg war, und konnte einfach nicht einschlafen, obwohl ich hundemüde war. Richtig schlimm war es gewesen, als er mit seinen Kumpeln in Ägypten war. Da hatte ich nachts richtige Magenkrämpfe. War da was gewesen? Oder war ich schlichtweg paranoid? Sollte ich mir nicht lieber über die Problematik mit den Sonnenstrahlen Gedanken machen? Anstatt mich verrückter zu machen, als ich es ohnehin schon war? Ja, das sollte ich!
«Du meinst also», fragte ich daher Max, «ich habe eine Chance, in der Sonne zu überleben?»
«Also, ich würde keinen Selbstversuch wagen», kommentierte Fee.
Ich sah sie an und erkannte in ihrem Bandagengesicht: Sie sorgte sich gerade tatsächlich um mich. Es war bei all dem Wahnsinn schön zu spüren, dass ich ihr was bedeutete.
«Wenn ich vorsichtig und langsam auf den Balkon trete, was passiert dann?», fragte ich Max.
«Es gibt drei potenzielle Ausgänge», erklärte er. «Der erste ist, du verbrennst leicht und springst schnell wieder auf sicheres Terrain.»
«Das würde uns nicht sehr viel weiterhelfen», seufzte ich.
«Der zweite ist: Du bist gegen die Sonneneinstrahlung resistent.»
«Das würde uns weiterhelfen.»
«Oder drittens, du zerbröselst in einer Nanosekunde, wenn auch nur ein Sonnenstrahl auf einen noch so kleinen Körperteil trifft.»
«Das ist dann immerhin ein schneller Tod», antwortete ich tapfer, ich wollte mir vor den Kindern nicht meine Angst anmerken lassen.
«Schnell, aber qualvoll», erwiderte mein Sohn. «Vampire schreien dabei immer wie am Spieß.»
«Max?»
«Ja?»
«Ein Rat fürs Leben: Man muss nicht immer alles sagen, was man weiß.»
Ich ging langsam zum Balkon. Die Sonne blendete mich durch die Türscheibe. Dabei stand sie noch nicht mal sonderlich hoch, so gerade eben über den Häusern. Dennoch war sie für mich unangenehm grell. Das war sicherlich kein gutes Zeichen. Ich nahm die Klinke der Balkontür in die Hand.
«Bitte nicht», flehte Max, «das ist zu gefährlich.»
«Da hat der kleine Depp allerdings recht», sagte Fee ängstlich.
«Also, ich find das geil», gab Jacqueline ihren Senf dazu.
Wenn Max dieses Mädchen wirklich nett fand, sagte das einiges über seinen Frauengeschmack aus. Würde er mir später so eine Schwiegertochter anschleppen? Dann wäre es sicherlich gar nicht so schlecht, lieber gleich zu verbrennen. Und wenn er wirklich so einen Frauengeschmack hatte, was sagte das über sein Mutterverhältnis aus?
Ich drückte die Klinke runter, öffnete die Tür und spürte sofort die Hitze der Sonne. Dabei waren es höchstens zwölf Grad. Ich wagte mich vorsichtig, mit kleinen Trippelschritten, in den Teil des Balkons, der noch komplett im Schatten lag.
«Das ist geiler als Fernsehen», meinte Jacqueline, und ich fragte mich, ob sie so etwas auch bei einem
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