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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Zimmer und fühlte mich als totale Erziehungsversagerin, da lief mir Max vor die Füße.
    «Wieso bist du nicht auf eurem Zimmer?», fragte ich verblüfft. Er war zwar ein Werwolf, dennoch machte ich mir Sorgen, wenn er um diese Zeit in so einem finsteren Hotel rumstromerte. Auf wen er da alles treffen konnte.
    «Ich musste draußen Pipi», erklärte er.
    «Auf dem Zimmer ist doch ein Klo?», sagte ich erstaunt.
    «Und ich bin ein Wolf», erwiderte Max. «Für mich ist so eine Toilette ein kompliziertes logistisches Problem.»
    Das hatte ich nicht bedacht.
    «Ich hatte es auf der im Zimmer versucht», erzählte er weiter, «bin aber vom Becken abgerutscht und mit dem metallenen Klopapierhalter kollidiert.»
    Er zeigte mir eine kleine blutende Schramme über seinem braunen Wolfsauge. Das Blut war für mich kein bisschen verlockend. Die Pille wirkte also weiter. Darüber war ich erleichtert, und ich war ebenfalls froh, nach dem Fee-Debakel gleich auf Max zu treffen – den Schlüssel zu seinem Herzen würde ich sicherlich einfacher finden. Schließlich hatte ich mit ihm nie Streitereien gehabt. Er war eher der leise, viel zu stille Typ.
    «Und wieso bist du im Gang?», wollte er wissen.
    «Ich hab mich mit Fee gestritten», gestand ich.
    «War ja klar», sagte er gereizt, geradezu beleidigt, als ob ich mich mit ihm selbst verkracht hätte. Sein Verhalten war irgendwie merkwürdig.
    «Wie geht es dir?», versuchte ich das Gespräch auf ihn zu lenken.
    «Das interessiert dich ja sowieso nicht, dich interessiert nur Fee», pampte er mich an, was mich völlig verblüffte: «Ähem, wie kommst du denn darauf?»
    «Du liebst es doch, dich mit ihr zu streiten!», motzte er.
    «Klar», lachte ich, «das hab ich so gerne wie eine Wurzelkanalbehandlung.»
    «Ich kann das auch», sagte er, «soll ich mal?»
    «Nein danke», erwiderte ich mittlerweile völlig verwirrt. Welche Läusearmee war ihm denn über die Leber gelaufen?
    «Du … du bist ein intellektuelles Pantoffeltierchen», versuchte er mich zu beleidigen. Ziemlich ungelenk, sein Intellekt stand ihm dabei einfach im Wege. Während Fee fluchen konnte wie ein Seemann mit Tripper, klang Max irgendwie niedlich, wenn er sich so künstlich aufregte. Ich musste mich zurückhalten, nicht zu grinsen, denn wenn er das Gefühl bekam, ich würde ihn nicht ernst nehmen, würde ihn das sicherlich verletzen.
    «Du … du bist ein geistiger Cro-Magnon!», versuchte er es weiter. Es fiel mir wirklich schwer, nicht zu grinsen.
    «Du … du … bist eine degenerierte … eine degenerierte …», stammelte er.
    «Was?», fragte ich amüsiert, da ihm nichts einfiel und er schon hektisch atmete.
    «… Degeneration!»
    Jetzt konnte ich nicht mehr anders, ich musste sogar kichern.
    «Was gibt es da zu lachen?», schimpfte er wütend, und seine Wolfsstimme klang dabei fast bellend.
    «Ich lieb dich viel zu sehr», sagte ich, «du kannst mich einfach nicht anpinkeln.»
    «Doch, das kann ich wohl!», erwiderte er.
    Fünf Sekunden später hatte ich ein nasses warmes Hosenbein.
    Das letzte Mal hatte Max mich vor zehn Jahren auf der Wickelkommode angepullert. Damals konnte ich noch darüber lachen und Baby-Max scherzhaft drohen: «Wenn du deine erste Freundin hast, werde ich ihr davon erzählen.»
    Aber jetzt war mein Sohn ein Werwolf, und das Ganze hatte einen deutlich niedrigeren Niedlichkeitsfaktor. Max sah noch kurz triumphierend hoch, dann rannte er weg. Ganz offensichtlich hatte ich auch nicht den Schlüssel zu seinem Herzen gefunden. Was hatte ich nur falsch gemacht, dass meine Kinder mich so hassten? Vielleicht war ich wirklich eine miese Mutter. Vielleicht, so dachte ich traurig, vielleicht waren sie ja sogar besser dran, wenn ich zu Dracula gehen würde.
    Und ich auch.
    Mitten in meine trüben Gedanken hinein hörte ich: «Efma?»
    Ich drehte mich um, und da stand Frank im Türrahmen zu seinem Zimmer. Er lächelte freundlich. Na ja, so freundlich wie Frankensteins Monster nun mal lächeln konnte. Er streichelte mit seiner Hand zärtlich meine Wange. Na ja, so zärtlich wie Frankensteins Monster nun mal streicheln konnte – es fühlte sich an wie eine leichte Ohrfeige. Dann machte er eine eckige Handbewegung, mit der er mich ins Zimmer bat. Ich zögerte etwas, aber er wiederholte höflich scheppernd meine Worte: «Nix fmumsi.»
    Ich musste schmunzeln und ging mit ihm hinein. Vielleicht war es ja möglich, wenigstens den dritten Schlüssel zu finden, den zu seinem Herzen. Wir

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