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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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setzten uns aufs Bett, das unter Franks Gewicht so durchhing, dass wir fast auf dem Boden saßen. Nach etwas Schweigen fragte ich ihn, ob er sich eigentlich an das Leben vor unserer Verwandlung erinnern konnte.
    Frank konzentrierte sich bei der Suche nach einer Antwort. Man sah fast, wie die schlechtgeölten Zahnräder in seinem Gehirn schwerfällig ineinandergriffen. Am Ende des sehr, sehr langsamen Gedankenprozesses antwortete er: «Biffmchen.»
    Das war immerhin besser als nichts.
    Wir schwiegen etwas, dann sammelte ich all meinen Mut und fragte: «Empfindest du noch was für mich?»
    Anstatt etwas zu grunzen, griff er zu dem Zeichenblock, den er aus dem Bus mitgenommen hatte, und zeichnete. Als er mit dem Bild fertig war, zeigte er es mir.

    Ich war gerührt. Das war süß. Und er war es in diesem Moment auch.
    «Was», fragte ich weiter, «hättest du eigentlich gemacht, wenn Dracula und ich tatsächlich miteinander …?» Ich vollendete den Satz nicht, es war ja klar, was gemeint war.
    Frank griff erneut zum Zeichenblock und kritzelte aufgeregt:

    Beim Anblick dieser Zeichnung lachte ich laut los. Das tat gut. Es war das erste Mal seit der Monster-Verwandlung, dass ich lachen konnte.
    «Und was hättest du mit mir getan?», wollte ich nun wissen.
    Die Antwort kam prompt:

    Ich lachte schon wieder. Es war toll, so zu lachen. So befreiend. Und es war besonders schön, dass es mein eigener Mann war, der mich dazu brachte.
    Dankbar küsste ich die Schraube an seiner Wange. Sie schmeckte metallen-rostig. Sein graues Gesicht lief von dem Kuss rot an. Es war wunderbar, denn das bedeutete: Den Schlüssel zu seinem Herzen musste ich nicht mehr finden, ich besaß ihn schon. Ich hatte meine Familie also noch nicht ganz verloren.

[zur Inhaltsübersicht]
FEE
    Da der Röhrenfernseher auf dem Zimmer nur rauschte, ging ich auf das Dach des Hotels, um mir mal mein Hirn durchpusten zu lassen. Ich war ziemlich fertig: Es gibt nun mal schönere Dinge, als von der eigenen Mutter zu hören, dass sie sich eine andere Tochter wünscht. Ich war nicht ihr Liebling, wie mein durchgeknallter Bruder dachte, sondern ihre Lieblingszielscheibe. Außerdem war ich noch keinen Schritt weitergekommen mit der «Was will ich eigentlich von meinem Leben»-Frage, die ich mir bis gestern Abend noch nie so richtig gestellt hatte.
    Oben angekommen, riss mich etwas aus meinen trüben Gedanken: Die alte Hexe lag am äußersten Rande des flachen Hoteldaches und sah aus wie schon mal gegessen: verschwitzt, bleich und zitternd. Kein Wunder, sie sollte ja auch in 48 Stunden sterben.
    «Was du machen hier?», fragte sie und war dabei genauso überrascht wie ich. Anscheinend hatte die Alte absolut keine Ahnung, dass wir ebenfalls in diesem Hotel abgestiegen waren.
    «Du verwandelst uns jetzt sofort zurück!», rief ich, ohne groß zu überlegen.
    «Ich nicht daran denken», erwiderte sie und rappelte sich mühsam auf.
    «Ich dir hauen sonst auf die Glocke», drohte ich.
    «Ich haben keine Glocke», antwortete die Hexe irritiert.
    «Dafür du haben gleich Beule.»
    «Du reden komisch», fand sie und stand nun schwankend auf den Füßen.
    Die Alte hatte recht, ich musste aufhören, zu reden wie ein sprachbehinderter Indianer.
    Ich rannte schnell auf sie zu und war schon fast bei der Hexe angelangt, da fielen mir meine Hypnosekräfte wieder ein. Ich bremste ab, stellte mich vor die Alte und blickte tief in ihre grünen Augen, die leuchteten wie ein See, in den man jede Menge radioaktiven Müll versenkt hatte.
    «Ich wünsche mir», sagte ich, «dass du uns alle zurückverwandelst.»
    Die Alte aber lachte nur laut, meckernd, fies. Auch die Hexe war gegen meine Hypnose immun, sie funktionierte anscheinend nur bei normalen Menschen.
    «Ich seien Magierin», erklärte sie überlegen.
    «Nein, du seien gleich Pflegefall!», schrie ich.
    «Du reden schon wieder komisch!», grinste sie so breit, dass ihre verfaulten Zähne zu sehen waren.
    « ARGGHH », schrie ich wütend und hob die Faust.
    «Und jetzt du schreien komisch!», grinste sie noch breiter. Sie hatte Spaß daran, mich zu verarschen. So wie es mir bestimmt gleich Spaß bereiten würde, ihren Mund auch von den restlichen Zähnen zu befreien. Ich wollte gerade zuschlagen, da zückte sie mit ihrer zittrigen Hand ihr silbernes Amulett und begann zu brabbeln: «Re invoc a terici …»
    Das Amulett begann zu leuchten, und ich bekam tierischen Schiss: Wollte die Alte mich jetzt etwa mit einem Zauber

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