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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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kurz: Die Klinge ging durch das Wachs hindurch wie … nun ja, eben wie durch Wachs. Nicht nur, dass der Stich die Jolie nicht stoppte, er machte ihr auch rein gar nichts aus.
    «Oh nein», stammelte ich.
    «Dem ‹Oh nein› kann ich mich nur anschließen», schnaufte Cheyenne, die von Falco-Amadeus in Richtung Wand gedrängt wurde. In wenigen Sekunden würde dieser Amadeus sie rocken.
    «Ich weiß schon, warum ich Museen scheiße finde», motzte Jacqueline, die es mit Michael Jackson zu tun bekam. Er wollte sie niederschlagen, aber das Mädchen wich blitzschnell aus, bewies tollen Kampfgeist und trat dem King of Pop voll zwischen die Beine. Aber der Tritt zeigte keinerlei Wirkung, es kam nicht mal Michael Jacksons berühmtes, kieksendes «Ihi!».
    «Ich hasse Typen ohne Eier», erklärte Jacqueline, dann sah sie zu Max, der als Einziger von den Zombie-Wachsfiguren in Frieden gelassen wurde, entweder weil sie nur auf Menschen losgingen oder weil von ihm keine Bedrohung ausging: Er hockte völlig verängstigt in der Mitte des Treibens.
    «Und wo wir schon bei Typen ohne Eier sind», rief Jacqueline ihm zu, «etwas Hilfe wäre super, Klugscheißer!»
    Aber anstatt ihr zu helfen, rannte Max hinaus. Panisch. Ängstlich. Winselnd.
    Als Mutter ist man zwar nicht gerade sonderlich stolz, wenn der eigene Sohn ein feiger Hund bzw. Werwolf ist, dafür aber schwer erleichtert: Wenigstens er würde überleben. Vermutlich würde er ohne uns in ein Tierheim kommen, aber das war ein besseres Schicksal als der Tod bei Madame Tussauds. Ich selbst konnte Jacqueline auch nicht helfen, kam doch Angelina Jolie immer näher, indem sie ihren makellosen Wachskörper Zentimeter für Zentimeter durch die Klinge auf mich zuschob. Frank versuchte indessen, Sigmund Freud zu fangen, der wie ein kopfloses Huhn umherlief, Cheyenne wurde von Falco brutal gewürgt und Fee von dem Terminator-Schwarzenegger zu Boden geworfen. Sie rappelte sich hastig wieder auf, aber er stieß sie wieder um, sodass sie sich nicht mehr traute hochzukommen und rücklings von ihm wegrobbte. Ängstlich rief sie dabei: «Wäre toll, wenn jemand eine Idee hätte, sonst heißt es für mich gleich ‹Hasta la vista, Baby›.»
    Aber mir kam keine Idee. Es war ganz klar: «Zombies gegen Monster» war eine sehr einseitige Angelegenheit. Diese magischen Biester waren einfach unbesiegbar. Wir hatten absolut keine Chance, hier lebend rauszukommen.

[zur Inhaltsübersicht]
MAX
    Draußen angekommen, machte ich erst mal am nächsten Laternenpfahl Pipi. Dabei grämte ich mich fast zu Tode: Ich war kein Held, ich war ein Wesen ohne jegliche Courage, Jacquelines Liebe einfach nicht würdig.
    Auweia, was prozessierten da nur meine Gedanken? Ich wollte von Jacqueline geliebt werden? Von einem Mädchen, das mich verachtete und mich in Toiletten getunkt hatte? Ich wollte gar nicht wissen, wie ein Psychiater wie Sigmund Freud dies analysiert hätte.
    Das war aber auch einerlei: Ich würde nie eine Chance bei ihr haben, selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie das Gemetzel überleben würde, Jacqueline hielt mich zu Recht für einen feigen Klugscheißer.
    Moment mal! Bei diesem Begriff kam mir ein Gedanke: Mut war zwar nicht meine Expertise, aber in Sachen Intelligenz hatte ich einiges zu bieten. Und wer sagt denn, dass ein Held nur mit physischer Gewalt zuschlagen kann, es gibt doch auch noch die Kraft des Geistes!
    Ich überlegte fieberhaft: Wie konnte man den Zombies beikommen, was konnte den Grundbaustein ihres Lebens vernichten: das Wachs? Binnen Sekunden kam ich zu einer ganz simplen Konklusion.
    Ich eilte zum VW -Bus, nahm Jacquelines Billigdeodorant in meine Schnauze und rannte so schnell, wie es nur ging, in das Wachsfigurenkabinett. Bei dem Anblick des dortigen Pandämoniums oder, besser gesagt, Panzombions durchfuhr wieder der Terror meine Glieder. Für einen Moment war ich wie paralysiert. Doch dann sah ich in Jacquelines Gesicht. Sie hatte Angst. Todesangst. Meine große Liebe – ja, es gab gar kein Leugnen mehr, ich war in Jacqueline verliebt – wurde gerade von Michael Jackson umgebracht. Das durfte ich nicht zulassen. Meine Sorge um sie war größer als meine Angst. Ich rannte zu ihr, ließ die Dose vor ihr fallen und rief: «Hier!»
    Jacqueline ächzte: «Deo? Bist du total bescheuert? Willst du mir etwa damit sagen, dass ich beim Kämpfen müffele …?»
    «Nimm dein Feuerzeug!», rief ich.
    In diesem Augenblick verstand sie es. Wenn es darum ging, jemandem

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