Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
würgen.
    Der Schnurrbartmann kam wieder zu Bewusstsein, rappelte sich langsam auf und erklärte ehrfürchtig: «Was immer du auch für ein wundersames Wesen bist. Du hast Gutes getan.»
    Ein Vorteil davon, eine ägyptische Mumie zu sein, war, dass ich Arabisch super verstehen und reden konnte. «Schön», erwiderte ich daher auf Arabisch, ein bisschen traurig, dass sich das Gute, was ich getan hatte, so ganz und gar nicht gut anfühlte.
    «Du hast mich vor diesen revolutionären Schweinen gerettet.»
    «Revolutionäre Schweine?», fragte ich irritiert. «Wieso revolutionäre Schweine?»
    «Ich bin ein Agent des Geheimdienstes, sie sind mir auf die Schliche gekommen und werden jetzt im Folterkeller landen.»
    Oh-oh.
    «Ähem … wer regiert hier in diesem Land genau?»
    «Der Präsident!»
    «Und der wurde doch gewählt?», fragte ich hoffend.
    «Nicht direkt.»
    «Indirekt?»
    «Auch nicht.»
    Das klang nicht super demokratisch.
    «Kann denn jemand sein Amt übernehmen?»
    «Nach seinem Tod wird es sein Sohn tun.»
    Nein, demokratisch war etwas anderes.
    Ich hatte die falschen Typen mit Viehpest belegt. Ich blickte dem Schnauzbart nun tief in die Augen und hypnotisierte ihn: «Ich wünsch mir, dass du vergisst, dass die beiden Revolutionäre sind.»
    «Schon vergessen!», antwortete er eifrig.
    Neben mir rieselte Immo zu Boden und verwandelte sich in seine Lendenschurz-Version.
    «Es ist nicht einfach», kommentierte er, «Gut und Böse zu unterscheiden.»
    «Da sagst du was», seufzte ich.
    «Nicht mal in seinem eigenen Herzen», ergänzte Immo.
    Das klang nach einer sehr unbequemen Lebensweisheit.
    Ich blickte auf die beiden armen Kerle, die ich verunstaltet hatte. Leider besaß ich keinerlei Fähigkeit, um sie zu heilen. Es würde gewiss Wochen dauern, bis sie wieder gesund waren. Was war ich nur für eine hohle Nuss. Ich war kopfüber in eine Situation gestürzt, ohne sie zu umreißen. Ich war keine Anck, die genau wusste, was sie tat. Nicht mal ansatzweise.
    Aber vielleicht war genau das der Fehler: Ich wollte so sein wie sie.
    Und vorher wollte ich so sein wie Cheyenne.
    Dabei musste ich doch meinen eigenen Weg finden.
    Ich musste ich selber sein.
    Wie auch immer.

    Zurück in Immos Gruft, konnte ich immer noch an nichts anderes denken als an die beiden Revolutionäre, denen ich nicht hatte helfen können. Der einzige Trost war, dass der Schnauzbart sie nicht verraten und auch sonst niemandem mehr schaden würde (ich hatte ihn noch hypnotisiert, sein Geld in Zukunft als Straßenclown zu verdienen).
    Mein Gewissen war tierisch schlecht. Jetzt hätte ich jemanden gebraucht, der mich ein bisschen aufrichtete. Aber wer konnte das sein? Fremdgehpapa bestimmt nicht. Immo? Er sah in mir nur die Wiedergängerin seiner Anck. Mama? Vielleicht hätte sie mir einen guten Tipp geben können, was ich jetzt tun sollte. Und vielleicht hätte sie mir dabei auch nicht unter die Nase gerieben, dass sie mir von Anfang an gesagt hatte, ich sollte bei ihr bleiben.
    Vielleicht.
    Höchstwahrscheinlich aber auch nicht.
    Wo sie jetzt wohl war?
    Garantiert war sie einsam und allein und traurig.

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Cheyenne hatte recht: Der Sex mit Dracula ist der WAAAAAAAHNSINN !!!!!!!!!!!

[zur Inhaltsübersicht]
FEE
    Immo unterbrach meine Gedanken mit dem Satz, den ich schon immer mal von einem Menschen hören wollte: «Ich liebe dich!»
    Typisch ich. Das erste Mal liebte mich jemand. Aufrichtig. Ohne dass ich ihn vorher hypnotisiert hatte. Und dann war es ausgerechnet ein 3000 Jahre alter Ägypter im Lendenschurz.
    «Nach all dem Leid bin ich endlich über Anck hinweg», erklärte er.
    «Schön für dich …», antwortete ich und fand es leider nicht schön für mich, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht ausmalen, dass er und ich ein Paar würden. Er hingegen schon: Mit einem Male kniete er sich vor mich nieder auf den steinernen Gruftboden. Und er nahm meine Hand. Oh mein Gott, wollte er etwa …?
    «Willst du meine Frau werden?»
    Er wollte!
    Und ich selbstverständlich nicht.
    Er sah mich erwartungsvoll an. Ich musste reagieren. Irgendwie.
    «Ähem … Immo, du bist echt süß und alles …», stammelte ich, «aber ich glaub, das ist keine so super Idee …»
    «Wieso nicht?»
    Was fragte er da nach? Wenn jemand auf einen Heiratsantrag sagt: «Ich glaub, das ist keine so super Idee», dann heult man doch in sein Kissen, anstatt nachzufragen.
    «Nun», versuchte ich, es ihm schonend beizubringen, «wir

Weitere Kostenlose Bücher