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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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haben ja schon einen ziemlichen Altersunterschied. Du bist 3000, ich bin fünfzehn …»
    «Aber du bist doch schon geschlechtsreif», erwiderte er.
    Au Mann, ich hatte keinerlei Bock darauf, mit ihm über meine Geschlechtsreife zu reden.
    «Wir können also Kinder zeugen», redete er weiter.
    Zum einem war ich mir nicht ganz sicher, ob mein Mumienkörper zu solchen Dingen überhaupt in der Lage war, zum anderen wollte ich nicht mal ansatzweise darüber nachdenken.
    «Ich bin viel zu impulsiv», versuchte ich mich jetzt schlechtzureden.
    «Damit kann ich leben.»
    «Wenn ich zu früh geweckt werde, bin ich unerträglich …»
    «Dann weck ich dich erst mittags», erwiderte er fröhlich.
    «Und wenn ich meine Regel habe, dann will ich auch nachmittags jeden killen.»
    «Liebe erträgt alles.»
    Mit der Wahrheit kam ich anscheinend nicht weiter, also konnten mir nur noch Lügen helfen. Mal sehen, ob er das hier auch so lässig ertrug: «Ich … ich liebe nur Frauen!»
    «Ich werde dich vom Gegenteil überzeugen», ließ er nicht locker. «Ich liebe Herausforderungen.»
    Er zog mich zu sich, dicht an sich ran und wollte mich küssen. Gegen meinen Willen. Das war so was von ekelhaft. Und da er ja schon von Geschlechtsreife redete, war mir klar, was er eigentlich wollte, und ich ekelte mich noch viel mehr. Mit aller Macht stieß ich ihn von mir weg.
    «Mein Gott, du brauchst es wohl auf die harte Tour», schimpfte ich nun. «Ich liebe dich nicht. Und ich kann einen Typen wie dich niemals lieben!»
    «Was …?», fragte er entsetzt.
    «Was hast du denn gedacht? Du bist ein Kerl, der 3000 Jahre in einer Gruft lag und die ganze Zeit einer Frau nachhing. Da sagt man als Nächste nicht: Whao, der Typ ist ja echt super.»
    Sein Gesicht legte sich in Zornesfalten.
    «Außerdem läufst du mit einem albernen Lendenschurz herum, und deine Füße müffeln!»
    «Meine Füße riechen nicht!»
    «Riechen kann man das ja auch nicht mehr nennen.»
    «Du … du verpönst mich?», stellte er fest und lief langsam rot an.
    «Bingo!»
    «Was bedeutet ‹Bingo›?»
    «Dass ich dich so was von verpöne! Ich find dich sogar noch bescheuerter als das Wort ‹verpönen›!»
    Jetzt stieg endgültig die Zornesröte in sein Gesicht. Immo bebte vor Wut. Möglicherweise war ich einen Tick zu weit gegangen.
    «Nun werde ich das tun», bebte er, «worum mich Dracula gebeten hat!»
    «Dracula …?», fragte ich. Was hatte der denn jetzt mit allem zu tun?
    «Er wollte, dass ich deinen Bruder und deinen Vater umbringe. Und dich!»
    Nicht nett.
    «Und dies werde ich jetzt auch tun!»
    Ganz und gar nicht nett.
    Für einen kurzen Augenblick dachte ich, Immo würde den «Fluch der Mumie» anwenden, selbst wenn er, laut den Regeln des Fluches, dabei sein Leben aufs Spiel setzte. Aber er verfluchte mich doch nicht und verwandelte sich stattdessen in einen riesigen blauen Käfer. Skarabat … Skarabus … Skaradingsbums oder wie die Dinger hießen. Jedenfalls war er erst mal nicht besonders furchterregend. Im Vergleich zu Zombies und Godzilla war er sogar erst mal ziemlich lächerlich. Bis plötzlich eine schwarze Flüssigkeit knapp neben mir gegen die Wand spritzte und die Steine augenblicklich zerbröselten.

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Zärtlich. Sinnlich. Aufregend.
    Ich hatte meinen Mann betrogen und jede Minute davon genossen und keine Sekunde an ihn gedacht. Erst jetzt, als wir mit Draculas Limousine durch die Berge Transsilvaniens zu dessen Schloss fuhren, dachte ich das erste Mal darüber nach, was ich getan hatte. Die Sonne brannte vom Himmel, aber dank der getönten Scheiben des Wagens nicht auf meine Vampirhaut, und ich fragte mich, ob ich ein schlechtes Gewissen haben sollte gegenüber Frank. Ich hatte es. Ein bisschen. Ein bisschen arg.
    Aber sollte ich es auch haben? Es stand doch gerade mal 1:1 im Fremdgehen. Oder besser gesagt: 1:8. Frank war ja achtmal mit seiner Erotikführerin in der Kiste gewesen, mit einer jüngeren, schöneren Frau. Da war es ja wohl nur mehr als gerecht, dass ich mit einem älteren, schöneren Mann auf dem Learjet-Futon gelegen hatte (die Daunendecken darauf waren der helle Wahnsinn!). Das hätte ich sogar noch siebenmal machen können, und dann würde es erst unentschieden zwischen Frank und mir stehen.
    Gott, ich war immer noch so wütend auf ihn, wie konnte er mich nur so verletzen?
    «Ich möchte dir etwas Phantastisches zeigen», unterbrach Dracula, der während der Fahrt meine Hand hielt wie ein

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