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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Dr. House
läuft. War ich als Vampir ein gefühlloses Monster geworden? Oder war ich einfach nur wie viele normale Menschen?
    Die Luftblasen endeten. Baba würde nicht mehr viel Zeit haben, bevor sie starb. Und es war wirklich kein Problem für mich, sie da auf dem Boden liegen zu lassen. Aber für meine Familie würde es eins sein. Zwar wollte sich Fee genauso wenig zurückverwandeln lassen wie ich, aber Frank und Max wollten ihre früheren Körper sicherlich wiederbekommen.
    Was Frank dachte, war mir einerlei, ich war immer noch so wütend, meinetwegen hätte die Hexe ihn auch in den Punchingball im Boxkeller der Klitschko-Brüder verwandeln können. Aber Max war mir nicht egal. Ich vermisste ihn. Und ich fragte mich, ob es richtig war, ihn bei Frank und Gnuleika zu lassen. Eine Frage, die ich mir selbst mit «Nein, du dusselige Kuh, das war natürlich ganz und gar nicht richtig» beantwortete.
    Ich zog die Hexe vom Boden hoch, schlang die Arme um sie, schwamm mit ihr an die Oberfläche und legte sie am Beckenrand ab, bevor ich selbst aus dem Pool kletterte. Dank der Wassertropfen auf meiner Haut brannte die Sonne noch fürchterlicher. Ich warf mir den Bademantel über die nasse Unterwäsche und schleppte die bewusstlose Baba unter eine große Kokospalme, wo sie zu Bewusstsein kam. Sie spuckte etwas Wasser wie ein defekter Springbrunnen und fragte schließlich: «Du … du haben mich gerettet?»
    «Ich hoffe, ich muss es nicht bereuen», antwortete ich.
    «Ein stupides Wesen wie du mich retten», stellte sie fassungslos fest.
    «Okay, ich bereue es jetzt schon», sagte ich beleidigt.
    Baba richtete sich zittrig auf, stand auf wackeligen Beinen und blickte sich um: «Ich sein im Schloss Draculas. Endlich am Ziel ich bin.» Dann musterte sie mich, wie ich in Unterwäsche dastand, und fragte mich direkt: «Du Dracula etwa lieben?»
    Das war mal eine interessante Frage, die ich mir noch gar nicht gestellt hatte. Lieben? Das war ein großes Wort. Ich war fasziniert von Dracula, und das aufregende Leben, das er verhieß, war definitiv verlockend. Doch liebte ich ihn auch? Verknallt traf es wohl eher. Aber aus Verknalltheit konnte ja bekanntlich Liebe entstehen. Und würde das geschehen, könnten wir beide gemeinsam mit Max die merkwürdigste Patchwork-Familie der Weltgeschichte gründen.
    «Das geht dich gar nichts an», antwortete ich der Hexe.
    «Er dich nicht lieben.»
    Getroffen fragte ich: «Wie … wie kommst du denn darauf?»
    «Nun … du sein du», grinste sie breit.
    «Na danke», sagte ich bitter.
    «Wie soll er so stupide Frau lieben?»
    «Nochmals danke.»
    Sie grinste breit, und ich wollte mich verteidigen: «Also, die Weissagung des Haribos …»
    «Harboor», korrigierte sie mich.
    «Wie auch immer … der hat jedenfalls gesagt, dass der Vampir mit Seele die Vampirin mit Seele lieben wird …»
    «Das Dracula dir erzählt haben?»
    «Ja.»
    «Du noch stupider als noch stupider als stupide. Dracula besitzen keine Seele.»
    Ich wollte das nicht glauben. Jemand, der so gut zu mir war, musste einfach eine Seele haben. Vor allen Dingen musste jemand, in den ich mich verknallt hatte und mit dem ich vielleicht sogar eine neue Familie gründen wollte, eine Seele besitzen.
    «Ich dir zeigen.»
    Die Hexe wankte zum Beckenrand, nahm ihr Amulett, hob ihre zittrigen Arme über den Kopf, rief «Irbraci tempi passanus!», und aus allen ihrer zehn Finger schossen schwarze Blitze in den Pool. Die Wasseroberfläche begann daraufhin zu brodeln.
    Neugierig trat ich hinzu, und was ich dort erblickte, ließ mich meine brutzelnde Haut vergessen: Auf der blubbernden Wasseroberfläche war zu sehen, wie Neandertaler in einer Höhle um ein Lagerfeuer herumsaßen. Vor ihnen stand ein alter, dürrer Mann mit weißem Bart. Er erzählte aufgeregt und fuchtelte dabei wild mit den Armen. Offensichtlich war dies eine Liveschaltung in die Vergangenheit, und der alte Knacker war der Weissager Haribo. Er wirkte leicht irre, wie jemand, der in der Fußgängerzone mit Schildern herumläuft, auf denen steht
Das Ende ist nah, bereut!
, oder wie einer, der Bestseller über die Bedrohung unserer Gesellschaft durch Überfremdung schreibt. Die Neandertaler zitterten bei dem, was Haribo so von sich gab. Ich nicht, denn ich verstand kein Wort von seinem urzeitlichen Gebrabbel.
    «Du hören, was er Furchtbares sagen?», fragte Baba grinsend.
    «Hören schon. Aber ich versteh nur Goldbärchen.»
    «Verzeih», erwiderte Baba. Sie

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