Happy Family
wenigstens mit einem heroischen Namen beginnen: James Tiberius Wünschmann.
Nun, vielleicht sollte ich auf «Wünschmann» verzichten.
«Was halten Sie davon?», fragte ich hoffnungsvoll.
«Nichts», erwiderte er. «Du heißt ab sofort Rex!»
« REX ?!?», fragte ich entsetzt.
«Passt am besten zu dir», erwiderte Maximus und ergänzte: «Hier ist dein Schlafplatz, Rex.»
Schlagartig vergaß ich mein Entsetzen über meinen neuen Namen. Denn es wich dem Entsetzen über meinen neuen Schlafplatz.
«Im Gorillakäfig?», rief ich. «Ich soll im Gorillakäfig schlafen?!?»
«Das ist ein Zirkus und kein Luxushotel, Rexi-Boy.»
« REXI - BOY ?!?»
Jetzt war ich wirklich den Tränen nah. Das Einzige, was mich am Losheulen hinderte, war die Furcht davor, Maximus würde dann wieder einen Lachkrampf bekommen.
Er öffnete die Käfigtür, und da diese quietschte, wachte der Gorilla auf. Dabei grunzte er noch tiefer als mein Frankenstein-Papa.
«Ihr beide werdet euch gut verstehen!», grinste Maximus.
Das bezweifelte ich.
«Ihr habt viel gemeinsam», sagte Maximus.
Das bezweifelte ich noch mehr.
«Los, geh endlich in den Käfig, ich will mich wieder hinhauen, Rexi-Boy», befahl mein neuer Direktor.
Deprimiert tat ich, wie mir geheißen. Maximus schloss hinter mir die Käfigtür und verschwand. Dabei paffte er fröhlich den Rest seiner Zigarre.
Ich verkrümelte mich in die Ecke des Käfigs, in der der Gorilla, der mich jetzt sehr interessiert betrachtete, nicht lag. In der Ecke angekommen, wollte ich endlich losweinen. Doch kaum hatte ich die erste Träne produziert, begann der Gorilla zu reden: «Mein Name ist Gorr!»
«Du … du kannst sprechen?», fragte ich völlig konsterniert.
«Du doch auch, Rexi-Boy», erwiderte der parlierende Gorilla.
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, so erstaunt war ich. Dafür redete das Tier weiter: «Sieht aus, als ob die Liliputaner-Wanze recht hatte: Wir beide haben etwas gemeinsam. Bist du ein verzauberter Mensch wie ich? Oder ein verzauberter Wolf?»
«Mensch. Ich wurde von einer Hexe verzaubert …», erklärte ich.
«Und ich von einem Voodoo-Priester im Kongo!»
Gorr war tatsächlich ein Mensch mit ähnlichem Schicksal. Mein Herz schöpfte wieder etwas Hoffnung: Vielleicht konnte dieser Gorilla mein gutmütiger Mentor werden. Mir all jene Dinge beibringen, die ich benötigte, um mich in dieser fremden Welt zurechtzufinden. Der Obi-Wan Kenobi sein, der mich zu einem wahren Jedi-Ritter machte!
«Der Voodoo-Priester», erzählte der Gorilla weiter, «wurde auf mich wütend, weil ich mit meinen Söldnern sein Dorf niedergemäht hatte.»
Offensichtlich konnte ich mir das mit dem «gutmütigen Mentor» abschminken.
Gorr stand jetzt auf und ging gemächlich auf mich zu. Als er vor mir stand, lächelte er mich mit seinen gelben Gorillazähnen maliziös an: «Ich kann mir sehr gut vorstellen, wer von uns beiden wohl ab jetzt der Diener des anderen sein wird!»
«Ach ja?», fragte ich voller Angst.
«Ich geb dir einen kleinen Tipp: Der Gorilla von uns beiden wird nicht der Diener.»
Dabei fletschte er seine gelben Zähne, und ich konnte nicht mehr anders: Ich musste endgültig losheulen und rief ganz laut nach: « MAMAAAAAA !»
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EMMA
So ein Learjet ist eine verdammt schicke Angelegenheit. Besonders, wenn man wie ich Billigflieger gewohnt war, bei denen einem alles inklusive der Atemluft extra berechnet wird.
Draculas Learjet war geräumig und unfassbar leise, er war ein Traum aus Edelhölzern, Ledersesseln und Butlern. Ich saß in einem unfassbar bequemen Sessel und bekam von einem Butler einen Rotwein kredenzt, der meine sämtlichen Geschmacksnerven vor Sinnesfreuden explodieren ließ.
«Das ist ein 78er Château Farfernac», erläuterte Dracula.
«Von dem habe ich noch nie gehört», antwortete ich, was aber auch kein Wunder war, hatte ich doch von guten Weinen in etwa so viel Ahnung wie ein Nashorn vom modernen Tanztheater.
«Er stammt aus meinem privaten Weinberg.»
Dracula hatte einen privaten Weinberg? Das hatte Stil. Enormen Stil.
«Hast du Appetit, verehrteste Emma?»
«Du hast mir doch die Pille eingeworfen», antwortete ich und trank noch einen Schluck von dem Château Dingsbums. An das Gesöff konnte man sich gewöhnen.
«Ich meine Appetit, nicht Hunger», lächelte er. «Uns Vampire verlangt es zwar nach Blut, aber dies bedeutet doch nicht, dass wir kulinarischen Gaumenfreuden abgeneigt sein müssen. Hatte ich
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