Happy New Year in Virgin River (German Edition)
Wie eine aufgebahrte Leiche.“ Er wand sich. „In einem Brautkleid …“
Sie öffnete die Augen, verengte sie jedoch gleich wieder zu schmalen Schlitzen, als sie ihn sah. „Verschwinde. Geh einfach.“
Sunny versuchte die Erinnerungen abzuschütteln. Als sie aufschaute, bemerkte sie, dass Drew vor ihr stand. Er hielt ihr ein Glas Wein hin. „Ich habe Salz auf die Treppe gestreut, Ihnen einen Wein besorgt und für mich ein Bier. Also“, sagte er und setzte sich ihr gegenüber. „Sie wollten mir erzählen, wie sie zum Fotografieren …“
„Es war vor einem Jahr“, fiel sie ihm ins Wort.
„Hm? Sie haben vor einem Jahr mit dem Fotografieren angefangen?“, fragte er.
„Die Hochzeit, die nicht stattgefunden hat. Große Hochzeit, große Party. Wir waren drei Jahre zusammen. Ein Jahr lang hatten wir zusammengelebt und waren verlobt. Dann ist er plötzlich nicht erschienen. Ich war bereits komplett aufgebrezelt in einem Kleid von Vera Wang, zweihundert Gäste warteten, kleine Würstchen köchelten vor sich hin, gefüllte Pilze wurden warm gehalten, Champagnerkorken knallten … und kein Bräutigam.“
Seine Miene war total entsetzt. „Unmöglich!“, flüsterte er erschrocken.
„Ich schwöre bei Gott. Sein Trauzeuge hat mir dann erklärt, dass er es nicht konnte. Er war noch nicht so weit.“
Plötzlich musste Drew lachen, aber nicht unfreundlich, nicht, weil er es lustig fand, sondern weil er es nicht fassen konnte. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Hat er je erklärt,
warum?“
Sunny hatte noch niemandem erzählt, was Drew ihr gesagt hatte, es war ihr viel zu peinlich. Aber aus einem Grund, den sie sich nicht erklären konnte, spuckte sie es vor Drew aus. „Jawohl, hat er. Er hatte noch nicht genug Spaß gehabt.“
Einen Moment lang herrschte Stille. „Das ist nicht Ihr Ernst“, sagte Drew schließlich.
„Todernst. Das Ganze war so unfassbar, dass es sogar einen kleinen Zeitungsartikel darüber gab.“
„Und das ist wann passiert?“
„Vor einem Jahr. Heute, auf den Tag genau.“
Drew setzte sich auf dem Stuhl zurück. „Puh“, war alles, was er dazu sagen konnte. „Nun, kein Wunder, dass Sie schlecht gelaunt sind. Spaß?“, fragte er. „Er hatte noch nicht genug
Spaß
gehabt?“
„Spaß“, bestätigte sie. „Das war die beste Erklärung, die ihm einfiel. Er machte gern einen drauf, ging in Clubs, flirten, tanzen, was auch immer … Er ist der Typ, der samstagabends unterwegs ist, und war einfach nicht bereit, damit aufzuhören. Und wissen Sie was? Fotografen arbeiten an den Wochenenden … Hochzeiten, Taufen und so weiter. Wie es aussieht, war ich eine richtige Spielverderberin.“
Drew rieb sich den Nacken. „Dann muss ich wirklich rückständig sein. Ich hatte immer gedacht, wenn du mit der Richtigen zusammen bist, wenn sie deine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter abhört und dir eine SMS schickt und dich bittet, die Wäsche aus der Reinigung zu holen oder sagt, dass sie deine holt; die Frau mit der man darüber diskutieren kann, welches Sushi bestellt wird oder was auf die Pizza kommt; die Frau, die regelmäßig nackt ins Bett kommt … Ich hatte immer geglaubt, dass
so etwas
Spaß macht. Dass so etwas sexy ist und Spaß macht.“
Sie musste über ihn lachen. „Sie finden Reinigungen also sexy?“
„Allerdings. Wirklich.“ Und dann lachten sie beide.
4. KAPITEL
S unny rutschte auf dem Stuhl nach vorne, stützte die Ellbogen auf die Knie auf, lächelte und sagte: „Ich kann es gar nicht erwarten, mehr davon zu hören, also die Sachen, die Sie sexy finden. Ich meine Pizzabeläge und Reinigungen? Fahren Sie fort.“
Drew trank einen Schluck Bier. „Das ist eine lange Liste, Fräulein Sonnenschein. Aber um das klarzustellen, ich bin ein Junge. Ganz oben auf der Liste steht nackt.“
„Ja, es gibt ein paar Dinge, da seid ihr
Jungs
euch anscheinend alle ähnlich. Aber wenn ich eins gelernt habe, dann sicherlich das: Es reicht nicht ganz, sich regelmäßig nackt zu zeigen.“
„Pah! Für Männer, die keine Fantasie besitzen, vielleicht schon. Oder Männer, die nicht einen ganzen Monat Arbeit mit einem Tag aufwiegen müssen.“
„Also dann …? Was?“
„Mir macht es Spaß, einen Budgetplan aufzustellen, an den sich niemand hält. Es hat etwas, das gemeinsam auszuarbeiten. Das ist cool. Nicht das Scheckheft, das ist nichts für zwei. Zu brenzlig. Es gibt keine zwei Personen, die auf dieselbe Weise addieren und subtrahieren. Wussten Sie das? Und dann
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