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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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fünfzigsten Mal gesagt, dass ich wünschte, sie würde keine Schlaftabletten mehr nehmen.
    Stattdessen behauptete ich, dass ich ihr glaubte. Das war bei uns einfach so. Wenn sie in dem Lebensmittelgeschäft, in dem sie arbeitete, einen Haufen Gammelfleisch aus dem Müll gerettet hatte, sagte ich, es sehe fantastisch aus. Dann warf ich es weg. Wenn ich aus der Schule kam und sie unsere Ersparnisse für einen Achthundert-Dollar-Staubsauger aus dem Fenster geworfen hatte, den ihr ein Vertreter an der Tür angedreht hatte, tat ich so, als fände ich das ganz toll. Dann hängte ich mich ans Telefon, bis wir unser Geld zurückbekamen. Ich sagte also, dass ich ihr die Sache mit den Aliens glaubte.
    »Danke, Schildkrötenbärchen. Braves Mädchen«, sagte sie und schloss mich fest in die Arme. »Ich wusste es.«
    Vielleicht sollte ich das mit dem Schildkrötenbärchen allmählich erklären. Anscheinend handelt es sich um einen traditionellen Familienspitznamen. Auf meiner Geburtsurkunde steht »Gratuity Tucci«, aber meine Mutter nennt mich Schildkrötenbärchen, seit sie begriffen hat, dass Gratuity nicht das bedeutet, was sie dachte (nämlich »Dankbarkeit«). Meine Freunde sagen »Tip« zu mir (das heißt »Gratuity« nämlich wirklich: »Trinkgeld«).
    Diese lange Erklärung gebe ich hier vor allem ab, um das mit meiner Mutter verständlicher zu machen. Wenn mich einer nach ihr fragt, antworte ich, dass sie sehr hübsch ist. Wenn jemand fragt, ob sie so schlau ist wie ich, sage ich, dass sie sehr hübsch ist.
    »Braves Mädchen«, sagte Mom und wiegte sich in unserer Umarmung. Ich drückte fest zurück, das Gesicht dicht an dem Muttermal.
    Von einigen Firmen bekommt man alle Nase lang eine Postkarte. Falls einer ihrer Mitarbeiter mitliest, kann ich nur sagen, dass ich die mit der Aufschrift »Schade, dass Sie nach der Entführung durch die Aliens all Ihre Freunde verloren haben« nicht gefunden habe, als ich sie gebraucht hätte.
    Meine arme Mom konnte nämlich den Mund nicht halten.
    Sie erzählte die Geschichte im Lebensmittelgeschäft jedem, der es nicht hören wollte – auch den Teil mit der Wäsche. Ja, vor allem das mit dem Wäschefalten, als wäre dieses Detail ganz besonders wichtig. Mittlerweile frage ich mich ernsthaft, ob die Aliens das nicht extra gemacht haben, damit die Entführten einen besonders bescheuerten Eindruck machten.
    Die Aliens haben mich entführt und gezwungen, ihre Wäsche zu falten.
    Die Aliens haben mich entführt und gezwungen, ihre Regenrinnen zu putzen.
    Ihr versteht, was ich meine?
    Danach hörten die Leute auf, mit ihr zu reden. Mittwochs ging Mom normalerweise mit den anderen Damen aus dem Lebensmittelladen Margaritas trinken, die sie sich in riesigen Porzellansombreros servieren ließen. Aber eine nach der anderen redete sich heraus, bis Mom plötzlich mittwochs nichts mehr vorhatte. Eines Tages musste ich in ihrem Auftrag spionieren und schlich zum Wall Street Taco Exchange, um heimlich einen Blick durchs Fenster zu werfen. Und klar, da saßen sie, die Verkäuferinnen, zogen sich die Cocktails aus den Mexikohüten rein und lachten sich kaputt. Ich konnte genau sehen, dass sie Mom auslachten.
    »Und, waren sie da?«, fragte sie, als ich zum Auto zurückkehrte. »Du hast sie nicht gesehen, oder?«
    Ich sank auf den Beifahrersitz. »Nein, habe ich nicht«, antwortete ich.
    Es war auch an einem Mittwoch – aber an einem anderen –, dass mir die Veränderung an ihrem Muttermal auffiel. Dass es ein Mittwoch war, weiß ich, weil es ein Abend für Brownies und Filme war, in denen Männer ihr Hemd ausziehen. Das war aus den Margaritaabenden geworden, als sich herausstellte, dass die Damen aus dem Geschäft von nun an jeden Mittwoch Zahnarzttermine oder massive familiäre Probleme vortäuschen würden, bis die Welt unterging.
    Zu dem Zeitpunkt waren es tatsächlich nur noch wenige Monate bis zum Weltuntergang. Das sind dennoch sehr viele Zahnarzttermine.
    Egal.
    Also, die Brownies waren fertig und der Hauptdarsteller hatte sich gerade das Hemd ausgezogen, weil er schwimmen gehen wollte. Ich spielte mit den Haaren meiner Mutter – und da sah ich es. Das Muttermal. Es war neuerdings locker doppelt so groß wie vorher und komisch lila angelaufen.
    Ich hielt den Atem an. »Wann … ist das denn passiert?«, fragte ich.
    »Hmm?«
    »Wann ist es … so geworden?«
    Mom drehte sich zu mir um. »Wann ist was wie geworden, Schildkrötenbärchen?«
    »Dein Muttermal. Es ist größer«,

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