Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
dass deine Mutter unterwegs ist und etwas zu erledigen hat«, sagte Mrs Hoegaarden. »Das ist nichts Neues.«
»Wir haben Männer getroffen, die über sie geredet haben, als wäre sie … eine Art Heldin hier«, sagte ich. Ob das das richtige Wort war?
»Ach du liebe Güte! Ja, ich denke, das könnte man so sagen. Wieso auch nicht? Sie hat allen so viel Beistand geleistet, müsst ihr wissen. Wetten, dass sie im Airport District, also hier, wo wir wohnen, jeden kennt?«
»Wirklich.«
Als wir nach draußen kamen, brannte die Sonne wie Feuer in unseren Augen. Wir blinzelten und zwinkerten einige Augenblicke, ehe wir weitergehen konnten. Im Tageslicht fiel mir auf, dass Zelte, Verschläge und Lastwagen um das pinkfarbene Gebäude angesiedelt waren. Es kam mir vor wie eine endlose Parkplatzparty.
»Wer Hilfe braucht, kann sich jederzeit an Lucy Tucci wenden, sagt man. Sie erinnert mich an mich selbst – so haben mich die Leute zu Hause in Richmond auch gesehen. ›Frag doch Honey Hoegaarden‹, hieß es. Alle nennen mich Honey, Liebes. Aber ich denke, eure Mutter wird jetzt kürzertreten. Sie sollte es jedenfalls … sie hat Gräben gegraben, alten Menschen und eingeschlossenen Personen etwas zu essen gebracht, eine Kleidertauschbörse und ein Nähkränzchen für Mütter ins Leben gerufen, und Daniel Landry hält große Stücke auf sie. Ständig führt sie für ihn Protokoll und berichtet ihm, was die Menschen brauchen.«
»Zu Hause war sie … nicht so aktiv«, sagte ich.
»Tja, vielleicht hat Mr Landry sie angesteckt.«
»Wie eklig.«
»Oh! Ha! Ach du liebes bisschen, so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, sie eifert ihm irgendwie nach. Außerdem brauchte sie etwas zu tun, solange die Leute von der Vermisstenliste nach dir suchten. Sonst wäre sie vor Sorge wahnsinnig geworden. So, hier ist unser Kloner. Ihr wisst doch, wie die Dinger funktionieren, oder? Ach, ich erklär’s euch lieber.«
Wir hörten uns an, wie man mit einem Telekloner umzugehen hatte, und dann zeigte Mrs Hoegaarden uns die Duschen und Toiletten. Als eins ihrer Kinder nach ihr rief, eilte sie davon.
»Wisst ihr, wie ihr zurückkommt?«, rief sie uns über die Schulter zu.
»Alles bestens!«, rief ich zurück. »Danke!«
»Ich miaue jetzts?«, fauchte J.Lo., als sie weg war. »Und was kommt dann? Mit Feuer zujonglieren?«
»Jaja, tut mir leid, aber es ist gar nicht so schlecht. Mrs Hoegaarden erzählt es wahrscheinlich weiter, dass du miaust, genau wie wir, und falls dann doch mal jemand Sau hört, denkt er sofort, du warst das.«
»Ja!«, brummte J.Lo und warf die Hände in die Luft. »Ein perfekter Plan! Mutter Meer sei Dank, dass du mit deinem Genie keine bösen Dinge auszubrütest.«
»Ist ja gut, ich hab’s verstanden.«
»Ich will in das pinke Kisten-Zuhause und mit dem Teleklonhörer arbeiten. Ich habe Ideen.«
»Okay«, sagte ich. »Ich könnte noch ein paar Leute kennenlernen. Wir wissen immer noch nicht, wem wir das erzählen sollen. Wir können niemandem vertrauen.«
»Ihr könnt niemandem vertrauen?«, fragte eine unbekannte Stimme. »Wie kann ein junges Mädchen so was Schlimmes sagen?«
Es hätte die Stimme eines Superhelden sein können. Als J.Lo und ich uns umdrehten, standen wir vor meiner Mutter und Clark Kent.
Sie strahlte mehr als sonst. »Schildkrötenbärchen«, sagte sie. »Äh, JayJay, das ist Daniel Landry. Er ist Gouverneur des Airport District.«
»Oh, ja, hallo«, sagte ich und schüttelte den Kopf. J.Lo miaute.
»Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen«, sagte Landry, während er mit unruhigem Blick die Passanten musterte, so wie Leute, die prüfen, ob sie auch genügend beachtet werden. »Deine Mutter hat mir viel von dir erzählt.«
»Wir haben Neuankömmlinge am Flughafen begrüßt«, erklärte Mom und strich sich schwungvoll das Haar hinter die Ohren. »Familien aus Mexiko. Daniel – Mr Landry – brauchte mich als Dolmetscherin.«
»Spanisch kannst du doch gar nicht«, sagte ich.
»Ich wurstel mich durch«, sagte sie. »Irgendwie. Es hat viel Ähnlichkeit mit dem Italienischen.«
»Mit deinem schlechten Spanisch und meinem schlechten Englisch«, sagte Landry, »sind wir das perfekte Paar.«
Sie lachten, Mom ein wenig zu laut, und dann strich sie ihr Haar wieder hinters Ohr, obwohl es überhaupt nicht zerzaust war. Als J.Lo mich ansah, gluckste ich und zuckte mit den Achseln.
»Was kann ich denn für die Kids im Airport District tun?«, fragte Landry, als käme
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