Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
sechsunddreißig.«
»Einhalb«, sagte J.Lo.
»Er ist nicht für dich verantwortlich, sondern ich. Wenn überhaupt, bin ich auch für ihn verantwortlich – heute Morgen konnte ich ihn gerade noch davon abhalten, eine Autobatterie auszutrinken.«
»Ist gut so. Schön herb.«
Ich stieß J.Lo mit dem Ellbogen an.
»Es geht nur darum«, sagte Mom, »dass ich es nicht so gern habe, wenn du viel draußen bist … mit ihm.« Sie wedelte mit dem Arm Richtung Boov.
»J.Lo«, sagte er.
»Ja. Er. Was baut er da?«
»Eine Art Boov-Dusche. Keine Sorge, J.Lo kommt klar«, sagte ich. »Er hat schon alle möglichen Leute reingelegt.«
»Aber jetzts möchte ich noch mehr Kärtchen zu machen, um zuerklären, warumwieso ich das Geisterkostüm zu trage und nicht zu rede. Um sie den Leuten zugeben. Du sollst mir zu helfen.«
»Okay.«
Mom sah schweigend zu, als J.Lo vom Stuhl sprang und Papier suchte. Sie beugte sich vor und nahm meinen Arm. »Wir müssen eben aufpassen«, sagte sie. »Wir müssen unglaublich aufpassen.«
»Tun wir.«
»Nein. Ich weiß. Hör zu …«
Ihr Atem wehte warm über mein Gesicht und duftete nach Kirschlipgloss. Ich wartete darauf, dass sie etwas sagte. Ihr Blick hatte etwas Wissendes, das mir vorher nie aufgefallen war.
»Es darf nicht passieren, dass wir wieder voneinander getrennt werden. Auf keinen Fall. Diese Greifer können sich alles greifen, nur dich nicht. Alles außer dir.«
Ich nickte. Dann merkte ich plötzlich, dass J.Lo stocksteif neben mir stand. Er hatte Papier und Stifte gefunden.
»Äh, ja, ich passe auch auf«, sagte er. »Versprochen, weils ich nicht will, dass Tip ihre Tipmom wieder zu verliert, weils ich nämlich allens über Familien weiß und auch weiß, dass Lucy Tucci Tip zu gemacht hat und sich um sie zu gekümmert hat und nicht nur ein Ei zu gelegt und auf der Straße für andere zu gelassen hat.«
Mom sah mir wie in Trance ins Gesicht. Ich lächelte verhalten.
»Und Tip war auch meiner Meinung nach sehr mutig, weils sie mit nur elf Jahren ihre Mom so sehr zu finden wollte, dass sie Auto zu fahren und sich beschießen zu lassen und mich einmals verprügeln musste. Was nicht anders zu ging.«
Ich sah J.Lo an.
»Hast du das geübt?«
»Ein bisschens«, antwortete er.
Unter Aufwendung sämtlicher Kräfte wandte Mom sich von mir ab und sah J.Lo direkt in die Augen. Es war das erste Mal, seit er das Laken abgenommen hatte. Sie sahen einander forschend an. Ich habe mal gehört, wenn zwei sich länger als fünf Sekunden in die Augen sehen, würden sie sich entweder küssen oder prügeln. Beides wäre mir nicht angenehm gewesen. Dann machte Mom den Mund auf.
»Es ist gut, dass sie nicht allein war. Ich bin … froh, dass jemand bei ihr war, während wir getrennt waren«, sagte sie und J.Lo lief orange an. »Ich sehe ein, dass du eine Weile bei uns bleibst.«
»Ja, bitte.«
Mom stand auf und nickte, während sie die Küche aufräumte.
»
La nostra casa è la tua casa
«, sagte sie.
»Ich will mitkommen«, sagte J.Lo. »Tipmom hat uns beiden Erlaubnis zu erteilt.«
Es war einige Tage her, seit wir Dan Landry begegnet waren, und ich wusste von Mom, dass er den ganzen Tag in seinem Büro am Flughafen sein würde.
»Das weiß ich doch«, sagte ich. »Tut mir leid. Aber Landrys Büro liegt in einem Flughafenhotel und da wimmelt es angeblich nur so von Gorg. Wir wollen doch nicht, dass sie dich wittern.«
»Ah«, sagte er. »Ja. Danns ist gut. Ich wollte sowiesos mein Laken zu waschen. Irgendwer hat Katzenhaare und Milchshakes drüber zu gekippt.«
Doch als ich dann zum Flughafen fuhr, musste ich daran denken, wie er ausgesehen hatte, als er das gesagt hatte. In Wirklichkeit hatte er nur alles abgenickt und sich ins Bett gelegt. In letzter Zeit verbrachte er immer mehr Zeit im Bett.
Weiter vorn entdeckte ich das Hochhaushotel, in dem Landry über seinen Distrikt wachte. Ich stellte das Auto auf einem Parkplatz neben einem Riesenkaktus ab. Kakteen fand ich immer noch gewöhnungsbedürftig. Ihretwegen sahen Fels und Gebüsch in der Wüste wie der Grund eines wilden Ozeans aus. Ich ging unter einem breiten Vordach zum Hoteleingang und wich zahlreichen Menschen aus, die hinein und hinaus gingen. Als ich die Glastür zur Hotelhalle öffnete, spiegelte sich darin eine grüne Gestalt, die über meinem Auto aufragte.
Das war nicht etwa noch ein Kaktus, dachte ich, als ich mich umdrehte und bereits ahnte, was ich hier zu sehen bekam: Ein Gorg ging um Slushious herum,
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