Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
hierbleiben.«
Sie hatte den einen Schuh noch in der Hand, als sie aus dem Haus lief.
J.Lo wusch wortlos weiter ab. Ich stand neben ihm und stützte mich mit einer Hand auf den kleinen Esstisch. Dann dachte ich, sitzen wäre besser, stand aber im nächsten Augenblick wieder auf und starrte auf meine Schuhe. Um Zeit zu schinden.
Das Teppichbodenmuster bestand aus zehn verschiedenen Spielkarten. Selbstverständlich waren es Hunderte, aber immer wieder die gleichen zehn Karten, dazu sechzehn Pokerchips, acht rote und acht blaue.
»Auf dem Teppich der Hoegaardens sind Würfel«, sagte ich.
»Ah«, sagte J.Lo. »Ja?«
»Jep. Immer zwei Würfel, überall, und immer kommt sieben heraus.«
»Verstehe.«
»Wo sie wohnen, standen früher die Tische fürs Würfelspiel«, erklärte ich.
Wir schwiegen weiter. J.Lo fuhrwerkte spritzend im Spülwasser herum.
»Wir müssen reden«, sagte ich. »Findest du nicht? Dass wir das müssen?«
J.Lo nahm eine Schüssel und versenkte sie im Becken.
»Wenn du willst. Worübers?«
Ohne es zu merken, hatte ich die Luft angehalten, und atmete laut aus. »Das weißt du …«
»Ahh. Übers die Boov. Übers meinen Abzug von der Erde.«
»Du hast nie genau gesagt, was du vorhast.«
»Für die Boov wäre ich ein Verbrecher«, sagte er und wusch die Schüssel ab. »Der größte Stümper allers Zeiten. Ich habe die Gorg herzu gelockt.«
»Würden sie dich … töten?«
»Nein. Die Boov haben die Todesstrafe abgeschafft. Sie würden mich ins Gefängnis zu stecken. Oders mir einen ganz miesen Job zu geben.«
»Zum Beispiel?«
»Beinschmecker, vielleichts. Oders Köttelkellner. Das wäre schlimms, aber es ginge noch. Diese Jobs zu haben eine gewisse Würde.«
»Aha.«
Wir sahen uns an, dann spülte J.Lo die Schüssel ab und griff nach einem Teller.
»Uuuund? Soll ich denns gehen?«, fragte er. »Zurück zu den Boov?«
»Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Das ist deine Entscheidung. Oder nicht?«
J.Lo senkte den Blick in die Spüle und nickte knapp. Ich hatte das Gefühl, ihm bei der Entscheidung zusehen zu können. Als hätte ich einen Ballon vor Augen, der langsam abwärtstrieb und platzen würde, wenn ihn keiner auffing.
»Aber«, sagte ich, »aber wenn du … also, wenn du weggehen würdest, wäre hier alles schlimmer. Wir müssten alle viel mehr tun. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Stimmt.«
»Es wäre auch gar nicht so einfach zu erklären, wo JayJay plötzlich abgeblieben ist. Wenn du weggehen würdest. Aber du musst tun, was für dich das Beste ist.«
»Ja.«
»Alles, was ich sage, ist, dass es schwerer wäre. Außerdem wärest du eine enorme Unterstützung, wenn wir versuchen, die Gorg zu vertreiben. Bei alldem, was du weißt.«
J.Lo machte eine Pause, mit den Händen im Spülwasser. Unwillkürlich stand ich auf und verlagerte das Gewicht auf das andere Bein. Das half auch nicht wirklich. Es war heiß in der Wohnung. Mein Gesicht brannte.
»Mir scheints«, sagte J.Lo. »Mir scheints, es wäre das Beste, wenn ich hierzubleibe. Es gibt viels zuerledigen. Ich kann meiner Familie zu helfen.«
Erst dachte ich, er wollte noch etwas sagen, doch dann nickte er und holte zwei schmutzige Löffel. Er tunkte sie ins Wasser. Ich stellte mich neben ihn und trocknete ab, was er gespült hatte.
»Das heißt, es ist das Gleiche wie ein Milchshake-Kloner«, sagte Mom. »Nur für Personen.«
Sie war wütend nach Hause gekommen, weil sie Landry nicht hatte treffen können. Wegen der zahlreichen Gorg-Streifen war sie nicht einmal zu seinem Bürogebäude vorgedrungen. Deshalb weihten J.Lo und ich sie in das Geheimnis des Telekloners ein. Wir konnten den Häuptling nicht erreichen, die Zeit lief uns davon.
»Damit kann man nicht nur klonen«, sagte ich, »sondern auch teleportieren.«
»Das Wort kenne ich nicht.«
»Es bedeutet«, sagte J.Lo, »dass man eine Person oders ein Ding von einer Zelle zur nächsten zu versenden kann. Zum Beispiel in eine Zelle auf der Erde oders in einem Raumschiff der Gorg. Vielleichts auch Zellen auf anderen Planeten.«
»Als würde man eine Person e-mailen«, sagte Mom.
»Ja.«
»Gut, dass ihr es mir verraten habt. Aber wir müssen noch mehr Leute ins Boot holen«, sagte Mom.
Ich nickte.
»Mr Hoegaarden war Polizist«, fuhr sie fort. »Er kennt ein paar gute Menschen. Hier, bring Mrs Hoegaarden die Bücher zurück und sieh nach, ob jemand da ist.«
Ich nahm die Bücher, entschied mich für die Abkürzung durch die Küche und
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