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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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dass man im Königreich der Glücksmäuse vor einem Löwen davonlief.
    Ich überlegte, was ich dabeihatte. In meiner Cargohose steckten noch ein paar Käsekräcker. In meiner Kameratasche war neben dem Fotoapparat eine Packung Schokoküsse. Dann hatte ich noch eine Bratenspritze, der man laute Blasen entlocken konnte, wenn man fest drückte. Und den Autoschlüssel, der mir höchstens helfen konnte, FURZ in die Flanke des Löwen zu ritzen.
    Ich sprang hoch, hievte mich auf den untersten Ast eines Baumes und spürte plötzlich einen Ruck. Die Wildkatze hatte ihre Klauen in meine Tasche gekrallt und zog mich runter.
    Kreischend schlug ich mit der Faust auf die Tatze ein. Schließlich rettete ich die Kamera, kurz bevor der Riemen der Tasche riss, die ich dem Löwen überlassen musste. Dann kletterte ich Ast für Ast weiter nach oben.
    Der Löwe kauerte über der Kameratasche und beschnüffelte sie. Er fraß meine Schokoküsse.
    »Löwen klettern nicht auf Bäume, oder? Das waren Leoparden«, sagte ich zwischen zwei hektischen Atemzügen. Ich war ganz schön aufgeregt. »Oder Panther. Leoparden oder Panther.«
    Der Löwe hatte den Snack heruntergeschlungen und konzentrierte sich erneut auf mich. Er schlich um den Baum herum, streckte seinen ockerfarbenen Körper über die Rinde nach oben und krallte sich fest.
    »Löwen klettern nicht auf Bäume!«
, schrie ich.
    Jetzt konnte ich ihn gut erkennen, die breiten Rippen stachen fast durch das Borstenfell. Ich kenne mich mit Löwen nicht aus, aber seine Augen wirkten trüb und seine Beine waren schlaksig und mager. Er war alt und kurz vorm Verhungern.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Tut mir leid, dass du mich nicht fressen kannst.«
    Der Löwe legte sich wieder hin, behielt mich jedoch weiter im Auge. Ich wollte die Bratenspritze nicht benutzen. Die Blasen würden J.Lo den Weg weisen, aber auch alle anderen Boov auf meine Spur bringen. Ich sah mich um. Mit ein wenig Glück konnte ich mich auf einem Ast so weit vorrobben, dass ich aufs Dach des Geisterhauses klettern konnte.
    Der Löwe brüllte.
    »Mehr geht wirklich nicht«, sagte ich und warf ihm die Käsekräcker zu. »In der Nähe der Sonnenuhr habe ich einen Pfau gesehen, falls du so etwas magst.«
    Er beschnüffelte die Kräcker und fraß sie mit Verpackung. Ich kraxelte auf den nächsten Ast und dann auf einen anderen, bis ich aufs Dach springen konnte. Dann rutschte ich zu einem offenen Fenster, schob das heraushängende Skelett beiseite und stieg ein.
    Es war natürlich dunkel und muffig. Drinnen gab es keinen richtigen Raum, sondern nur einen Laufsteg. Der Blick nach unten auf die sorgfältig arrangierte Bühne des Geisterhauses brachte gar nichts, so stockduster war es. Hier und da drang dünn das Mondlicht durch einen Spalt und verwandelte die Schwärze in milchiges Blau.
    Ich konnte mich nur über den Laufsteg tasten, um irgendwie nach unten zu gelangen. Aus allen Richtungen ragten sonderbare Formen hervor und im Dunkeln wirkte jede Schlaufe oder Sprungfeder wie eine Liane oder eine Schlange und die Scheinwerfer unter der Decke hätte man für Fledermäuse halten können. Wenn ich zu der ängstlichen Sorte Mensch gehört hätte, wäre es zum Fürchten gewesen, und selbst ich war außer Atem und verschreckt, aber das war nach der Rennerei und dem wenigen Essen nicht anders zu erwarten.
    Egal.
    Ich fand schließlich den Weg dadurch, dass ich beinahe abgestürzt wäre. An einer Wand verlief eine Art offener Röhre aus Metallschleifen und -lamellen. In dem Rohr steckte eine Leiter. Und jetzt kommt’s: Da ich dachte, die Leiter würde am Boden enden, passte ich nicht richtig auf, bis ich kapierte, dass ich schon sehr lange abwärtsstieg. Viel zu lange. Ich drehte den Kopf und sah absolut nichts. Gar nichts. So wie wenn man eigentlich nicht weiß, wie nichts aussieht, weil immer irgendwo Licht herkommt, unter einer Tür hindurch oder durch einen Fensterspalt. Es war schwarz wie der Tod.

    Bei Gott, es war so dunkel, dass man die Hand nicht vor den verdammten Augen sehen konnte. Ich bitte, meine Ausdrucksweise zu verzeihen.
    Dann dachte ich irgendwann, ich wäre endlich unten, weil ich mit dem Fuß ausholte, aber keine Sprosse mehr fand. Aha, dachte ich, dann kommt gleich der Boden. Ich streckte das Bein noch mehr und dann rutschte der Teil der Leiter, an dem ich mich festhielt, wie bei einer Feuerleiter weiter nach unten. Mein Magen hüpfte vor Schreck und dann gleich noch mal, als die Leiter gegen etwas schlug und

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