Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
Metall auf Metall klirrte. Doch jetzt konnte ich wieder eine Sprosse ertasten. Meine Leiter war nur in eine andere übergegangen und allmählich fragte ich mich, ob sie jemals endete.
Umzukehren, wäre das Vernünftigste gewesen, zumindest bis ich wieder ein Fenster gesehen hätte. Doch in dem Moment fiel mir folgender Teil der geheimen Botschaft wieder ein:
TREFFPUNKT UNTER DEM PALAST.
Vielleicht ist das hier gemeint?, überlegte ich. War ich unter der Erde?
Wenn ich richtig darüber nachdachte, war die Idee gar nicht so weit hergeholt. Vielleicht gab es im Königreich der Glücksmäuse unterirdische Tunnel, damit die Angestellten von einem Ort zum anderen gelangten, ohne die Touristen zu stören. Möglicherweise gab es hier unten sogar eine kleine U-Bahn oder etwas anderes, was zum Palast der Eiskönigin führte.
Also machte ich weiter. Die unerwartete Verlängerung der Leiter wurde wieder eingezogen, als ich losließ. Ich stieg noch zwanzig, dreißig Stufen hinunter, bevor mir wieder die Sprossen ausgingen. Diesmal traf mein Fuß auf harten Betonboden und ich trat von der Leiter.
Dort unten streckte ich beide Arme aus und ließ sie wie beim Schwimmen langsam kreisen. Ich berührte, was in Reichweite war, und das waren merkwürdige Dinge: etwas, was hoffentlich ein aufgerollter Schlauch war, und etwas, was hoffentlich ein Schwamm war. Ich ertastete ein Regal, auf dessen Brettern Plastikflaschen und vielleicht Eimer standen. Das, was ich als Nächstes berührte, ließ das Schlimmste befürchten, war aber nur ein Sandwich, wie sich später herausstellte.
Dann ertastete ich den Käfig, der einmal im Kreis verlief. Ich war in einem Maschendrahtkäfig gelandet, der circa zwei mal drei Meter maß und anscheinend keinen Ausgang hatte. Okay, das war’s dann wohl, dachte ich. Ich bin gefangen. Es dauerte einige panische Sekunden, bis ich begriff, dass die Boov sich nicht solche Umstände machen mussten, um jemanden zu fangen. Sie würden sich nicht darauf verlassen, dass jemand vielleicht eine Botschaft in Schweinelatein sehen würde, die ihn hundert Meilen weit zu einem Vergnügungspark lotsen würde, wo er von einem Löwen auf einen Baum und ein Dach gejagt würde, von dem aus er über eine Leiter in einen Käfig gelockt wurde, aus dem er einfach wieder hochklettern konnte, wenn er Lust dazu hatte. Deshalb stöberte ich weiter, bis ich das Regal mit den Taschenlampen entdeckte.
Gleich die ersten beiden, die ich ausprobierte, funktionierten. Ich schwenkte sie herum und stellte fest, dass ich in einem Vorratskorb stand, der größtenteils Reinigungsmittel enthielt. Die Eimer waren Eimer. Das grässliche Zeug war doch nur alte Erdnussbutter. Und an einem Ende gab es ein Tor. Weiter oben hing etwas Größeres von der Decke. In dem trüben Licht sah ich Rollläden, Fenster und Dachziegel. Ersatzteile, schloss ich messerscharf, für das Haus, das überirdisch lag. Auch mit Taschenlampe war es hier überall finster. Die Wände waren zu weit weg oder es gab gar keine. Ich schlich immer weiter, bis ich mit meiner Leuchte in einer Ecke ein kompaktes Ding entdeckte. Es sah wie ein Motor aus, oder wie ein halber Rasenmäher. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um ein Stromaggregat handelte. Wenn ich Glück hatte, enthielt es noch Benzin. Nach kurzer Suche hatte ich die Reißleine gefunden und zog daran. Als das Ding stotterte und hustete, zog ich gleich noch mal. Beim vierten Versuch tuckerte es langsam los und in meiner direkten Umgebung gingen flackernd zahlreiche Lampen an, sodass ich endlich sehen konnte, wo ich war.
Es war das Geisterhaus, das auf dem Kopf von der Decke hing. Ich war in einem großen, in einem unermesslichen Raum, so groß wie ein Rugbyfeld, in dessen Mitte ein ganzes Geisterhaus verkehrt herum hing.
Es war bis ins Detail perfekt: die kaputten Fensterläden, die krumme Wetterfahne, inklusive der falschen schwarzen Katze, die leise auf der Veranda fauchte. An der Decke erstreckte sich ein Stück Erde mit falschem Gras und Matsch, mit Grabsteinen und drahtigen Bäumen, die wie Stalaktiten herabhingen. Oder wie Stalagmiten, das kann ich mir einfach nicht merken.
Ich war so baff, dass ich mich erst mal hinsetzen musste. Wie kann ich herausfinden, ob ich verrückt geworden war, fragte ich mich. Gibt es einen Bluttest oder kann man in einen Becher pinkeln oder so? Ich hatte mal einen Fahrradunfall, nach dem ich noch lange auf der Straße liegen blieb. Die Leute standen um mich herum und ließen
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