Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
immer noch über Lautsprecher sprach, schob er das Mikrofon beiseite und setzte sich auf den Bühnenrand.
»Wir finden deine Mom bestimmt bald. Wie wärs mit ein bisschen Geduld?«
»Ich habe schon mit Mr Michaels gesprochen«, antwortete ich. »Er hat uns hierhin geschickt. Wir sind gerade rechtzeitig zur Rede gekommen.«
»Natürlich sollte man sich eine eigene Meinung bilden? Aber ich glaube
nicht
, dass wir auf die Boov hören sollten. Sie stehen kurz vorm Abzug. Und unsere Anführer? Sie machen große Fortschritte mit den Gorg.
Große
Fortschritte. Vor allem Dan Landry. Ihr solltet euch seinen Bericht heute Abend anhören.«
»Ja, vielleicht«, sagte ich. »Bis morgen, Mitch.«
»Oh«, sagte Mitch. »Das hätte ich beinahe vergessen. Jemand sucht dich? Ein Herr indianischer Herkunft, im Krankenhaus, glaube ich.«
»Häuptling!«, schrie ich, als wir ins Zimmer stürmten.
Äh, nein, das stimmt so nicht. »Häuptling!«, schrie ich, nachdem ich mit J.Lo zum Krankenhaus gefahren war, wo wir uns am Eingang durchdrängelten, weiter durch ein Labyrinth mit Menschen auf Stühlen, Tragen und Liegen, mit Infusionen aus Beuteln, die statt am Tropf an Hutständern hingen. Von einer Empfangsdame erfuhren wir die Zimmernummer des Häuptlings und wurden von einem Pfleger darüber informiert, dass die Patienten nur von Verwandten Besuch erhalten dürften. Höflich schrie ich zurück,
ob wir nicht inzwischen alle zu einer großen Familie gehörten, wenn man richtig drüber nachdachte, Blödi?
und lief an dem Pfleger vorbei, als ein Hund im Rollstuhl ihn ablenkte – bis ins Zimmer des Häuptlings. So.
Egal.
Der Häuptling teilte das Zimmer mit einem Patienten, der auf der anderen Seite eines Vorhangs schlief.
»Mr Hinkel«, sagte der Häuptling und zeigte mit dem Kopf auf den Schlafenden. »Er findet, Indianer wie ich sollten woanders leben. Das erklärt er mir gerne in aller Ausführlichkeit.«
Ich hatte eigentlich keine Lust, über Mr Hinkel zu reden.
»Vielleicht wird er ja bald entlassen.«
»Glaube ich kaum«, sagte der Häuptling. »Er wurde übel verprügelt von einem, der findet, Schwule wie
er
sollten woanders leben. Schön, euch zu sehen, Dummbein, Boov.«
Ich lächelte, doch dann begriff ich, was er gesagt hatte.
»Kat hat gepetzt?«
»Nein«, sagte J.Lo. »Ich war’s. Mein Laken ist runtergerutscht, als ich ihm geholfen habe, den Telekloner zuverstecken. Hab ich vergessen zusagen.«
Ich zuckte zusammen.
»Geht das … geht das für Sie in Ordnung, Häuptling? Oder verraten Sie ihn?«
Der Häuptling zuckte die Achseln. »Als Indianer erzählen einem die Leute dein Leben lang, wer dir dein Land weggenommen hat. Die kann man auch nicht alle hassen, sonst schreit man nur noch rum.«
»Verstehe«, sagte ich. »Das haben Sie ja trotzdem gemacht, aber das war alles Theater, nicht wahr? Wenn man sich wie ein Irrer aufführt, kann man auch behaupten, man habe ein UFO , und keiner glaubt einem.«
Der Häuptling grinste. Für seine dreiundneunzig Jahre hatte er gute Zähne.
»Und wenn man das UFO in einem selbst gebastelten Stück Scheiße versteckt …«
»… denkt jeder, der vielleicht doch dachte, es könnte echt sein, wie blöd es von ihm war, herzukommen. Stimmt’s?«
»Sechsundsechzig Jahre lang hat es funktioniert. Bis ihr beiden meine Tiere gefunden habt, nehme ich mal an.«
»Kubisch«, sagte J.Lo. »Wir zu nennen sie Kubisch.«
»Und du? Nennst du dich noch JayJay?«
»Nein. Ich heiße J.Lo.«
»Das sag ich im Leben nicht zu dir.«
»Sie können auch weiter Knirps zu sagen.«
»Abgemacht.«
Ich hielt es nicht mehr aus. Die Spannung fraß mich innerlich auf.
»Häuptling«, sagte ich. »Sind alle heil aus Roswell rausgekommen? Bevor …«
»Jep. Dafür muss ich mich bei den UFO -Trotteln bedanken. Sie waren oben auf dem Dach und sahen die Gorg durch ihre Teleskope schon kommen, als sie noch meilenweit weg waren. Ein Pärchen ist in dem Auto geflüchtet, das ihr dagelassen hattet, obwohl sie sich über den Plastikschlüssel ganz schön gewundert haben. Ich hab mir Lincoln geschnappt und die … Kubisch und ab in den Pick-up, und dann haben dieser Trey und ich es so gerade eben noch geschafft.«
»Trey ist mit Ihnen gefahren?«
»Ich … ich konnte nicht fahren. Mir war zu schwindelig. Die Kubisch haben wir am Rio Grande ausgesetzt und Trey passt auf Lincoln auf, bis ich nicht mehr … bis sie mich entlassen.«
Er hustete kurz. Das soll jetzt keine Anspielung sein – in
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