Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
ich.
»Ohne Formular wüsste ich wirklich nicht, was wir … Michaels? Sehen Sie bitte nach, ob es für diesen Fall ein Formular gibt.«
»Ja, Sir.« Einer der Männer im Anzug, die hinter Mitch standen, eilte davon. Bisher hatte ich gedacht, sie wären dafür zuständig, Mitch im Bedarfsfall aufzufangen.
Die Polizistin kam zu mir und sagte: »Dein Bruder isst Bleistifte.«
»Das kommt vor«, antwortete ich.
»Da fällt mir was ein«, sagte sie. »Du solltest deine Mutter auf die Vermisstenliste setzen lassen.«
»Oje«, sagte Mitch. »Da kann sie gleich Dartpfeile auf eine Landkarte werfen.«
»Welche Vermisstenliste?«
Offenbar warteten die Amerikaner nicht, bis das Vermisstenamt fündig wurde. Es gab Leute, die mit Namenslisten herumgingen. Jeder hatte zehn Namen und wenn ein neuer dazukam, wurde er oben hinzugefügt und der letzte auf der Liste wurde gestrichen. Die Leute gingen durch den Tag und riefen immer mal wieder »John Hancock sucht Susan B. Anthony« oder »Buddy Holly sucht Richie Valens.« Wenn man das hörte und eine Susan B. Anthony oder einen Richie Valens kannte, meldete man sich und berichtete, was man wusste.
»Auf diese Weise haben sich schon viele Menschen wiedergefunden«, sagte die Polizistin.
»Mach doch, was du willst«, sagte Mitch hochmütig. »Bitte schön. Aber soweit ich weiß, ist das Vermisstenamt immer noch der einfachste und schnellste Weg, Vermisste aufzuspüren. So, hier ist dein Zettel«, sagte er und reichte mir ein blaues Stück Papier.
Darauf stand mit schwarzem Kuli Vorgangsakte #9003041- Charlie Bravo und darunter Lucy Tucci, Mutter der Antragstellerin . Auf der Rückseite war ein Gutschein für eine Autowäsche.
»Danke«, murmelte ich.
»Nicht verlieren«, sagte er. »Sonst hast du keinen Anspruch auf deine Mutter. Komm in zehn bis vierzehn Werktagen wieder vorbei.«
Sie konnten mich im Vermisstenamt bald nicht mehr sehen. Ich wartete keine zehn bis vierzehn Werktage, sondern stand am nächsten Tag direkt wieder da, und am Tag danach und am darauffolgenden Tag auch. Die ganze Zeit wohnte ich mit J.Lo in Slushious am Stadtrand. Sie wollten uns etwas Besseres verschaffen, doch ich weigerte mich. Wir fuhren viel herum, damit man uns schlecht ausspionieren konnte (J.Lo musste hin und wieder sein Kostüm ablegen) und benutzten die Duschen und Toiletten auf dem Universitätsgelände. Ich trug Mom in die Vermisstenliste ein. Es gab eine Art Büro im Hinterzimmer eines leer geräumten Zoogeschäfts. Die Telefonleitungen funktionierten noch nicht sonderlich gut, doch sie hatten ein Kurzwellenradio, das sich, wie ich bald merkte, auf zweierlei Weise von einem normalen Radio unterschied. Erstens konnte man in ein Kurzwellenradio hineinsprechen. Wenn ein anderer auf der Frequenz unterwegs war, konnte er einen hören, und die Vermisstenlisten-Büros in den anderen Städten waren immer auf der passenden Frequenz zugeschaltet. Zweitens stehen die Leute, die Kurzwellenradios benutzen, total auf Kurzwellenradios. Ich musste mir von dem bleichen Phil einen vierzigminütigen Monolog über seins anhören.
J.Lo, Sau und ich kamen gut miteinander klar. Wir hatten nichts mehr zu essen, aber es gab ohne Ende Milchshake. J.Lo hatte recht gehabt. Obwohl es in den meisten stadtnahen Gebieten Teleklonmaschinen für Wasser und Lebensmittel gab, betrieben die Menschen weiterhin Ackerbau, weil der Milchshake wie geschlagene Pappe schmeckte.
Abends arbeitete J.Lo an der Teleklonzelle. Mich interessierte immer noch die verkohlte kaputte Ecke des Käfigs.
»Fehlt hier vielleicht etwas Wichtiges?«, fragte ich schließlich. »Ist sie schwer beschädigt?«
»Ich glaubs nicht. Wahrscheinlich zu fehlen nur ein paar Düsen. Brauchbar genug. Zappel nicht mits der Taschenlampe, bitte.«
»Bist du sicher? Ich meine, wenn wir das Ding je ausprobieren, möchte ich nicht auf der anderen Seite herauskommen und feststellen, dass mir ein Fuß fehlt oder so was.«
»Du wirst beide Füße anhaben. Der Schaden ist übrigens günstigs, er hat den Empfänger auszugeschaltet.«
»Und das ist gut?«
»Das ist gut. Mitohne Empfänger können keine Gorg mehr zu gemacht oder zu teleportiert werden. Mitohne Empfänger kann das Gorgschiff kein Selbstzerstörungskommando zu senden.«
»Das heißt, wenn die Boov die Zelle nicht an der richtigen Stelle getroffen hätten, hätte der Häuptling sie gar nicht erst mitnehmen können. Aber du kannst sie reparieren?«
»Pssts«, flüsterte J.Lo.
Weitere Kostenlose Bücher