Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
Vom Netzwerk:
als wir näherkamen.
    »Hey, ihr zwei«, sagte Tarnkappe. »Ist eure Mom oder euer Dad da drin?«
    Da war sie, die Frage, nicht wahr? Ich wollte antworten, doch es kam nichts. Als hätte ich vergessen, wie das ging. Zu viele Sekunden verstrichen.
    » JA «, sagte J.Lo mit seiner Moderatorenstimme. » UNSERE MOMMY IST ZUDRINNEN IM RIESENLAKEN. VIELEN DANK .«
    Ich riss mich zusammen. »Dürfen wir reingehen?«, fragte ich. »Bitte?«
    Die Männer tauschten einen Blick.
    »Hey, ich weiß, das hört sich blöd an«, sagte Tarnkappe zu J.Lo, »aber wir müssen dir wohl dein Kostüm ausziehen. Reine Routine.«
    Nachdem ich sie hektisch von JayJays Beschwerden mit dem Bellen und dem Beineanpinkeln überzeugt hatte, traten sie einen Schritt zurück. Doch das war es nicht, was uns letzten Endes ins Zelt brachte.
    »Bitte«, sagte ich. »Ich bin auf der Suche nach meiner Mutter. Sie heißt Lucy Tucci.«
    Auf einmal kamen die beiden Männer aus dem Lächeln nicht mehr heraus.
    »Das ist deine Mutter?«, fragte Bad Dog. »Oha, sie ist wunderbar. Sie hat uns dazu verholfen, dass das Wasser in unserem Wohnwagenpark schon drei Tage früher angestellt wurde.«
    »Dan Landry leiht ihr sein Ohr, so viel steht fest«, sagte Tarnkappe. Ich begriff nicht sofort, dass es sich um eine Redensart handelte.
    »Ich wusste, dass du hierher unterwegs bist«, fuhr Tarnkappe fort. »Aber ich dachte, du wärst allein.«
    »Nein«, murmelte ich. »Wir sind zu zweit.« Aber was wusste ich schon? Die Lucy Tucci in diesem Zelt hätte auch sechs Kinder haben können. Oder sie hatte zwölf, wog hundertfünfzig Kilo und war Chinesin.
    »Grüß sie schön von Bob Knowles«, sagte Tarnkappe. »Und Peter Goldthwait!«, sagte Bad Dog. Dann hoben die Männer die Zeltklappe an und wir schlichen hinein.
    »Nächstes Mal«, fauchte J.Lo, »würde ich gerne selbst zu bestimmen, welche Beschwerden ich habe, vielen Dank.«
    Das Zelt war mit weißen Weihnachtslichterketten ausgehängt und pickepackevoll. Alle sahen zur Bühne am anderen Ende. Dort stand ein rothaariger Mann im Muskelshirt mit Wikingertattoo auf der Brust. Die Zuschauer buhten ihn aus.
    »Keine Ahnung, wer der Besprechungsleiter sein soll«, seufzte ich. »Aber er sieht nicht einmal aus wie meine Mutter.«
    »Schnauze!«, sagte der Rothaarige. »Jetzt stehe
ich
auf der Bühne! Ich sage nur, jetzt, da wir alle unser Heim verlassen mussten, bietet sich die Chance für ein wahres Amerika. Dort ist Platz für die Anglo-Amerikaner, für die Farbigen und Platz für … Schnauze!«
    Das Buhen wurde immer lauter und ich war von Herzen dankbar dafür. Ich wollte über die Menge blicken, doch ich war klein für mein Alter und die Weihnachtslämpchen gaben nur ein mattes bernsteinfarbenes Licht, in dem ich schlecht sehen konnte.
    Ich packte J.Lo am Arm und schleifte ihn durch die Zuschauer zum Bühnenrand. Wir kamen nur langsam voran und ernteten viele böse Blicke. Ich sah den Leuten ins Gesicht und dachte mehrmals, ich hätte Mom entdeckt, aber dann war sie es doch nicht.
    Eine Zeit lang blieb es ruhig. Ich hörte nur das Echo meines Herzschlags. Die letzten beiden Minuten der Rede des Rothaarigen bestanden wahrscheinlich aus einer Fluchtirade, insofern war es bestimmt ganz gut so.
    Und dann hatte ich sie plötzlich gefunden.
    Rotschopf ging von der Bühne und meine Mom trat aufs Podium. Sie hob die Hände und nickte den Zuschauern zu, die ihn weiterhin verhöhnten. Sie war die Ruhe in Person. Dabei strahlte sie wie eine Kerze im Scheinwerferlicht.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte sie. »Es ist euer gutes Recht. So wie es sein gutes Recht ist, nicht wahr? Ihr müsst seine Worte nicht gutheißen, aber es macht uns zu Amerikanern, ihn ausreden zu lassen. Und es macht uns menschlich, wenn wir andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. So bin ich jedenfalls erzogen worden.«
    Verwundert beobachtete ich, wie das Gebuhe verstummte und sogar hier und da welche nickten und riefen: »Stimmt!«, ob ihr’s glaubt oder nicht.
    »Und jetzt sollten wir die Gelegenheit nutzen, über alles zu diskutieren, was die Redner heute Abend vorgebracht haben. Möchte vielleicht jemand aufs Podium kommen?«, fragte Mom und ließ den Blick durch das Zelt schweifen. »Heben Sie doch bitte die Hand«, sagte sie und die Hände schossen hoch. »Wer möchte gern … oh, gut, eine ganze Menge. Äh … wieso beginnen wir nicht mit …«
    Dann landete ihr Blick direkt auf mir und das Wort, das sie sagen wollte, kam nicht

Weitere Kostenlose Bücher