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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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es so heiß, dass der Asphalt schmolz. Das ist keine Redensart. Man konnte über einen Parkplatz an der Uni gehen und die Schuhe sanken wie in Teig ein. J.Lo sagte, bei so einer Hitze würde man am liebsten paarweise Tiere fangen und in einem großen Wasserglas mit Luftlöchern im Deckel halten. Er musste sein Geisterkostüm die ganze Zeit feucht halten, weil seine Haut sonst ausgetrocknet wäre. An der Treppe vor dem Vermisstenamt kippte er sich einen Eimer Wasser über den Kopf
    Ich wollte gerade in meine übliche Routine verfallen und im Vermisstenamt »Wo ist meine Mom?« rufen und dann Mitch zuhören, der mir die Leviten liest und sagt »du musst eben Geduld haben!«, während J.Lo durchs Büro ging und Sachen aß. Wir hatten die Treppe zur Hälfte geschafft, als hinter uns Phil von der Vermisstenliste nach mir rief.
    »Gratuity! Gratuity!« Er rief immer weiter, obwohl wir längst stehen geblieben waren und auf ihn warteten. Als er da war, keuchte er aus gutem Grund. Männer wie Phil sind nicht zum Rennen gebaut, sondern sollten vorm Radio sitzen und sich lockige rote Lincoln-Bärte wachsen lassen, bis ihre Kahlköpfe, wenn man die Augen zusammenkneift, aussehen, als säßen sie verkehrt herum auf den Hälsen.
    »Wieso«, fragte Phil außer Atem, »kneifst du die Augen zusammen?«
    »Nur so. Was ist los?« Dann fiel der Groschen.
    »Haben Sie meine Mutter gefunden?«
    Phil nickte. Er nickte kräftig, als wollte er sich einen Käfer vom Schädel schütteln. Danach musste er sich hinsetzen und den Kopf zwischen die Knie legen.
    »Sie ist in der Nähe von Tucson«, sagte er eine Minute später. »Dort lebt sie in einem Casino. Sie ist total aufgeregt, weil sie seit Wochen auf der Suche nach dir ist.«
    Ich fiel J.Lo um den Hals, und Phil auch. Er roch nach Milch. Dann gingen wir aufs Amt und sagten ihnen, sie müssten nicht weitersuchen.
    »Ich glaube, du irrst dich?«, sagte Mitch leicht verstört. Wie üblich, standen seine Helfer hinter ihm und ich fragte mich unwillkürlich, ob sie gleich etwas zu tun bekamen.
    »Nein«, antwortete Phil. »Wir sind uns sicher. Sie lebt im Gebiet von Papago südlich von Tuscon im Diamond Sun Casino.«
    »In Tuscon?«, brauste Mitch auf. »Tuscon. Tut mir leid, aber da haben wir gründlich gesucht? Ich habe persönlich Nachforschungen angestellt. Ich gab Williams Bescheid, dass ich das selbst übernehmen wolle.«
    Meine Hoffnung schwächelte. Ich traute Mitch nicht sonderlich viel zu, doch wenn er nun recht hatte? Ich machte mir kaum noch Hoffnungen.
    Mitch hatte immer weitergeredet. »Und aus der Gegend haben wir die zuverlässigsten Volkszählungszahlen. Michaels! Wie hoch ist der Anteil der neuen Bevölkerung von Tucson, den wir bereits protokolliert haben?«
    »Zweiundvierzig Prozent, Sir.«
    »Zweiundvierzig Prozent! Das ist ja richtig gut!«, sagte Mitch. »Das musst du zugeben? Dass das so kurz nach dem Tag Des Umzugs richtig gut ist?«
    Es hörte sich gut an.
    »Ach, nein«, sagte Michaels. »Entschuldigung, das war doch keine Vier, sondern eins von diesen ›kleiner als‹-Zeichen. Weniger als zwei Prozent. Ich dachte, es wäre eine Vier.«
    Mitch atmete hörbar aus. Ich tauschte einen Blick mit Phil. J.Lo saß in einer Ecke und leckte den Klebstoff von einem Post-it.
    »Michaels«, sagte Mitch. »Bringen Sie mir die Akte Lucy Tucci?«
    Michaels zögerte. »Es gibt sicherlich mehrere«, sagte er.
    »Sie ist dreißig«, half ich aus. »Dunkle Haare. Hat eine Tochter namens Gratuity.«
    »Schwarz«, sagte Mitch.
    Ich verschluckte mich. »Schwarz?«
    »Entschuldigung«, sagte Mitch. »Ist dir afroamerikanisch lieber?«
    »Äh, nein, eigentlich wäre es mir lieber, wenn Sie Weiß sagen würden, denn das ist sie.«
    »In der Akte steht, dass sie schwarz ist.«
    »Wollen Sie sich wirklich mit mir darüber streiten?«
    Mitch wirkte erschöpft. »Ich habe ›schwarz‹ notiert.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Sie das aufschreiben sollen«, sagte ich und dann kapierte ich, was los war. »Haben Sie etwa die ganze Zeit gesagt, alle sollen nach einer schwarzen Frau suchen?«
    Genau so war es. Das Amt hatte seine Version von Moms Beschreibung rausgeschickt, während die von der Vermisstenliste nach einer Lucy Tucci gesucht hatten, die eine Tochter mit Namen Gratuity hatte.
    Mitch wollte darüber hinweggehen und wandte sich an Phil. »Was haben Sie gesagt, wo sie ist?«
    »Wir haben gehört, dass sie mit anderen an einem Ort wohnt, der als Diamond Sun Casino bezeichnet

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