Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
Japaner schienen mich jedenfalls für eine Art lebenden Comic-Charakter zu halten, sie waren völlig von den Socken. Dieter konnte nach unserem Bummel sämtliche Digitalkameras problemlos bedienen, so viele Schnappschüsse hatte er von mir mit begeisterten asiatischen Damen machen müssen.
Dabei hatten mich alle vorher gewarnt, ich solle nicht allzu große Erwartungen haben. Die Japaner, hieß es, leben auf einer Insel, das sei so ähnlich wie in Großbritannien. Eine Freundin hatte gesagt: »Relevant ist bei denen nur, was aus Japan kommt. Der Rest der Welt ist uninteressant, selbst Hollywood liegt auf einem anderen Planeten.« Aber was mich betraf, schienen mal wieder andere Gesetze zu gelten. Nichts, über das ich mich beschweren wollte.
Mir fiel bei den Japanerinnen ein bemerkenswertes Bewusstsein für Mode und Stil auf – und vor allem hatten sie Mut, nicht langweilig zu sein. Niemals würde man eine Japanerin in einer formlosen »Funktions-Jacke« sehen, es sei denn, sie macht gerade eine Trecking-Tour.
Stattdessen waren die japanischen Frauen ab etwa Mittezwanzig schon zur Teatime sehr bewusst gestylt, mit taillierten Kostümen und eleganten Pumps. Die jungen Mädels liefen dagegen total verrückt herum mit unglaublich kurzen Röcken und sexy Kleidchen zu ganz hohen Schuhen. Und alle waren sie sehr süß zurechtgemacht, mit Zöpfchen und Schleifen und Gürtelchen, Blumen im Haar und buntem Schmuck. Meine Mode verbindet beide dieser Stile, sie ist gleichzeitig elegant und verspielt. Lady, Mädchen und eben Prinzessin. Wahrscheinlich schloss ich damit eine Lücke und rannte deshalb mit meinem Angebot in Japan offene Türen ein.
Und noch etwas hat mich sehr beeindruckt: Die Japanerinnen waren alle gertenschlank. Dabei hatte ich genau beobachtet, wie sie im Café alle mit doppelten und dreifachen Portionen vom Kuchenbuffet zurückkamen, während ich mir schon ein einziges Stück Torte verkneifen musste. Von wegen: Die essen in Japan alle nur Sushi. Dass der Japan-Trip nicht gerade eine Fastenkur war, lag allerdings auch an unseren japanischen Gastgebern vom Shop Channel, sie verwöhnten uns nach Kräften. Abends wurden wir in die besten Restaurants und exklusivsten Clubs der ganzen Stadt ausgeführt. Darum war ich sehr froh, dass das Ritz-Carlton in Tokio einen Fitness-Bereich hatte, wo man einige überschüssige Kalorien verbrennen konnte.
Doch als ich ins Spa herunterkam und mir ein paar Handtücher für mein Training leihen wollte, wurde ich direkt gestoppt. Die Mitarbeiterin am Tresen deutete auf das Tattoo auf meiner Brust, von dem nur ein winziges Stückchen aus dem Shirt herausguckte.
»Es tut mir sehr leid, aber das müssen Sie abdecken. Wenn sich jemand davon gestört fühlt, kann er die Polizei rufen – und dann werden Sie verhaftet.«
»Verhaftet?«, fragte ich ungläubig. Sie nickte.
Ich war baff. Da dachte ich, ich hätte mich hervorragend vorbereitet, weil ich mich schon vor unserer Abreise nach allenmöglichen Verhaltens- und Höflichkeitsregeln erkundigt hatte – wann man sich wo wie stark verbeugen muss und all diese Dinge –, und dann so was. Da hätte ich aus reiner Unwissenheit sogar in der Zelle auf der Polizeistation landen können, weil Tätowierungen in Japan als anstößig gelten. Und Tattoos habe ich einige. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste mir ein »züchtigeres« T-Shirt aus dem Zimmer holen und Schwimmen und Sauna mangels Ganzkörper-Badeanzug ausfallen lassen.
Ein paar Wochen nachdem wir aus Japan wieder zurück in Berlin waren, lief in Deutschland der Film Brüno an. Darin spielt der britische Komiker Sacha Baron Cohen einen schwulen österreichischen Modejournalisten. Plötzlich bekam ich zig Anrufe und Interviewanfragen. Aber nicht wegen meiner Mode, sondern weil Baron Cohen Reportern erzählt hatte, ich sei das Vorbild für seine Figur gewesen. In dem Moment wurde mir einiges klar …
Es war etwas mehr als ein Jahr her. Damals hatte das Management von Sacha Baron Cohen bei uns angerufen, um einen Termin mit mir auszumachen. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade in München bei HSE24 und wahnsinnig gestresst. Das Teleshopping fraß Zeit, und ich kam mit der Arbeit an neuen Entwürfen kaum hinterher. Dieter hatte den Anruf angenommen, und ich fragte: »Um was geht es denn?« Doch das hatte Baron Cohen nicht enthüllt, er wollte mich einfach mal kennenlernen.
Ich sagte spontan ab. Wenn man mir nicht sagen kann, was man von mir will, dann ist mir das zu
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