Harald Glööckler - Glööckler, H: Harald Glööckler
erhalten, nachdem die Kölner routinemäßig einen Zusammenschnitt der Sendung nach London geschickt hatten.
»Die haben mich nur gefragt: Who’s that man? – Wer ist dieser Mann?«, berichtete mir der Granada-Boss nun. Dann erfuhr ich, dass Kromschröder daraufhin zunächst ohne mein Wissen nach England geflogen war und mit der gesammelten Mannschaft noch einmal die DVD mit meinem Auftritt angeschaut hatte.
»Und was bedeutet das jetzt für mich?«, wollte ich wissen.
»Wenn Sie wollen, einiges«, sagte er. »Können wir uns treffen?«
Ich flog nach Köln und fuhr dann weiter mit dem Taxi in die Einöde des Industriegebiets in Ossendorf. Nichts als plattes Land, Äcker, ein paar Bäume – und dazwischen ein Komplex riesiger, schmuckloser Büros und Produktionshallen. Hier schlägt das Herz der TV-Metropole Köln, hier sitzen die meisten privaten Sender und Produktionsfirmen. Auch Granada TV.
Man erwartete mich schon, und nach ein bisschen Small Talk zur Begrüßung kam er gleich zum Eingemachten.
»Ich war also in London, und jeder war von Ihnen begeistert. Herr Glööckler, was halten Sie von einer eigenen Show in London?«, fragte er. »Eine richtige Show – keine Verkaufssendung.«
Eine Show in London. Die Worte musste ich erst mal verdauen. Das war nicht nur eine andere Dimension als Teleshopping. Das war eine andere Galaxie. Eine Idee war, dass ich als eine Art Promi-Reporter für ITV durch England reise, zum Pferderennen in Ascot, und in Pubs auf dem Dorf gehe oder vielleicht auch zum Empfang der Queen. Ich musste plötzlich grinsen, denn im Grunde hieße das, so etwas Ähnliches zu machen wie Sacha Baron Cohen als Brüno – nur, dass ich nicht eine fiktive Person, sondern allein mich selbst spielen würde. Dazu wollte man die U-Bahnen, Busse und Städte plakatieren: Who the hell is Harald Glööckler?
Doch der Granada-Boss hatte noch mehr Überraschungen in seiner Wundertüte. Er wollte mich nicht komplett an die Engländer verlieren und hatte sich für mich auch schon ein Format in Deutschland ausgedacht: eine eigene Styling-Show, in der ich Damen vor laufender Kamera in Prinzessinnen verwandeln sollte. Außerdem fragte er mich, ob ich daran interessiert sei, in der nächsten Staffel der Tanz-Show Let’s Dance in derJury zu sitzen – eine der Kandidatinnen sei eine Freundin von mir, orakelte er.
»Wer denn?«, wollte ich wissen.
»Brigitte Nielsen«, gab er zurück.
Ich antwortete: »Muss ich mich eigentlich für irgendwas entscheiden, oder kann ich einfach alles machen?«
Das Treffen in Ossendorf ist noch nicht so lange her. Bei Let’s Dance habe ich aus dem Stand die Herzen vieler Zuschauer erobert, die mich bisher nur vom Teleshopping oder gar nicht kannten. Vor der ersten Sendung hatte ich echtes Lampenfieber, ich war es gewohnt, eigene Shows zu machen, zu agieren, nicht nur zu reagieren. Doch meine Nervosität war wie weggeblasen, sobald die Scheinwerfer aufflammten und das rote Licht, das »auf Sendung« signalisiert, auf den Kameras leuchtete. Ich genoss die schöne Musik und die Tänze, schon allein deswegen hätte sich das Mitmachen gelohnt. Aber es kam noch besser.
Die Fanpost, die ich bereits nach der ersten Ausstrahlung bekam, zeigte mir, dass meine Entscheidung für Let’s Dance goldrichtig gewesen war. Die Leute, die mir schrieben, hatten begriffen, welche Mühe ich mir jedes Mal gab. Sie lobten die Outfits, das Make-up und das Styling, das ich trug, um die Kunstfigur Harald Glööckler in Szene zu setzen. Dabei liebten die Leute meine dazu in Kontrast stehende Ehrlichkeit, wenn ich vor der Kamera offen darüber sprach, dass ich mir Botox spritzen ließ oder mir Extensions ins Haar hatte machen lassen. Und sie waren begeistert, dass ich – »der wild aussehende Typ mit den vielen Tattoos und den gigantischen Oberarmen«, wie es ein Fan formulierte – für alle Tänzerinnen und Tänzer immer ein lobendes Wort fand. Einfach, weil ich der Ansicht war, dass die Kandidaten, jeder und jede einzelne, das mehr als verdient hatten für das harte Training.
Die Presse sprach schnell von der »Weisheit des HaraldGlööckler« und nannte mich »Mann des Volkes«. Mit gezielten Sprüchen ließ ich die kleinen Spitzen des Moderators und des »Bad Guy« in der Jury, Joachim Llambi, einfach an mir abprallen – mit dem Ergebnis, dass ich am nächsten Tag überall von meinem Charme las. So etwas macht mich glücklich.
Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem
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