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Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt

Titel: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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meine Geldbörse, das Messer und die Hutschachtel, die man mir geschenkt hatte. Mir schoss durch den Kopf, dass es vielleicht besser wäre, sie heute noch zu öffnen. Vielleicht musste der Inhalt im Kühlschrank aufbewahrt werden, oder es handelte sich um etwas Lebendes oder war extrem wichtig. Aber ich war einfach zu müde dazu. Wenn dem so wäre, hätte man mich beim Schenken schon darauf hingewiesen. Als das Telefon verstummte, leerte ich in einem Zug den Rest des Whiskeys, löschte das Licht am Kopfende und schloss die Augen. Im selben Augenblick, als hätte es darauf gewartet, umfing mich das große, schwarze Netz des Schlafes. Sei’s drum, dachte ich noch.

    Als ich erwachte, war es ringsum dämmerig. Die Uhr zeigte 6:15, ob Morgen oder Abend, wusste ich nicht. Ich zog mir Hosen an, ging vor die Tür und schaute beim Nachbarapartment nach. Dort lag die Morgenzeitung, also war es Morgen. In solchen Situationen ist ein Abonnement sehr nützlich. Vielleicht sollte ich auch eine Zeitung abonnieren.
    Ich hatte etwa zehn Stunden geschlafen. Mein Körper brauchte noch Ruhe, und da ich ohnehin den ganzen Tag nichts zu tun hatte, hätte ich mich noch einmal hinlegen können, aber ich besann mich eines Besseren und blieb auf. Das schöne Gefühl, gemeinsam mit einer neuen, unverbrauchten Sonne aufzustehen, lässt sich so leicht durch nichts ersetzen. Ich duschte gründlich und rasierte mich. Dann absolvierte ich meine übliche zwanzigminütige Gymnastik und frühstückte, was es so gab. Der Kühlschrank war fast leer, ich musste ihn wieder auffüllen. Ich setzte mich an den Küchentisch, trank Orangensaft und stellte dabei mit Bleistift auf Notizpapier eine Einkaufsliste zusammen. Ein Blatt reichte nicht, ich brauchte zwei. Da der Supermarkt aber noch nicht auf hatte, beschloss ich, zu Mittag draußen zu essen und danach einzukaufen.
    Ich warf die schmutzigen Sachen aus dem Wäschekorb im Bad in die Waschmaschine und säuberte dann in der Spüle meine Tennisschuhe, als mir plötzlich das mysteriöse Geschenk des Alten wieder einfiel. Ich ließ den halb gewaschenen rechten Tennisschuh Schuh sein, trocknete mir mit einem Küchentuch die Hände, ging ins Schlafzimmer und hob die Hutschachtel an. Sie war nach wie vor leicht für ihre Größe. Eine irgendwie unangenehme Leichtigkeit. Sie war leichter, als sie hätte sein dürfen. In meinem Kopf klickte es. Eine Art berufliche Intuition, nichts, was sich auf etwas Konkretes gründete.
    Ich schaute mich im Zimmer um. Es war merkwürdig still, so still, als wäre der Ton weggenommen worden. Ich räusperte mich – es klang nach Räuspern. Ich klappte das Messer auf und schlug mit der Rückseite der Schneide ein paar Mal leicht gegen den Tisch: Es kamen echte und richtige Klopfgeräusche. Wenn man einmal Tonlosigkeit erfahren hat, wird man Stille gegenüber offenbar eine Zeit lang misstrauisch. Dann machte ich die Balkontür auf. Herein drangen Verkehrsgeräusche und Vogelgezwitscher, das beruhigte mich. Evolution hin, Evolution her, die Welt hatte ihre Geräusche zu haben.
    Dann zerschnitt ich vorsichtig, um den Inhalt des Päckchens nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, das Klebeband. Ganz obenauf lag zerknülltes Zeitungspapier. Ich entfaltete ein paar Blatt und las darin, aber es gab nichts Auffälliges, es war eine ganz normale, drei Wochen alte Tageszeitung, eine Mainichi; ich holte eine Mülltüte aus der Küche und warf die Zeitung hinein. Die Hutschachtel war mit ungefähr vierzehn Ausgaben gestopft, Zeitungen für zwei Wochen. Ausschließlich Mainichi. Darunter kam weiches, kinderfingerlanges Füllmaterial aus Polyäthylen oder Styropor zum Vorschein. Ich schöpfte es mit beiden Händen aus der Schachtel und schmiss es in die Mülltüte. Was die Hutschachtel enthielt, wusste ich nicht, aber das Geschenk machte jedenfalls Mühe. Als das Polyäthylen beziehungsweise Styropor etwa zur Hälfte draußen war, kam etwas wieder in Zeitungspapier Verpacktes zum Vorschein. Langsam hatte ich es satt, holte mir aus dem Kühlschrank in der Küche eine Dose Coca-Cola, setzte mich aufs Bett und trank sie in Ruhe aus. Dann kürzte ich mir erst einmal mit dem Messer die Fingernägel. Auf der Veranda erschien krächzend der Vogel mit dem schwarzen Brustgefieder und pickte wie immer die Brotkrumen auf, die ich auf den Tisch gestreut hatte. Ein friedlicher Morgen.
    Schließlich nahm ich mich zusammen, ging zum Tisch und zog sachte das zeitungsverpackte Etwas aus der Schachtel. Das Papier

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