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Hard Man

Hard Man

Titel: Hard Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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ja?«, sagte Wallace. Er glaubte es nicht. Er hatte sie nicht umgebracht. Das war unmöglich. Er hatte sie nur angefahren, ein zärtlicher kleiner Klaps, hatte sie umgehauen. Ein paar gebrochene Knochen vielleicht, aber sie konnte doch nicht tot sein. So konnte man ihn doch nicht verarschen.
    »Raus hier!«, sagte er zu dem Sanitäter, der sich das nicht zweimal sagen ließ. Wallace schloss die Tür hinter ihm.
    Mit May alleine, beugte Wallace sich über das Leichentuch. Zog das Laken zurück. Sie hatte die Augen geschlossen und schien nicht zu atmen. Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
    Sie war warm.
    Ihre Augen gingen auf. Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Ich hab dich immer geliebt, weißt du?«, flüsterte sie.
    Sie lebte. Der Scheißsani war ein beschissener Lügner. Billiger Trick, ihr das Laken über den Kopf zu ziehen. Man hätte denken sollen, die kleine Klugscheißerin hätte sich was Originelleres einfallen lassen.
    »Küss mich«, sagte sie. »Ich will nicht einsam sterben.«
    Er drückte die Lippen auf ihre. Brauchte gar nicht zu überlegen. Er liebte sie auch. Deshalb musste er sie ja umbringen. Aber vorher konnte er ihr noch einen Abschiedskuss geben.
    Er dachte gerade, wie teilnahmslos ihre kalten, trockenen Lippen waren, als er etwas Scharfes spürte, das sich in seinen Nacken bohrte.
    Der Gestank bei Jesus’ Käfig war fürchterlich. Es war Pearce schleierhaft, wie der arme Teufel darin hatte leben können. Vermutlich hatte er gar keine Wahl gehabt. Aber trotzdem. In der offenen Käfigtür lag ein Scheißeimer, und obwohl Pearce wirklich dringend pissen musste, konnte er sich nicht überwinden. Schon beim Gedanken, einen Blick in den Eimer zu werfen, drehte sich ihm der Magen um. Er verzichtete daher. Hielt es ein. War gar nicht so schwer, da er seit seiner Ankunft hier praktisch nichts zu trinken gehabt hatte.
    Nirgendwo die Spur eines Hammers. Und die selbst gebastelte Schiene für seinen gebrochenen Finger würde warten müssen, bis er in ein Krankenhaus kam.
    Pearce entfernte sich, leicht hinkend wegen der schmerzenden Rippen, von dem Eimer und wartete, die Nagelpistole in der guten Hand, neben der Tür. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er das Licht ausmachen oder anlassen sollte. Die Chance, Wallace nageln zu können, erschien größer, wenn es dunkel war. Auf diese Weise hatte Wallace das Licht im Rücken, und Pearce war von der Dunkelheit geschützt. Das musste ein Vorteil sein. Aber dann dachte er sich, dass Wallace, wenn er zurückkam, schon auf den ersten Blick merken würde, dass das Licht aus war, anders als er sie zurückgelassen hatte. Trotzdem würde er einen Moment brauchen, um sich dessen bewusst zu werden, weil er nicht darauf gefasst war. Sein erster Gedanke würde sein, dass da was nicht stimmte. Und Pearce konnte ihn nageln, bevor ihm genau klar wurde, was es war. Pearce musste nur aufpassen, dass er nicht aus Versehen May erwischte.
    »Was meinst du?«, fragte Pearce Jesus. »Licht an oder aus?«
    Es war jedoch eine Viertelstunde her, dass Jesus irgendwas Zusammenhängendes von sich gegeben hatte. Er brabbelte fast pausenlos vor sich hin und hörte nur auf, um gelegentlich zu atmen. Er schaute Pearce nicht mal an, sondern konzentrierte sich stattdessen darauf, sich mit der freien Hand gegen den Kopf zu schlagen, den Namen von Wallace zu murmeln und etwas über große Zähne und Poesie zu brummein.
    Pearce drückte den Lichtschalter, und es wurde dunkel. Jetzt konnte er nur noch abwarten.
     
    Da das Auto von Wallace nicht vor dem Haus parkte, schloss Flash, dass Wallace noch nicht zu Hause war, aber ihm fiel nicht ein, was er machen sollte, außer auf ihn zu warten. Was okay war. Er konnte so lange warten, wie es sein musste.
    Von einer Alarmanlage war nichts zu sehen, Flash musste es also drauf ankommen lassen. Wenn er vorgehabt hätte, einzubrechen, hätte er die Gegend ordentlich ausbaldowert, aber dazu war keine Zeit. Es gefiel ihm nicht, denn er war von Natur aus neugierig, doch er musste über seinen Schatten springen und handeln. Größeres stand auf dem Spiel.
    Flash holte die Schlüssel, die May ihm gegeben hatte, aus der Tasche. Er war nicht davon überzeugt, dass sie passen würden, obwohl May behauptet hatte, Wallace hätte die Schlösser auf keinen Fall ausgetauscht, da er nie damit gerechnet hätte, dass sie zurückkam. Flash probierte sie aus, und sie funktionierten.
    Kein Alarm, es sei denn, es war ein lautloser und, na ja, wenn ja,

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