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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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wusste, dass ich als Mensch einst lapidar Frank Norton geheißen hatte, bevor die Wissenschaftler mir einen markigen Vampirnamen verpassten.
    »Sie haben nichts zu befürchten«, sagte die Stimme aus dem Nichts und vor mir offenbarte sich eine Gestalt. Ein kleiner Mann im schwarzen Boss-Anzug, weißes Hemd und Fliege, schmale, blanke Schuhe und eine Bügelfalte, mit der man Käse schneiden konnte. Der Kopf rund, die dünnen Haare nach hinten gekämmt. Gerichtsvollzieher oder Sargtischler.
    Ein Invisiblo!
    Liebe Güte, er zeigte sich mir. Sie zeigten sich nie !
    Und wer sie sah, musste sterben!
    Ich schluckte und versuchte, Haltung zu bewahren. »Ich hoffe, Sie beobachten mich nicht auch bei intimen Dingen, oder?«, fragte ich flapsig.
    Er lächelte sanft. »Ich verstehe Ihre Nervosität, Sir. Mir würde es an Ihrer Stelle nicht anders ergehen.« Er schnippte mit den Fingern und neben ihm wuchsen zwei weitere Gestalten aus dem Nichts. Auch im schwarzen Boss, einer Typ Banker, der andere ein Blues Brother. Alle drei wirkten ungefähr so gefährlich wie drei Schnecken auf dem Weg zum nächsten Kohlkopf.
    Ich schnappte nach Luft und der Kleine in der Mitte öffnete seinen Anzug, zog einen Gegenstand aus Metall hervor, der aussah wie eine Red-Bull-Dose und Wusch!, fuhr Darth Vaders Schwert aus. Es leuchtete nicht und war nicht farbig, sondern eindeutig aus feinstem Stahl, vermutlich zigfach gefaltet und mit Magie besprochen.
    Ich rechnete meine Optionen aus und begriff, dass ich keine Chance hatte. Nicht gegen drei von ihnen.
    Zupsch!, zog sich die Klinge in die Koffeinbüchse zurück.
    »Sie glauben an den Mythos, man dürfe keinen Invisiblo sehen, ohne zu sterben, habe ich recht?«, fragte der Kleine.
    Der Blues Brother grinste.
    Der Banker runzelte die Stirn.
    »So ähnlich«, sagte ich.
    »Noch leben Sie, Mr Morgus.«
    »Und wie lange noch?«
    Der Kleine kicherte wie ein fettes Kind. So also sahen die übelsten Killer der Welt aus? Er stemmte die Hände in die Hosentaschen und sagte freundlich: »So lange, wie Sie sich gegen Horatio zur Wehr setzen können.«
    »Horatio?« Ich musterte das Dosen-Schwertgriff-Ding und suchte den Einschaltknopf.
    »Ach das … reine Routine, Mr Morgus.« Er steckte die Waffe ein. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sollten wir uns setzen, Sir.«
    »Oh ja, entschuldigen Sie. Klare Sache. Warum biete ich Geisterkillern, die sich in meiner Wohnung materialisieren, keinen Platz an, nicht wahr? Schlechte Kinderstube. War wohl zu lange in Hangar IV. Das wissen Sie vermutlich, sonst hätten Sie mich nicht Norton genannt.«
    »Eines nach dem anderen«, sagte der Kleine und die drei Anzugträger setzten sich. Zwei in je einen Sessel, und der Blues Brother teilte sich mit mir das edle Sofa. Hoffentlich hatte er kein Blut an den Klamotten. Hatte 5000 Dollar gekostet, das bequeme Teil, gekauft während eines sinnlosen Kaufrausches, der mich gepackt hatte wie Carrie Bradshaw, wenn sie Manolo Blanics sah.
    Ich wartete, stets darauf bedacht, mich nicht so ohne Weiteres massakrieren zu lassen.
    »Selbstverständlich dürfen Sie nicht erwarten, dass wir Ihnen unsere Namen nennen«, sagte der Kleine. »Aber Sie sollen wissen, dass wir es nicht auf Sie abgesehen haben.«
    »Aha«, sagte ich. »Dann hat Joe Hall seinen Kopf wahrscheinlich nur deshalb verloren, weil er sich beim Rasieren geschnitten hat?«
    »Er hat seinen Kopf verloren, weil er Pech hatte.«
    »Pech?«
    »Der Teufel hatte ein Auge auf Sie, Mr Morgus, sonst wären auch Sie tot. Joe Hall war einigen sehr einflussreichen Leuten ein Dorn im Fleisch. Diese engagierten Horatio, einen abtrünnigen Invisiblo. Horatio tötete erst Mr Hall und anschließend sollte er sich um Sie kümmern.«
    Ich versuchte, das auf die Reihe zu kriegen.
    »Joe Hall war ein Maradok«, sagte der Kleine.
    »Ein was ... ?«, fragte ich.
    »Ein Maradok, also ein Mann, der sich in den Geist anderer Menschen schleicht und ihnen die Gedanken, die Ideen, die Kreativität, raubt. Alle Bands, alle Musiker, mit denen er arbeitete, brachten nach der Produktion mit ihm nichts mehr auf die Reihe. Sie waren leer. Einige von ihnen fingen an zu saufen, ein paar starben an anderen Drogen. Es ging das Gerücht, Hall wolle eine Plattenfirma gründen und die gesammelte Kreativität darauf verwenden, Bands zu casten, denen er die Stücke auf den Leib schneiderte. Die perfekten Hits sozusagen, ein Surrogat aus allen Ideen, die er sich zueigen gemacht hatte. Es gibt einige Hometapes, die man

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